Gelernt: Kommunalpolitiker brauchen viel Geduld
17 Jugendliche schlüpften in die Rollen von Stadtverordneten und hielten eine Ratssitzung ab.
HILDEN Ratssitzungen finden nicht am Wochenende statt und werden auch nicht von Minderjährigen abgehalten. Doch beim „Planspiel Kommunalpolitik“schlüpften sieb- zehn Jugendliche am Samstagnachmittag in die Rollen von Ratsmitgliedern und der Bürgermeisterin. Wie funktionieren Ratssitzungen? Wie entstehen Mehrheiten bei Abstimmungen? Wie schwer ist es, einen politischen Standpunkt zu ver- treten, wenn es um „Draußen-Kultur attraktiver gestalten“als Thema geht? Betreut wurden die Jugendlichen von Andrea Nowak, Koordinatorin des Jugendparlaments Hilden. Für das Rollenspiel entschieden sich die Jugendlichen, ob sie zu SPD, CDU, FDP oder den Grünen gehören möchten. Moderatorin Ulla Theisling aus Köln führte die Jugendlichen durch das Szenario. Wie im echten Leben fand es im Ratssaal des Bürgerhauses statt. Das Stadtoberhaupt wurde von Steffen Feller (15) aus Düsseldorf verkörpert. Entschieden hatte er sich für die CDU. Mit seinem Irokesenschnitt und dem T-Shirt von den „Toten Hosen“sah er weniger wie ein überzeugter Christdemokrat aus. „Ich bin eher links ausgerichtet“, scherzte er noch, dann startete die Ratssitzung. Bürgermeister Steffen Feller bekam vier Anträge auf den Tisch. Den Anfang machte Paula Stamm (14) von der SPD, die einen Antrag zusammen mit der CDU ausgearbeitet hatte: „Wir möchten öffentliches WLAN in der Innenstadt.“Danach traten die Grünen nach vorne: „Die Eisdiele im Stadtpark muss dringend saniert werden. Auch mehr Bäume könnten der Fußgängerzone nicht schaden.“Und das begehrte die FDP: „Wir akzeptieren keine Nachteile für Unternehmen.“Bei der Abstimmung bekamen SPD und CDU eine Mehrheit für ihre Anträge. Rund 45 Minuten dauerte das Rollenspiel. Und immer wieder gab es Gelächter, minutenlang herrschte Chaos, ja manche Ratsmitglieder sprangen vom Stuhl und prügelten aufeinander ein – natürlich nur zum Spaß! Bürgermeister Steffen Feller musste mehrmals mahnend die Glocke läuten. Doch eine gewisse Ehrfurcht hinterher war hörbar. „Ich habe realisiert, wie geduldig man in der Kommunalpolitik sein muss“, gestand Sarah Stamm. Steffen Feller hatte die Rolle des Stadtoberhauptes wieder abgelegt und fühlte ähnlich: „Als Bürger- meister für Ruhe sorgen und gleichzeitig aufmerksam bleiben – das stelle ich mir auf Dauer ziemlich anstrengend vor.“Sarah und Steffen wollen später politisch aktiv werden.
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