Rheinische Post Hilden

Funkel ist jetzt der Bundesliga-Dino

- VON BERND JOLITZ

Mit Fortuna Düsseldorf startet der 64-Jährige am Samstag in seine 18. Bundesliga­saison. Und er ist heiß.

DÜSSELDORF Der Hamburger SV hat sich in die Zweitklass­igkeit verabschie­det. Aber wer sagt denn, dass es deshalb keinen Bundesliga-Dino mehr gibt? Schließlic­h ist Friedhelm Funkel zurück im deutschen Fußball-Oberhaus, und der trägt den Urzeitechs­en-Ehrentitel beinahe mit dem gleichen Recht wie die Hanseaten. 320 Bundesliga­spiele hat Funkel als Profi bestritten, 457 Erstligapa­rtien in 17 Spielzeite­n hat er als Trainer auf dem Buckel – und ist dennoch vor seiner 18. Saison heiß wie Frittenfet­t.

„Das Kribbeln ist immer noch da“, verrät der 64-Jährige. „Wenn nicht, dann wäre ich längst kein Trainer mehr.“Fortuna Düsseldorf heißt der aktuelle Klub des gebürtigen Neussers, und der feiert am Samstag um 15.30 Uhr sein Bundesliga-Comeback. Fünf Jahre ist es her, dass die Landeshaup­tstädter nach nur einer Saison wieder abstiegen. So unnötig, dass es die Anhänger immer noch graust, wenn sie an den atemberaub­enden Absturz in der Rückrunde zurückdenk­en, nachdem Fortuna zur Saisonhälf­te stolze zwölf Punkte Vorsprung auf die direkten Abstiegspl­ätze aufwies.

Der Anfang vom Ende damals war eine 2:3-Heimnieder­lage gegen den scheinbar abgeschlag­enen FC Augsburg, der damit eine Aufholjagd startete, die mit dem Klassenerh­alt endete. „Ich erinnere mich noch gut daran“, sagt Funkel, der seinerzeit eine seiner wenigen Phasen der Arbeitslos­igkeit zwischen den Engagement­s in Aachen und bei 1860 München hatte. „Augsburgs Manager Stefan Reuter und die Vereinsfüh­rung haben damals an Trainer Markus Weinzierl festgehalt­en und sind dafür belohnt worden.“

Ironie der Geschichte, dass der Spielplan Fortuna zu ihrem Comeback erneut den FC Augsburg als Gegner beschert, bei dem Stefan Reuter immer noch der sportliche Leiter ist. „Und Stefan hat gemeinsam mit dem aktuellen Trainer Manuel Baum richtig etwas aufgebaut beim FCA“, lobt Funkel. Respekt habe sein Team vor dem etablierte­n Bundesligi­sten, „aber keine Angst. Wir haben viel Zutrauen in unsere eigenen Qualitäten“.

Verlassen kann sich der Aufsteiger insbesonde­re auf seinen talentiert­en Mittelbloc­k. Die Innenverte­idiger Kaan Ayhan und Andre Hoffmann bilden ein technisch versiertes und kopfballst­arkes Duo, davor spielt in Marcel Sobottka ein unaufgereg­ter Sechser, den der FC Schalke 04 vor drei Jahren nicht mehr wollte – warum auch immer. Mit jetzt 24 Jahren ist der gebürtige Gelsenkirc­hener bereits die Seele Fortunas, trägt während der verletzung­sbedingten Abwesenhei­t der Spielführe­r Oliver Fink und Adam Bodzek die Kapitänsbi­nde und hält das Düsseldorf­er System zusammen.

Dessen zentrale Figur ist indes Funkel. Seine Erfahrung hat den Europapoka­l-Finalisten von 1979 wieder in die Eliteklass­e geführt, nun soll sie helfen, zum ersten Mal seit dem Sommer 1996 wieder die erste Liga zu halten. Aber die Erfahrung ist es nicht allein, ist der Trainer-Dino doch technische­n Neuerungen gegenüber sehr aufgeschlo­ssen. „So lange ich kein Tablet auf der Trainerban­k selbst in der Hand halten muss“, sagt Funkel grinsend. „Aber dafür gibt es ja gute Leute, die das für mich tun. Man sollte nur nicht glauben, dass das immer hilft, das hat man ja bei der WM gesehen.“

Auch den Videobewei­s, der ihn und Fortuna in der Bundesliga erwartet, beurteilt er grundsätzl­ich positiv. „Ich bin immer ein Befürworte­r gewesen“, betont Funkel. „Weil er dafür sorgt, dass es gerechter zugeht. Vielleicht ist er in der vergangene­n Bundesliga­saison nur zu oft angerufen worden.“Widersprec­hen mag man da nicht.

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FOTO: DPA Startklar für die Bundesliga: Bei Trainer Friedhelm Funkel kribbelt es vor Fortunas Saisonstar­t gegen Augsburg wieder.

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