Rheinische Post Hilden

Hommage an ein musikalisc­hes Genie

- VON STEPHAN EPPINGER

2019 wird der 200. Geburtstag von Jacques Offenbach mit einem umfangreic­hen Kulturprog­ramm groß gefeiert. Höhepunkt des Jubiläumsj­ahres ist die Geburtstag­swoche im Juni 2019 auf und rund um den Offenbachp­latz.

KÖLN Er galt in seiner Zeit als Teufelsker­l und Höllenreit­er, Rossini machte aus ihm den „Mozart der Champs-Élysées“, heute würde man Jacques Offenbach wohl als Rockstar oder Lokalhelde­n bezeichnen. Geboren wurde das musikalisc­he Genie am 20. Juni 1819 am Großen Griechenma­rkt in Köln – damals trug er noch den Vornamen Jakob – erst in Paris wurde daraus Jacques. Sein Vater Isaak Offenbach war Kantor in der Synagoge auf dem Platz, der heute den Namen der Familie trägt, und auf dem gerade das neue Opernquart­ier entsteht. Sein Grab befindet sich auf dem jüdischen Friedhof in Deutz.

2019 wird der 200. Geburtstag von Jacques Offenbach unter dem Motto „Yes, we cancan“gefeiert. In seiner Geburtssta­dt wurde gerade noch rechtzeiti­g die Offenbach-Gesellscha­ft gegründet, die von vielen prominente­n Kölnern unterstütz­t wird. Sie koordinier­t das Offenbach-Jahr und will damit in Köln an das Leben und das Werk erinnern. Der Stadt, in der der Weltstar der Musik etwas in Vergessenh­eit geraten ist.

Mit sieben Jahren lernte Offenbach Geige und entdeckte mit neun Jahren seine Leidenscha­ft für das Cello. Noch als Kind erlebte er die Anfänge des Karnevals und zog gemeinsam mit dem Vater und den Geschwiste­rn durch Kaffeehäus­er und Gaststätte­n, um mit Tanzmusik das Einkommen der Familie aufzubesse­rn. Mit 14 Jahren wurde er mit seinem Bruder Julius nach Paris geschickt, um dort an einem berühmten Konservato­rium Musikunter­richt zu erhalten. Nach nur einem Jahr verdiente Offenbach als Cellist sein Geld an der Opéra-Comique in Paris.

In seine Geburtssta­dt kehrte er regelmäßig bei Konzertrei­sen zurück. Später wurde er in Paris Kapellmeis- ter und gründete sein eigenes Théatre des Bouffes-Parisiens an der Seine. Als Komponist waren die bis dato ungewohnte Leichtigke­it und die Eingängigk­eit seiner Werke gepaart mit satirische­r Gesellscha­ftskritik ein herausstec­hendes Merkmal. Zu den bekanntest­en zählen „Orpheus in der Unterwelt“mit dem weltberühm­ten französisc­hen „Cancans“und die Oper „Hoffmanns Erzählunge­n“mit der „Bacarole“. Am 5. Oktober 1880 starb Offenbach in Paris.

Gefeiert wird das Jubiläumsj­ahr mit einem Programm aus Konzerten, Aufführung­en und anderen Kulturvera­nstaltunge­n, die von ver- schiedenen Institutio­nen aus Musik, Theater, Tanz und Literatur in Köln und der Region beigesteue­rt werden. Es geht um Jüdische genauso wie um Kölner Wurzeln, um Vertrautes und Fremdes, um den Weltbürger und Europäer, um seine Leichtigke­it und Humor sowie um die Frage, wie Offenbach sich heute präsentier­en würde. Es wird eine Offenbach-Praline genauso geben wie eine Offenbach-Straßenbah­n, eine App und ein Buch.

Das Offenbach-Jahr beginnt mit dem Neujahrsko­nzert „Offenbachi­ade“des Gürzenich-Orchesters in der Philharmon­ie. Das Divertisse­mentchen des Kölner Männer- Gesang-Vereins wird das Musikgenie in seinem neuen Stück im Staatenhau­s würdigen und auch das Hänneschen-Theater widmet Offenbach eine eigene Produktion bei der Puppensitz­ung im Januar. Herzstück des Jubiläumsj­ahres ist die Geburtstag­swoche im Juni 2019 auf und rund um den Offenbachp­latz.

Die Oper im Staatenhau­s ehrt Jacques Offenbach mit einer Reihe von Aufführung­en im kommenden Jahr. Dazu zählt die Neuprodukt­ion von „La Grande-Duchesse de Gérolstein“, die am 9. Juni Premiere feiert. Wiederaufg­enommen werden „Hoffmanns Erzählunge­n für Kinder“am 6. Januar in der Kinderoper. Geplant sind außerdem die WDRGala „Operettenz­auber“mit dem WDR-Funkhausor­chester und dem Rundfunkch­or in der Philharmon­ie am 22. Juni. Es wird Musikpickn­icks mit Jacques Offenbach in Schlössern und Parks geben. Das Historisch­e Archiv, das die größte Sammlung zu Offenbach besitzt, plant eine Ausstellun­g unter dem Titel „Von Jakob zu Jacques“. Dazu kommen Podiumsdis­kussionen und Vorträge wie der vom Kölner Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki zum Thema „Eine kirchliche Perspektiv­e auf Lachen und Humor“am 18. Juni 2019 beim WDR. www.yeswecan.koeln

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FOTO: STEPHAN EPPINGER Auf dem Offenbach-Platz in der Innenstadt entsteht das Kölner Opernquart­ier wieder neu.

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