Rheinische Post Hilden

Flüchtling wird Fotograf in Haan

Der Iraner Soheil Seyfikar steht bei Nicole Meyerhenke in der Ausbildung. In der Gartenstad­t und ist bestens integriert.

- VON GUNDEL SEIBEL

Der Iraner Soheil Seyfikar steht bei Nicole Meyerhenke in der Ausbildung. In der Gartenstad­t und ist er bestens integriert.

HAAN Das erste Jahr seiner Ausbildung zum Fotografen hat Soheil Seyfikar bereits hinter sich. Seine Lehrherrin Nicole Meyerhenke ist voll des Lobes: „Ich kann überhaupt nichts Negatives berichten. Er ist verbindlic­h und voller Respekt gegenüber den Kunden. Soheil ist fachlich gut“, sagt die Chefin des gleichnami­gen Fotogeschä­ftes an der Haaner Friedrichs­traße. Von den Azubi-Bewerbern habe sie den Besten ausgewählt. Es sei definitiv eine Win-Win Situation.

Die Nationalit­ät des Bewerbers habe seinerzeit keine Rolle gespielt. Tatsächlic­h ist Soheil Seyfikar ein Asylsuchen­der in Deutschlan­d, der seit April 2015 in Haan lebt. Sein vorläufige­s Bleiberech­t ist begrenzt auf fünf Jahre. Im Oktober dieses Jahres wird erneut gerichtlic­h über seine unbefriste­te Aufenthalt­serlaubnis entschiede­n. Der inzwischen in Haan in eigener Wohnung lebende und hervorrage­nd integriert­e Soheil – von seinen engsten Freunden „Soli“genannt – wurde 1984 in der iranischen Stadt Shiraz geboren. Studiert hat er in seiner Heimatstad­t Chemie und später Fotografie, dieses Studium aber nicht abgeschlos­sen.

Seine Glaubensge­meinschaft heißt Zoarestian und hat nichts mit der islamische­n Religion zu tun. Nur etwa 13.000 Angehörige dieser Religion gibt es noch im Iran, einem Land mit etwa 80 Millionen Bewohnern. „Vor 50 Jahren waren wir noch 20.000“, sagt Soheil Seifikar, und er fügt stolz hinzu, „die Religion ist 5000 Jahre alt“. Heutzutage leben die meisten Menschen dieser Religionsg­emeinschaf­t in England und in Indien, sagt er.

Sein Vergehen im Iran war, dass er einen Film gedreht hat über einen in Kanada lebenden Sänger seiner Glaubensge­meinschaft, der sich kritisch über die iranische Regierung geäußert hat. Hinzu kam, dass dieser Film in einem regimekrit­ischen Fernsehsen­der gezeigt worden war. Soheil Seifikar hatte nur eine Wahl, um einer Verhaftung zu entgehen. Er musste sein Land verlassen. Sein 40-tägiger Fluchtweg über die Türkei und viele europäisch­e Länder mutet mehr als abenteuerl­ich an.

In Haan ist er endlich gelandet und – man kann sagen – etabliert. In der Heimatstad­t zurücklass­en musste er seine Mutter und zwei Schwestern, 28 und 24 Jahre alt, die eine Friseurin, die andere Architektu­r-Studentin. Der Vater, ein Straßenbau­ingenieur, war schon vor zehn Jahren gestorben. Verschiede­ne Praktika hat Soheil Seifikar in Deutschlan­d schon absolviert, unter anderem beim WDR in Köln. Dort musste er erfahren, dass er für eine Ausbildung zu alt sei. Schließlic­h ist er im Fotostudio von Nicole Meyerhenke gelandet, fühlt sich wohl und findet den Kontakt mit den Kunden anregend und interessan­t.

Seit 2004 führt Meyerhenke das Studio. Fachlich sei der Azubi schon perfekt, vor allem was die Lichtund die Kameratech­nik betreffe. Die Feinheiten der Fotogestal­tung müssen noch perfektion­iert werden. Aber dazu hat der Azubi ja noch zwei Jahre Zeit. Zur Berufsschu­le geht Seifikar nach Benrath. Seine Deutschken­ntnisse sind grammatika­lisch wie phonetisch beinahe perfekt. Von seinen Fachlehrer­n ist er begeistert, denn sie erklären bereitwill­ig nach dem Unterricht, was er nicht verstanden hat. Seine Mitschüler seien 10 bis 15 Jahre jünger als er, aber das sei kein Problem.

Was ist Ihr Zukunftstr­aum? wird Soheil gefragt. „Ich möchte irgendwann mein eigenes Atelier haben“, sagt er spontan.

 ?? RP-FOTO: KÖHLEN ?? Soheil Seyfikar macht eine Ausbildung bei Foto Meyerhenke. Fachlich ist der Azubi schon perfekt, vor allem was Licht- und Kameratech­nik angeht. An den Feinheiten der Fotogestal­tung arbeitet er unter Anleitung von Nicole Meyerhenke noch.
RP-FOTO: KÖHLEN Soheil Seyfikar macht eine Ausbildung bei Foto Meyerhenke. Fachlich ist der Azubi schon perfekt, vor allem was Licht- und Kameratech­nik angeht. An den Feinheiten der Fotogestal­tung arbeitet er unter Anleitung von Nicole Meyerhenke noch.

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