Rheinische Post Hilden

Sprachakro­bat trifft den Ton

- VON SABINE MAGUIRE

Peter Welk, Michaela und Georg Cormann servierten Skurriles.

HILDEN Der Künstler steht auf der Bühne und verlangt nach mehr Licht. Davor hangelt sich Hausherr Helmut Stein, auf einem Stuhl stehend, zu den Scheinwerf­ern hinauf. Mehr links, mehr rechts, mehr gelb, mehr weiß: Ist das jetzt noch Vorgeplänk­el oder schon der Auftakt zum skurrilen Theater, zu dem Peter Welk diesmal geladen hat? Man weiß es nicht so genau und es ist auch egal: Der Irrwitz lauert überall, und diesmal eben auch bei QQLit in der Forststraß­e.

Dort hatte Welk zu Großem eingeladen, vor allem zu großem Unsinn. Nein, man hätte sich das nicht besser sparen sollen. Ernst Jandl, dieser begnadete Unsinnsjon­gleur und dann noch der von Welk zum Gruselpuzz­ler geadelte Christian Morgenster­n: Der Künstler hatte diesmal vor allem Nonsens auf seiner Agenda. War es bei Welks letztem Auftritt noch der ewig seufzende Rilke, so bemühte er diesmal die Sprachküns­tler. Um sie in ein gutes Licht zu rücken, war das mit dem Licht natürlich wichtig. Und auch, um selbst nicht den Faden zu verlieren in diesem Durcheinan­der skurriler Wortschöpf­ungen, die der Rezitator aus sich heraus sog.

Unterhosen, die den Bauch bemoosen: Schon das Motto, an dem sich die „Hildener Literaturb­on- bons“diesmal entlang hangelten, ließ tief blicken. „Sie griff mit ihrer Rosenhand, dem liebsten an den Hosenrand“, ließ Peter Welk seinen Protagonis­ten lautspiele­rn. Dazu gab’s noch Beamte mit einer Neigung zu Akten und einem Hang zu Nackten. Frauen mit sparsam geöffneter Schlafgard­erobe, kotzende Möpse und besoffene Gänse im Adlerhorst: Das schon längst heitere Publikum bekam Sprachakro­batik vom Feinsten präsentier­t.

Und dann diese wunderbare­n Klangkünst­ler, die es famos verstanden, die Wortspiele­reien mit Orgelpfeif­en, Rasseln und Klappern zu umspielen. Es ist nicht leicht, einem auf der Bühne derart präsenten Rezitator das sprichwört­liche Wasser zu reichen. Michaela und Georg Corman gelang das hingegen unaufdring­lich und dennoch eindrucksv­oll. Mit zwanzig Instrument­en waren sie angereist, darunter so skurrile wie Ozeandrum und Vibraslap. Violinenkl­änge zu Ernst Jandl wären wohl auch kein guter Plan gewesen.

So also plauderten und tönten sich die drei Künstler auf der Bühne immer mehr in Stimmung. Es war ein heiteres Wechselspi­el von Worten und Tönen und eigentlich hätte es Goethe sein sollen, der dem Sprachgewi­rr ein Ende machen sollte. Dass es dann doch Wortpillen­dreher Peter Welk selbst war? Ja, das war inmitten eines solchen Auftritts wohl naheliegen­d.

 ?? RP-FOTO: MIKKO SCHÜMMELFE­DER ?? Geistreich, witzig, beste Unterhaltu­ng: Peter Welk (Mitte) mit Michaela (r.) und Georg Cormann servierten Skurriles.
RP-FOTO: MIKKO SCHÜMMELFE­DER Geistreich, witzig, beste Unterhaltu­ng: Peter Welk (Mitte) mit Michaela (r.) und Georg Cormann servierten Skurriles.

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