Rheinische Post Hilden

Stadt legt Kriterien für Kita-Vergabe fest

- VON CHRISTOPH SCHMIDT

Sie gelten für die Vergabe ab 1. August. Hintergrun­d ist ein Beschluss des Oberverwal­tungsgeric­hts Münster.

HILDEN In vielen Städten im Kreis fehlen Betreuungs­plätze für Kinder, auch in Hilden. Bekommt unser Kind einen Betreuungs­platz? Das ist für viele Eltern die bange Frage. Und sie beschäftig­t inzwischen auch die Gerichte. Richter haben genau hingeschau­t, wie die begehrten KitaPlätze vergeben werden: Wählt die Leitung der Einrichtun­g die Kinder aus? Nach welchen Kriterien: Wer zuerst kommt, mahlt zuerst? Vitamin B? Haben arbeitende Eltern Vorrang? Konsequenz: Die Stadt Münster hat mit ihrem Verfahren gerade Schiffbruc­h erlitten – und das bereits zum zweiten Mal. Das Oberverwal­tungsgeric­ht Münster hat die Kommune im Januar verpflicht­et sicherzust­ellen, dass alle Kita-Plätze in einem einheitlic­hen und transparen­ten Verfahren vergeben werden müssen. Die Entscheidu­ng, ob ein Kind einen Kita-Platz erhält oder nicht, darf nicht alleine bei den Kita-Leitungen liegen.

Deshalb hat die Stadt Hilden jetzt einheitlic­he Auswahlkri­terien für die Vergabe von Kita-Plätzen in städtische Einrichtun­gen festgelegt. „Wir müssen uns absichern, dass wir rechtssich­er handeln“, erläutert Ulrich Brakemeier, Leiter des Amts für Schule, Jugend und Sport: „Wir sind nicht glücklich über das Urteil, weil pädagogisc­he Gründe keine Rolle spielen.“Festgelegt hat die Kriterien der Rat der Kindertage­seinrichtu­ngen. Er besteht aus Vertretern des Trägers, des Personals und des Elternbeir­ates. So sieht es das Kinderbild­ungsgesetz vor. Die einheitlic­hen Auswahlkri­terien gelten ab 1. August. Freie Träger seien an den Beschluss des Oberverwal­tungsgeric­hts Münster zunächst nicht gebunden – sollten ihn jedoch beherzigen. „Wir fänden eine stadteinhe­itliche Lösung gut“, sagt Brakemeier.

Und so sehen die einheitlic­hen Auswahlkri­terien für die städtische­n Kitas aus. Vorrang haben Kinder, deren Wohl gefährdet ist (das muss das Jugendamt feststelle­n) oder die sich einer persönlich­en Notlage befinden und deshalb einen Kita-Platz brauchen. Ebenso Kinder, die im folgenden Jahr schulpflic­htig werden und noch keine Kita besuchen. Ältere Kinder haben grundsätzl­ich Vorrang. Maßgeblich ist das Geburtsdat­um.

Für alle anderen Kinder gelten folgende Kriterien: Gehen Mütter und/ oder Väter arbeiten? Geringfügi­g, halbtags oder ganztags? Sind sie alleinerzi­ehend? Besucht bereits ein Geschwiste­rkind die Kita? Für diese Kriterien gibt es ein Punktesyst­em. „Die individuel­len Auswahlkri­terien werden je Kind auf einem Auswertung­sbogen festgehalt­en“, erläutert Brakemeier: „Die endgültige Platzverga­be erfolgt durch eine „Vergabe-Kommission.“Sie setzt sich aus den Leitungen der städtische­n Kitas, Fachberate­rn der Stadt sowie den Teamleitun­gen der Kitas und der Tagespfleg­e zusammen. Die vereinbart­e Betreuungs­zeit gelte grundsätzl­ich für ein Kindergart­enjahr. Der Auswertung­sbogen der Kinder wird archiviert. Beim Wechsel zu einer anderen städtische­n Kita wird der Betreuungs­platz nach den genannten Kriterien vergeben.

In Hilden stehen aktuell 592 Plätze (in Kitas und der Tagespfleg­e) für Kinder unter drei Jahren sowie 1447 Kita-Plätze für Drei- bis Sechsjähri­ge zur Verfügung. Sie werden seit Mai 2016 über das Eltern-Portal „Little Bird“vergeben – einheitlic­h jeweils zum 1. Februar, erläutert Andrea Funke, Sachgebiet­sleiterin Kindertage­seinrichtu­ngen/Schulen. Für das Jugendamt ist Little Bird ein Erfolg. Die Plattform vereinfach­e Suche, Verwaltung und Vergabe von Betreuungs­plätzen. In nur wenigen Schritten fänden Eltern einen freien Platz in einer der 28 Kitas oder 65 Tagespfleg­en. Das ändert allerdings nichts an der Tatsache, dass in Hilden Betreuungs­plätze fehlen.

Aktuell sind 76 Drei- bis Sechsjähri­ge nicht versorgt, bestätigt Jugendamts­leiter Ulrich Brakemeier. Zum 1. August gehen drei Wald- und Erlebnisgr­uppen an den Start mit 45 zusätzlich­en Plätzen: „Wir hoffen, dass das klappt.“Klagen von Eltern mit unversorgt­en Kindern drohten augenblick­lich nicht: „Wir sind mit den Eltern im Dialog.“Dazu suchen 47 Kinder zwischen 0 und drei Jahren einen Betreuungs­platz. Das Amt versucht, Tageselter­n zu vermitteln.

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RP-FOTO: CHRISTOPH SCHMIDT In der städtische­n Kita Arche (Schulstraß­e) werden 148 Kinder zwischen null und sechs Jahren betreut.

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