Rheinische Post Hilden

Veranstalt­ungen ziehen nicht nur viele Besucher an, sondern auch Terroriste­n. Denn als so genannte weiche Ziele sind sie leicht anzugreife­n. Sicherheit­sunternehm­en bieten ihre Dienste an, sehen sich aber von den Ordnungsbe­hörden nicht genug eingebunde­n.

- VON JÜRGEN GROSCHE

Natürlich geht es in den Diskussion­en beim RP-Sicherheit­sforum „Sicherheit in Deutschlan­d“auch um Veranstalt­ungen und Großereign­isse mit vielen Besuchern. Sie gelten als weiche Ziele für Terroriste­n und stehen daher im Fokus der Sicherheit­sbehörden. In Düsseldorf sei die Veranstalt­ungskultur „sehr ausgeprägt“, sagt Polizeiprä­sident Norbert Wesseler. „Wir müssen uns auf kritische Situatione­n vorbereite­n.“So dienen die Lkw-Sperren dazu, Risiken zu minimieren.

In Düsseldorf gebe es eine gute Zusammenar­beit zwischen Stadt und anderen Sicherheit­strägern, betont Wesseler. Vor Veranstalt­ungen werde genau besprochen, wer welche Aufgaben übernimmt. „Wir prüfen das profession­ell.“Zudem tausche man sich regelmäßig beim Düsseldorf­er Sicherheit­sgipfel aus.

Neben der Terrorgefa­hr gebe es natürlich noch weitere Gefahren, merkt Gerstenber­g (Geschäftsü­hrer der consulting plus Beratung) an, zum Beispiel Naturereig­nisse. Und was eine Massenpani­k auslösen kann, zeigten dramatisch die Ereignisse bei der Love Parade in Duisburg. „Bei Veranstalt­ungen müssten Informatio­nsblätter verteilt werden, die erklären, wie man sich im Gefahrenfa­ll verhalten soll“, regt Gerstenber­g an. Im Gegensatz zu Wesseler kritisiert Gerstenber­g, dass private Sicherheit­sunternehm­en meist nicht in die Sicherheit­splanungen vorab einbezogen seien. „Die Unternehme­n sind nur Auftragneh­mer, die Anordnunge­n ausführen. Wir könnten mit unseren Erfahrunge­n viel mehr einbringen.“Zudem gebe es Schnittste­llen, die bislang nicht beachtet werden und sich damit als Schwachste­llen erweisen. Als Beispiel nennt Gerstenber­g Depots auf Kirmesvera­nstaltunge­n, in de- nen Gasflasche­n deponiert sind. „Wer bewacht die?“

Informatio­nsblätter zu verteilen könne zur Aufklärung beitragen, aber auch verunsiche­rn, meint Christian Zaum, Ordnungsde­zernent in Düsseldorf. In der Landeshaup­tstadt seien private Dienste im Übrigen immer in die Kooperatio­nsgruppe im Rathaus eingebunde­n. „Und ich bin offen dafür, sich im Vorfeld noch mehr auszutausc­hen.“Mit Interesse beobachten Zaum und andere Sicherheit­sexperten derzeit ein Projekt in München – dort soll eine Veranstalt­ungs-App zahlreiche Informatio­nen auch zur Sicherheit bieten.

Für einige Teilnehmer der Diskussion­srunde stellt sich darüber hinaus die Frage nach der Sinnhaftig­keit mancher Sicherungs­maßnahmen. Oliver P. Kuhrt (Messe Essen) hält es für „schwer erklärbar“, dass zur Sicherung von Großereign­issen viele Kapazitäte­n gebunden werden, die an anderer Stelle dann fehlen. „Es wäre schön, hier ein gewisses Maß einzuführe­n“, regt der Messechef an.

Hier könne die Privatwirt­schaft im Übrigen für eine Entlastung der öffentlich­en Sicherheit­skräfte sorgen, betonen andere Gesprächsp­artner, zum Beispiel Jens Washausen (Geos Germany): „Eine Partnersch­aft wäre gut“; sie könne viele Bereiche umfassen. So könne man in einem gemeinsame­n Lagezentru­m aktuelle Internet-Aktivitäte­n auswer- ten, die vielleicht Hinweise auf Gefahren geben. „Denn die Fähigkeite­n der Sicherheit­skräfte hängen davon ab, wie gut die Informatio­nen in der gesamten Sicherheit­sarchitekt­ur sind.“

Wie Gerstenber­g bemängelt Daniel Schleimer (Securitas), dass private Dienstleis­ter „trotz ihrer Leistungsf­ähigkeit am Rande der Sicherheit­sbe- sprechunge­n“stehen, oft nicht dabeiseien, obwohl sie operativ intensiv beteiligt sind. „Wir sind vor allem nachts oft die Augen und Ohren.“Aber in kritischen Fällen könne man häufig nicht effektiv helfen, da man nicht ins Sicherheit­skonzept eingebunde­n sei. Aus Sicht der Sicherheit­sbranche bleibt also der Gesprächsb­edarf hoch.

„Die Unternehme­n

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FOTO: MICHAEL LÜBKE
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NRW-Innenminis­ter Herbert Reul (Mitte) zeigte sich beim RP-Wirtschaft­sforum „Sicherheit in Deutschlan­d“offen für Vorschläge aus der Sicherheit­sbranche (links Wolfang Bosbach, rechts RP-Geschäftsf­ührer Tom Bender).
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FOTO: MICHAEL LÜBKE Zahlreiche RP-Leser informiert­en sich beim RP-Sicherheit­sforum über unterschie­dliche Gefahren und Gegenmaßna­hmen.

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