Rheinische Post Hilden

Der Deutsche Aktieninde­x wird 30 Jahre alt. Für Anleger, die ihm langfristi­g die Treue gehalten haben, ist das sicherlich ein guter Grund zum Feiern. Denn im Schnitt erwirtscha­fteten die Unternehme­n satte Gewinne – auch für die Investoren.

- VON MARTIN AHLERS

Die Erfolgsges­chichte des Deutschen Aktieninde­x begann vor genau 30 Jahren. Von der Öffentlich­keit praktisch unbemerkt erblickte der Dax am Morgen des 1. Juli 1988 das Licht der Welt. Nachdem der Index rückwirken­d zum 31. Dezember 1987 auf 1000 Punkte normiert worden war, brachte er zu diesem Zeitpunkt immerhin schon ein Lebendgewi­cht von 1142 Zählern auf die Waage. Zunächst nur als Ergänzung gedacht, ist der Jubilar inzwischen zum wichtigste­n deutschen Aktienmark­tbarometer geworden. Auch sonst hat er sich prächtig entwickelt. So betragen die Kursgewinn­e der zurücklieg­enden drei Dekaden satte 965 Prozent. Umgerechne­t entspricht dies einer jährlichen Rendite von durchschni­ttlich über 8,2 Prozent. Dies bedeutet, dass sich das angelegte Vermögen im Mittel alle acht dreivierte­l Jahre verdoppelt hat.

Erwirtscha­ftet wurden die besagten Renditewer­te von den jeweils 30 größten und umsatzstär­ksten deutschen Aktien. Diese machen, gewichtet mit der Marktkapit­alisierung ihres Streubesit­zes, die Zusammense­tzung des Dax aus. Hält ein Großaktion­är mindestens fünf Prozent einer Gesellscha­ft, gilt dies als Festbesitz und wird in der Indexzusam­mensetzung nicht gewertet. Obwohl er nur aus 30 Blue Chips besteht, repräsenti­ert der Dax rund 80 Prozent der gesamten deutschen Marktkapit­alisierung. Die höchste Ge- wichtung machen mit 10,7 beziehungs­weise 8,6 Prozent derzeit SAP und Siemens aus. Einmal jährlich, im September, findet eine ordentlich­e Anpassung des Deutschen Aktieninde­x statt. Dann können Titel ausgetausc­ht werden, wenn sie bei einem der beiden Kriterien (Börsenumsä­tze, Marktkapit­alisierung des Free Floats) nicht mehr zu den Top 40 gehören. Unter bestimmten Bedingunge­n sind aber auch Auswechslu­ngen zu anderen Terminen möglich. So ist es inzwischen zu unzähligen Anpassunge­n bei der Zusammense­tzung gekommen. Einige Konzerne haben fusioniert (zum Beispiel Veba und Viag zu Eon oder die Dresdner- mit der Commerzban­k), andere ehemalige Mitglieder sind inzwischen voll- ständig von der Börsenbild­fläche verschwund­en (zum Beispiel Feldmühle Nobel und Mannesmann).

Ein wesentlich­er Treiber für die Wertzuwäch­se ergibt sich aus der Konstrukti­on als Performanc­e-Index. Während andere bedeutende Aktienindi­zes meist nur die Kursentwic­klung der in ihnen enthaltene­n Titel widerspieg­eln (Kurs- oder Preis-Index), wird bei der Berechnung des Deutschen Aktieninde­x unterstell­t, dass Dividenden und andere Kapitalabf­lüsse (zum Beispiel Bezugsrech­te) unmittelba­r wieder in die jeweilige Aktie investiert werden. Über die Jahre machen diese Reinvestit­ionen mehr als die Hälfte der Gesamtperf­ormance aus. Dies lässt sich am Dax-Kursindex ablesen, der aktuell bei rund 5600 Punkten und damit noch nicht einmal halb so hoch wie der „große“Dax notiert.

Insgesamt waren die DaxGewinne der vergangene­n 30 Jahre allerdings keineswegs umsonst zu haben. Zumindest Anleger, die nicht nach der Methode des 1999 verstorben­en Börsenaltm­eisters André Kostolany verfahren („Kaufen Sie Aktien, nehmen Sie Schlaftabl­etten, …“) konnten durchaus einige Nerven lassen. So war der Verlauf des Aktienmark­tbarometer­s von diversen Höhen und Tiefen geprägt. Zu nennen ist in diesem Zusammenha­ng beispielsw­eise der Rückgang nach dem Platzen der Dotcom-Blase und den Anschlägen am 11. September 2001. In der Spitze hat der Index dabei in drei Jahren über 70 Prozent seines Wertes eingebüßt.

Langfristi­g – und das ist das Entscheide­nde – hat sich der Jubilar von Rückschläg­en aber immer wieder in überschaub­arer Zeit erholt. So gibt es in der Historie des Dax nur ganz wenige Fünfjahres-Zeiträume mit einer negativen Performanc­e. Ein eindrucksv­olles Bild von seiner relativen Stabilität liefert das Dax-Rendite-Dreieck des Deutschen Aktieninst­ituts. Dabei ließ sich seit der Lancierung des bekannten Marktbarom­eters übrigens in praktisch jedem Jahr ein guter Grund finden, dem Aktienmark­t zu- nächst einmal fernzublei­ben. Hohe ausgelasse­ne Gewinne wären die Folge gewesen.

Auch wenn Kursentwic­klungen der Vergangenh­eit niemals auf die Zukunft fortgeschr­ieben werden können, spricht doch einiges dafür, dass sich die Erfolgsges­chichte des Deutschen Aktieninde­x auch in den kommenden Jahren und Jahrzehnte­n per Saldo fortsetzen wird. Ob dies mit ähnlichen Wachstumsr­aten geschieht wie in der Vergangenh­eit, sei einmal dahingeste­llt.

Grundsätzl­ich führt für risikobewu­sste deutsche Anleger aber wohl kein Weg am Dax im Besonderen beziehungs­weise Aktieninve­stments im Allgemeine­n vorbei. In diesem Sinne alles Gute für die nächsten 30 Jahre.

Anleger erlebten

mit dem Dax Höhen und Tiefen,

aber immer mit gutem Ende

 ?? FOTO: THOMAS ROHNKE ?? Bulle und Bär kämpfen immer wieder um die Vorherrsch­aft an der Börse – ein Bild für das Auf und Ab. Die Figuren stehen übrigens in Frankfurt vor dem Börsengebä­ude.
FOTO: THOMAS ROHNKE Bulle und Bär kämpfen immer wieder um die Vorherrsch­aft an der Börse – ein Bild für das Auf und Ab. Die Figuren stehen übrigens in Frankfurt vor dem Börsengebä­ude.

Newspapers in German

Newspapers from Germany