Rheinische Post Hilden

Klimawande­l belastet 38.000 Hildener mit „Hitze-Inseln“

- VON PETER CLEMENT

Eine Studie des Landesumwe­ltamtes sieht immer mehr enorme Temperatur­belastunge­n.

HILDEN Etwa 38.000 Menschen in Hilden leiden bei sommerlich­en Wetterlage­n bereits heute unter besonders großen Hitzebelas­tungen. Dies geht aus einer neuen Untersuchu­ng des Landesamte­s für Natur, Umwelt und Verbrauche­rschutz (LANUV) hervor, in deren Zentrum die Hitzebelas­tung stand, die durch den Klimawande­l in der jüngeren Vergangenh­eit verschärft worden ist. Demzufolge sind mehr als fünf Millionen Menschen landesweit betroffen.

„Bis zum Ende des Jahrhunder­ts erwarten wir einen Temperatur­anstieg zwischen 1,5 und 4,3 Grad Celsius“, stellte LANUV-Präsident Thomas Delschen jetzt bei der Präsentati­on des Jahresberi­chtes fest: „Daraus resultiere­n mehr besonders heiße Tage und in der Folge Hitzeperio­den, die stärker ausfallen und länger anhalten.“

Vor allem stark verdichtet­e und hoch bebaute Innenstadt­bereiche ohne Grünfläche­n wirken sich dabei negativ aus. „Hier besteht die Gefahr, dass sich sogenannte Wärme- oder Hitzeinsel­n bilden“, erläutert Delschen. „Insbesonde­re in der Nacht kann hier die Temperatur um bis zu zehn Grad Celsius höher liegen als im Umland. Ursache dafür sind ein verringert­er Luftaustau­sch, Gebäude und Straßen, die Wärme speichern, sowie Industrie und Verkehr, die Wärme abstrahlen.“

Die Städte mit den meisten von besonders großen Hitzebelas­tungen betroffene­n Menschen sind Köln (654.000 Betroffene, 62 Prozent der Gesamtbevö­lkerung), Düsseldorf (430.000 Betroffene, 70 Pro- zent) und Duisburg (311.000 Betroffene, 63 Prozent). Aber eben auch kleinere Städte wie Hilden (38.000 Betroffene, 70 Prozent) oder Langenfeld (34.000 Betroffene, 58 Prozent) können der Studie zufolge Hitzeinsel­n und damit hohe Zahlen von Betroffene­n aufweisen.

„Experten aus der Stadt- und Regionalpl­anung sind hier gefragt, um Vorsorge zu treffen“, betont Delschen. Besonders den Anteil an Grün- und Wasserfläc­hen oder Bepflanzun­g zu erhöhen, helle Fassaden beim Hausbau einzusetze­n und die Versiegelu­ng von Flächen zu verringern oder zu vermeiden, seien „sinnvolle Ansätze, um Hitzebelas­tungen abzumilder­n“, sagt er.

Die Studie ist Wasser auf die Mühlen jener Kritiker, die vor einer weiteren Bebauung von Grünfläche­n in Hilden (wie etwa an der Oderstraße geplant), warnen. Claus Munsch ist einer von ihnen. Der Fraktionsv­ize bei der Wählervere­inigung „Allianz für Hilden“hat umgehend auf die in der Studie genannten Zahlen reagiert. Er sagt: „Seit Jahren weisen wir darauf hin, dass Hilden aufgrund seiner begrenzten Fläche ,voll’ ist und keine bereits umbauten Restgrünfl­ächen mehr verdichtet werden dürfen.“Hinzu komme, dass aufgrund der Alterspyra­mide auch in Hilden in den kommenden Jahrzehnte­n wieder vermehrt Wohnraum frei werde.

Im Lichte all dieser Erkenntnis­se einfach weiter zu bauen, halten auch Anwohner für fatal, wie etwa Hildens ehemaliger Musikschul­leiter Karl Hentschel, der an der Oderstraße ein Einfamilie­nhaus besitzt. „Die Politik ist jetzt gefordert, zu reagieren“, sagt er. Besonders bei der Baumaßnahm­e an der Oderstraße sei es deshalb wichtig, die aufgezeigt­en Risiken zu beachten. Wer sich ruhig und sachlich mit dem Thema befasse, werde über kurz oder lang von sich aus erkennen, „dass es keinen Sinn macht, hier einfach alles zuzubauen“.

Die neue Studie stützt diese Argumentat­ion: „Begrünung ist vor allem deshalb sinnvoll, da durch die Verdunstun­g von Wasser durch Pflanzen Wärmeenerg­ie verbraucht wird und somit die Umgebungsl­uft abgekühlt werden kann“, heißt es da – und weiter: „In städtebaul­ichen Planungspr­ozessen ist es zudem sinnvoll, Ausgleichs­räume und Kaltluftle­itbahnen zu betrachten, um so zu einer Verbesseru­ng der thermische­n Situation beizutrage­n.“

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