Veranstaltungen ziehen nicht nur viele Besucher an, sondern auch Terroristen. Denn als so genannte weiche Ziele sind sie leicht anzugreifen. Sicherheitsunternehmen bieten ihre Dienste an, sehen sich aber von den Ordnungsbehörden nicht genug eingebunden.
Natürlich geht es in den Diskussionen beim RP-Sicherheitsforum „Sicherheit in Deutschland“auch um Veranstaltungen und Großereignisse mit vielen Besuchern. Sie gelten als weiche Ziele für Terroristen und stehen daher im Fokus der Sicherheitsbehörden. In Düsseldorf sei die Veranstaltungskultur „sehr ausgeprägt“, sagt Polizeipräsident Norbert Wesseler. „Wir müssen uns auf kritische Situationen vorbereiten.“So dienen die Lkw-Sperren dazu, Risiken zu minimieren.
In Düsseldorf gebe es eine gute Zusammenarbeit zwischen Stadt und anderen Sicherheitsträgern, betont Wesseler. Vor Veranstaltungen werde genau besprochen, wer welche Aufgaben übernimmt. „Wir prüfen das professionell.“Zudem tausche man sich regelmäßig beim Düsseldorfer Sicherheitsgipfel aus.
Neben der Terrorgefahr gebe es natürlich noch weitere Gefahren, merkt Gerstenberg (Geschäftsührer der consulting plus Beratung) an, zum Beispiel Naturereignisse. Und was eine Massenpanik auslösen kann, zeigten dramatisch die Ereignisse bei der Love Parade in Duisburg. „Bei Veranstaltungen müssten Informationsblätter verteilt werden, die erklären, wie man sich im Gefahrenfall verhalten soll“, regt Gerstenberg an. Im Gegensatz zu Wesseler kritisiert Gerstenberg, dass private Sicherheitsunternehmen meist nicht in die Sicherheitsplanungen vorab einbezogen seien. „Die Unternehmen sind nur Auftragnehmer, die Anordnungen ausführen. Wir könnten mit unseren Erfahrungen viel mehr einbringen.“Zudem gebe es Schnittstellen, die bislang nicht beachtet werden und sich damit als Schwachstellen erweisen. Als Beispiel nennt Gerstenberg Depots auf Kirmesveranstaltungen, in de- nen Gasflaschen deponiert sind. „Wer bewacht die?“
Informationsblätter zu verteilen könne zur Aufklärung beitragen, aber auch verunsichern, meint Christian Zaum, Ordnungsdezernent in Düsseldorf. In der Landeshauptstadt seien private Dienste im Übrigen immer in die Kooperationsgruppe im Rathaus eingebunden. „Und ich bin offen dafür, sich im Vorfeld noch mehr auszutauschen.“Mit Interesse beobachten Zaum und andere Sicherheitsexperten derzeit ein Projekt in München – dort soll eine Veranstaltungs-App zahlreiche Informationen auch zur Sicherheit bieten.
Für einige Teilnehmer der Diskussionsrunde stellt sich darüber hinaus die Frage nach der Sinnhaftigkeit mancher Sicherungsmaßnahmen. Oliver P. Kuhrt (Messe Essen) hält es für „schwer erklärbar“, dass zur Sicherung von Großereignissen viele Kapazitäten gebunden werden, die an anderer Stelle dann fehlen. „Es wäre schön, hier ein gewisses Maß einzuführen“, regt der Messechef an.
Hier könne die Privatwirtschaft im Übrigen für eine Entlastung der öffentlichen Sicherheitskräfte sorgen, betonen andere Gesprächspartner, zum Beispiel Jens Washausen (Geos Germany): „Eine Partnerschaft wäre gut“; sie könne viele Bereiche umfassen. So könne man in einem gemeinsamen Lagezentrum aktuelle Internet-Aktivitäten auswer- ten, die vielleicht Hinweise auf Gefahren geben. „Denn die Fähigkeiten der Sicherheitskräfte hängen davon ab, wie gut die Informationen in der gesamten Sicherheitsarchitektur sind.“
Wie Gerstenberg bemängelt Daniel Schleimer (Securitas), dass private Dienstleister „trotz ihrer Leistungsfähigkeit am Rande der Sicherheitsbe- sprechungen“stehen, oft nicht dabeiseien, obwohl sie operativ intensiv beteiligt sind. „Wir sind vor allem nachts oft die Augen und Ohren.“Aber in kritischen Fällen könne man häufig nicht effektiv helfen, da man nicht ins Sicherheitskonzept eingebunden sei. Aus Sicht der Sicherheitsbranche bleibt also der Gesprächsbedarf hoch.
„Die Unternehmen
sind nur Auftragnehmer, die Anordnungen
ausführen“ „Es wäre schön, bei der Sicherung von Großereignissen ein gewisses Maß
einzuführen“