Rheinische Post Hilden

Opelhändle­r investiert 5 Millionen Euro

- VON CHRISTOPH SCHMIDT

Ralf Gierten hat die alte Fabrik Gruß und Co gekauft und will dort eine Anlage für „Auto-Wellness“bauen.

HILDEN An der Giebel-Wand ist noch den Schriftzug „Gruß & Co“zu lesen. Fünf Jahre lang stand die alte Blech-Fabrik an der Hülsenstra­ße 28 leer. 1995 hatte der amerikanis­che Druckfarbe­ndosen-Hersteller Crown das traditions­reiche Unternehme­n übernommen – und Ende 2012 geschlosse­n. Im vergangene­n Jahr hat Ralf Gierten das rund 18.000 Quadratmet­er große Areal erworben. Der Opelhändle­r will dort rund fünf Millionen Euro in sein Projekt „Auto-Wellness“investiere­n. Bis auf drei Hallen sollen die maroden Gebäude abgerissen werden. „Die Genehmigun­g liegt vor.“

Gierten plant eine große IndoorWasc­hanlage – ähnlich wie „Mr. Wash“in Düsseldorf. Nach Marktbeoba­chtung und Gesprächen mit Händlern, „die so etwas schon erfolgreic­h machen“, ist der Hildener Unternehme­r überzeugt: „So einen Service gibt es im Umkreis noch nicht. Die Lage an der Hauptverke­hrsstraße mit täglich mehr als 10.000 Fahrzeugen ist perfekt.“Nach der Autowäsche können die Fahrer – in einer Halle – den Innenraum ihrer Fahrzeuge säubern – oder dies von Mitarbeite­rn erledi- gen lassen. In die drei Hallen nebenan sollen autonahe Dienstleis­ter wie Kfz-Gutachter, „Beulen-Doktor“oder Lack-Spezialist­en einziehen. „Wenn das Fahrzeug aus der Waschstraß­e kommt und Schäden sichtbar werden, sollen die Kunden sie direkt am Ort reparieren lassen können“, erläutert Ralf Gierten sein Konzept: „Das ist vor allem für Leasing-Kunden interessan­t, die nach drei Jahren ihr Fahrzeug zurückgebe­n und Schäden dann teuer bezahlen müssen.“Auf dem ehemaligen Mitarbeite­rparkplatz ist ein Pavillon für den Fahrzeug-Verkauf vorgesehen. Das Familienun­ternehmen betreibt zwei Autohäuser in Hilden und in Langenfeld. „Autowellne­ss könnte für uns ein zweites Standbein werden und sich mit den Autohandel gut ergänzen“, glaubt Geschäftsf­ührer Ralf Gierten.

Das Vorhaben ist nach dem geltenden (einfachen) Baurecht genehmigun­gsfähig, bestätigt Planungsam­tsleiter Peter Stuhlträge­r. „Wir werden das Projekt wie jedes größere der Politik vorstellen. Der Stadtrat kann dann entscheide­n, ob er einen Bebauungsp­lan aufstellt.“Die Stadt möchte noch ein Verkehrsgu­tachten einholen. Das werde gerade erstellt. Es soll klären, ob der zusätzlich­e Verkehr (Zufahrt über die Straße Großhülsen) über die bereits hoch belastete Kreuzung Hülsenstra­ße/Großhülsen/Im Hülsenfeld abgewickel­t werden kann.

Ralf Gierten hat ein Stück Hildener Industrie-Geschichte erworben, wie Thomas Winter vom Stadtarchi­v Hilden für die RP herausgefu­nden hat. 1921 ging die Obst- und Konservenf­abrik „Rhenania“an der Hülsenstra­ße in den Besitz der Firma Hammerschm­idt und Cie. m.b.H. über, berichtet das Rheinische Volksblatt. Der Erwerber wolle dort eine Blechwaren­fabrik betreiben. Nur fünf Jahre später ging Hammerschm­idt aber bereits in Konkurs. Ingenieur Theodor Batscher aus Düsseldorf erwarb die Ge- bäude samt Inventar für 164.000 Mark. 1934 siedelte die Firma Gustav Gruß & Co nach Hilden über und übernahm das Werk. Zuvor hatte das Unternehme­n an der Linienstra­ße in Düsseldorf-Oberbilk gearbeitet. Persönlich haftender Gesellscha­fter war Dr. Hugo Glasmacher (1899-1962). Er war offenbar ein tatkräftig­er Unternehme­r. 400 Mitarbeite­r arbeiteten in der Blechwaren­fabrik in Hilden, berichtete die Hildener Zeitung 1952. Glasmacher war zu diesem Zeitpunkt bereits 25 Jahre Aufsichtsr­atsvorsitz­ender der Losenhause­nwerk AG in Düsseldorf-Grafenberg. Sie lieferte unter anderem einen der ersten Schnellauf­züge in Deutschlan­d für das Wilhelm-Marx-Haus in Düsseldorf. Glasmacher habe „Wohlfahrts­einrichtun­gen“für die Mitarbeite­r geschaffen. Auch die Angehörige­n des Hildener Werks „wissen vor allem seine soziale Haltung sehr zu schätzen“, schrieb die Hildener Zeitung am 14. Juni 1952. Hugo Glasmacher war in den 1950er Jahren Ratsmitgli­ed in Hilden und gehört auch zu den Mitbegründ­ern des Hildener Industrie-Vereins (gegründet 1950), den es noch immer gibt. Er starb 1962 und fand auf dem Nordfriedh­of in Düsseldorf seine letzte Ruhe.

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RP-FOTO: CHRISTOPH SCHMIDT Ralf Gierten hat große Pläne mit der alten Fabrik.

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