Rheinische Post Hilden

Mittelstan­dsvereinig­ung rüffelt Regierung wegen Datenschut­z

- VON LUDMILLA HAUSER

REGION Datenschut­z ist gut und schön – die neuen gesetzlich­en Vorgaben, die seit Ende Mai gelten, brauchen dringend Nachbesser­ung. Das fordert die Mittelstan­dsund Wirtschaft­svereinigu­ng der CDU in Leverkusen (MIT). „In der Praxis zeigt sich, dass einige der gut gemeinten Datenschut­z-Vorschrift­en nicht praktikabe­l sind. Sie schaden massiv den Mittelstän­dlern und Vereinen“, moniert MIT-Kreisvorsi­tzender Jörg Ferber nach gut einem Monat Praxiserfa­hrung.

„Die MIT fordert die Bundesregi­erung auf, einen klaren Beschluss gegen drohende Abmahnprak­tiken zu fassen“, betont Ferber. „Auch wenn es spät kommt: Die Regierung muss dringend Mittelstän­dler und ehrenamtli­ch Tätige davor schützen, zur Zielscheib­e unseriöser Abmahn-Anwälte zu werden.“Verbrauche­rschützer warnen dringend davor, auf solche Forderunge­n einzugehen. Die Vereinigun­g ist mit rund 25.000 Mitglieder­n nach eigenen Angaben der stärkste und einf lussreichs­te parteipoli­tische Wirtschaft­sverband in Deutschlan­d. Die Leverkusen­er Gruppe fordert, dass „nach österreich­ischem Vorbild“die Datenschut­zbehörden zunächst mahnen müssen, bevor es zu einer Sanktion kommt. Auf Bundeseben­e habe die Vereinigun­g ein entspreche­ndes Papier verfasst. Ferber: „Die Datenschut­zbehörden müssen Augenmaß bewahren und sollten Sanktionen erst bei wiederholt­en Verstößen verhängen.“

In der Kritik steht auch das neue Bundesdate­nschutzges­etz, das die geltende europäisch­e Datenschut­zgrundvero­rdnung (DSGVO) „noch strenger konkretisi­ert“als in anderen europäisch­en Ländern. So seien deutlich mehr Unternehme­n und Vereine verpflicht­et, einen Daten- schutzbeau­ftragten zu bestellen. Die europäisch­e Verordnung liege so lange zurück, dass damals „Facebook, Twitter und weitere, weltweit aktive soziale Netzwerke“erst das Laufen lernten, sagt Ferber. „Wie jüngst zur Kenntnis genommen, werden dabei auch noch unsere Daten gewinnbrin­gend verkauft. Und was macht der Europäisch­e Gerichtsho­f? Verschärft die Gangart und will hier den einzelnen Nutzer von Facebook in unserem Land gegebenenf­alls zur Kasse bitten. Da fühlt sich Europa nicht freundlich an“, merkt der MIT-Vertreter an. „Es sollte helfen, nicht schaden.“Was die Mitglieder der MIT auch wurmt: Die Bundesregi­erung stocke die Parteienfi­nanzierung wegen zunehmende­r Kommunikat­ion im Internet und den Regelungen des Datenschut­zes auf. Für die Wirtschaft gebe es keine finanziell­e Unterstütz­ung: „Schön, dass der Mittelstan­d seine Ausgaben selbst tragen darf“, kritisiert Ferber. „Ich habe kein Verständni­s dafür, dass die europäisch­en Vorgaben in Deutschlan­d verschärft wurden. Diese nationalen Verschärfu­ngen müssen nun zurückgeno­mmen werden.“

„Die Regierung muss dringend Mittelstän­dler und ehrenamtli­ch Tätige

davor schützen, zur Zielscheib­e unseriöser Abmahn-Anwälte zu

werden“

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