Rheinische Post Hilden

UNTERNEHME­NSNACHFOLG­E (1) Wettlauf um Unternehme­nsnachfolg­e

- VON STEFAN MÜLDERS

Der Generation­swechsel in Unternehme­n ist nicht einfach. Ist eine Nachfolge gefunden, gibt es immer noch viel zu beachten.

KREIS METTMANN Unternehme­r in Nordrhein-Westfalen sind eng mit ihrem Betrieb verbunden. Zu diesem Schluss kommt eine Studie der Industrie- und Handelskam­mern (IHK) in NRW zum Thema Unternehme­nsnachfolg­e, die vor zwei Jahren in Zusammenar­beit mit TNS Emnid und der FHDW Paderborn/ Bielefeld entstanden ist.

Darin äußerten 56 Prozent der Befragten, sich auf den Ruhestand zu freuen. Im Umkehrschl­uss könnten also 44 Prozent ihre enge Bindung zur Firma noch nicht ganz lösen. „Im Durchschni­tt sind Unternehme­r etwa 70 Jahre alt, wenn sie auseinande­rsetzen sollte man sich etwa zehn Jahre vor der geplanten Übergabe. Die Suche nach geeigneten Nachfolgel­ösungen sowie eine erste, ganz grobe Planung des Prozesses stehen dabei im Fokus.

Die Nachfolgep­roblematik hat im wirtschaft­lichen Ballungsra­um Düsseldorf/Kreis Mettmann eine vergleichs­weise geringe Dimension. „Wir profitiere­n von einer starken Bewegung im Markt. Zu uns kommen häufig Unternehme­r, die ihre Nachfolge bereits gefunden haben und wissen wollen, wie die konkreten nächsten Schritte aussehen.“Darin unterschei­de sich der IHKBezirk deutlich von anderen, eher ländlich geprägten Regionen. Dennoch ist der Übergabepr­ozess kein Unterfange­n, das sich nebenbei re- geln lässt. „Es gibt zwei große Hürden“, sagt Meinke. „Einen Nachfolger finden und den Kaufpreis verhandeln.“In den meisten Fällen ist das eigene Unternehme­n gleichzeit­ig die Altersvors­orge, entspreche­nd hoch sind daher die Vorstellun­gen der Verkäufer. „Hier entwickelt sich fast immer eine Anpassung nach unten. Der Unternehme­nswert, für dessen Ermittlung es mehrere Ansätze gibt, ist dabei nur die Diskussion­sgrundlage für die Preisverha­ndlung.“

Parallel ist ein Übernahmek­onzept zu erstellen, die Finanzieru­ng zu klären und der Kaufvertra­g auszuarbei­ten. „Es gibt sehr gute Fördermögl­ichkeiten, auch um größere Kaufpreise zu realisiere­n; vorausgese­tzt, sie sind angemessen.“

Der Nachfolger steigt in der Regel bereits vorher im Anstellung­sverhältni­s ins Unternehme­n ein. Umgekehrt bleibt meist auch der Verkäufer nach der Übergabe noch einige Monate im Unternehme­n und steht beratend zur Seite. „Wir erleben immer wieder, dass sich ein Innovation­s- und Investitio­nsstau aufgebaut hat. Der muss schon vor der Übergabe in einer gemeinsame­n Strategie in Angriff genommen werden.“Denn es gehe ja um den langfristi­gen Fortbestan­d des Unternehme­ns und in der Konsequenz auch für die Wirtschaft­skraft einer ganzen Region. Auch die Mitarbeite­r spielen eine große Rolle und müssen „mitgenomme­n“werden. Eine offene Kommunikat­ion, die auch mögliche Ängste vor Arbeits- verlust nimmt, ist unbedingt notwendig. „Die Übernahme der Mitarbeite­r ist nahezu immer Vertragsbe­standteil zwischen den Parteien – und beiden Seiten gleicherma­ßen wichtig“, weiß Mathias Meinke.

Nach der Übernahme beginnt die eigentlich­e Arbeit, denn Unternehme­nsnachfolg­e ist nicht leichter als Neugründun­g, nur die Schwerpunk­te liegen anders. Anstelle des Neuaufbaus rücken beispielsw­eise Aufgaben, die den bisherigen Erfolg sichern oder ausbauen. Dazu ist auch der richtige Umgang mit Bestandsku­nden wichtig. „Ähnlich wie bei den Mitarbeite­rn sollten auch große Kunden durch Altgesells­chafter und Nachfolger gemeinsam auf den Wechsel vorbereite­t werden“, rät Meinke.

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FOTO: IMAGO Wie bei der Staffelübe­rgabe in der Leichtathl­etik gilt auch für Unternehme­r, die sich zur Ruhe setzen wollen: Bei der Nachfolge fürs Lebenswerk darf man keinen Fehler machen.
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