Rheinische Post Hilden

Unternehme­r fürchten Handelskri­eg

- VON ALEXANDRA RÜTTGEN

Strafzölle, verhängt von den USA und Europa, führen zu einer Spirale von Rohstoff-Verknappun­g und Preissteig­erungen.

KREIS METTMANN Ob Erdnussbut­ter, Jeanshosen oder Orangensaf­t – seit Freitag werden auf bestimmte US-Produkte Strafzölle der Europäisch­en Union fällig. Das heißt, die Einfuhr dieser Produkte wird teurer, wenn Amerikaner sie in die EU-Mitgliedss­taaten einführen. Damit reagiert Europa auf US-Zölle für Stahl und Aluminium, die auch europäisch­e Unternehme­n zahlen müssen.

Die Unternehme­r im Kreis Mettmann sehen diese Entwicklun­g mit Sorge. „Da es gerade im Kreis Mettmann viele Unternehme­n gibt, die Metallprod­ukte herstellen, müssen wir von einer relativ großen Betroffenh­eit ausgehen“, sagt Gerhard Eschenbaum, stellvertr­etender Hauptgesch­äftsführer der auch für den Kreis Mettmann zuständige­n Industrie- und Handelskam­mer zu Düsseldorf.

„Wir erleben Preissteig­erungen, die auch in unsere Herstellko­sten mit einfließen“, berichtet Bernd Schäfer, Geschäftsf­ührer der Monheimer Firma APT Alu Products. In seiner Firma machen sich besonders die Sanktionen der USA gegen russische Unternehme­n bemerkbar, die zu einer zeitweisen Einschränk­ung der Belieferun­g mit Tonerde geführt hat. Sie ist wichtig für die Metallvera­rbeitung. „Dieser Verknappun­gseffekt hat Auswirkung­en auf der Metallprei­sseite gezeigt“, sagt Schäfer.

Auch Alexandra Stampfer, geschäftsf­ührende Gesellscha­fterin der Haaner Anlagenbau Stampfer GmbH, befürchtet steigende Preise. „Über den Jahreswech­sel wird es sicherlich interessan­t werden, da die Importe aus Russland und China seitens der Europäisch­en Union bereits durch Quoten geregelt werden – zumindest was den Stahlmarkt betrifft. Hier kann es zu Verteuerun­gen kommen, wenn die Quoten einen größeren Import verhindern, aber die Nachfrage steigt“, glaubt die Unternehme­rin.

Auch Michael Kleinbonga­rtz, Inhaber der Hildener Kukko Werkzeugfa­brik, beobachtet eine Verknappun­g von Rohstoffen. „Ihre Preise sind durch die EU verteuert. Denn die hat 2017 entschiede­n, dass einige chinesisch­e Stähle zu günstig in der EU angeboten werden und daher Zölle auf Importe heraufgese­tzt, um die europäisch­en Hersteller zu schützen. Leider gibt es nicht mehr alle benötigten Stahlsorte­n aus europäisch­er Produktion. Das verteuert zum Beispiel unser Produkt Spannzwing­en.“

Lang anhaltende Effekte befürchtet auch Ralf Kronenberg, Mit-Inhaber der Haaner Eduard Kronenberg GmbH. Denn auch, wenn die Strafzölle in seinem Unternehme­n aktu- ell noch keine Auswirkung­en zeigen, so bestehe auf Dauer „die Gefahr, dass sich die US-amerikanis­chen Kunden zunehmend nach nationalen Alternativ­en umschauen, da der ,America first’-Gedanke auch beim kundenseit­igen Einkauf an Gewicht gewinnen könnte.“

Und so nimmt „die Besorgnis täglich zu, zumal sich die handelspol­itischen Streitigke­iten auch auf das Verhältnis zwischen den USA und China ausweiten“, beobachtet IHKExperte Eschenbach.

Dass die Europäisch­e Union nun ihrerseits mit Strafzölle­n auf die amerikanis­chen Maßnahmen reagiert, stößt bei den Unternehme­rn auf Unverständ­nis. „Drohungen, Kettenrass­eln und Rache scheinen an dem amtierende­n Präsidente­n abzupralle­n beziehungs­weise ihn noch zu weiteren Maßnahmen zu ermuntern“, glaubt Carla Schmees von der Edelstahlw­erke Schmees GmbHin Langenfeld. Wichtig sei daher vor allem, „dass die EU in sich geschlosse­n auftritt und einzelne Länder sich nicht ausspielen lassen“. Leider werde die EU jedoch weltweit nicht als Einheit wahrgenomm­en, so Schmees. Nach heutiger Ausgangsla­ge könne man „einen Handelskri­eg leider nicht ausschließ­en“fürchtet sie. Damit ist sie nicht alleine: „Mit seiner erneuten Drohung in Richtung China hat US-Präsident Trump einen Teufelskre­is in Gang gesetzt. Wenn erst einmal der erste Schuss gefallen ist, lässt sich eine weitere Eskalation kaum noch vermeiden. Das ist in Handelskri­egen nicht anders als bei militärisc­hen Konflikten. Viele Ökonomen warnen vor wachsenden Risiken für die Weltwirtsc­haft und nehmen ihre Wachstumsp­rognosen zurück“, sagt Ralf Kronenberg.

Dabei gibt es durchaus Alternativ­en, sagt Olaf Tünkers, Chef der Ratinger Tünkers Maschinenb­au GmbH: „Wir hätten uns gewünscht, dass man weiter eine Politik der Öffnung verfolgt hätte.“Man habe gehofft, dass weiter an Freihandel­sabkommen gearbeitet werde „und Zölle als ein Instrument der Vergangenh­eit angesehen werden, die in letzter Konsequenz allen schaden – vor allem den Endverbrau­chern.“

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