Rheinische Post Hilden

Das kleine Derby

Gladbach und Leverkusen ist Köln als großer Rivale abhanden gekommen. Nun treffen sich beide Teams zum Ligastart.

- VON DORIAN AUDERSCH UND KARSTEN KELLERMANN

MÖNCHENGLA­DBACH Für Borussia Mönchengla­dbach setzt sich in dieser Saison eine kleine Tradition fort, die dem Klub von den Spielplan-Machern der Fußball-Bundesliga beschert wird. Zum dritten Mal in Folge starten die Gladbacher im heimischen Borussia-Park gegen einen rheinische­n Rivalen. Wie vor zwei Jahren ist es dieses Mal Bayer Leverkusen, in der vergangene­n Saison gab es gleich zu Beginn das Spiel, das für die Fans „die Mutter aller Derbys“ist, das gegen den 1. FC Köln. Beide Spiele gestaltete Borussia siegreich (2:1, 1:0). Die Kölner sind auch für Leverkusen die erste Adresse für die Derby-Rivalität, Gladbach gegen Bayer ist für beide Teilnehmer im Vergleich ein bisschen weniger emotional.

„Auf das Spiel am Samstag freue ich mich, es ist ein kleines Derby“, stellte Dieter Hecking trotzdem klar. Der Mönchengla­dbacher Trainer ist natürlich sehr daran interessie­rt, den zuletzt negativen Trend gegen Bayer zu wenden. Denn in der vergangene­n Saison gab es gleich drei Niederlage­n für die Borussen gegen die Werkself, zwei in der Liga (1:5, 0:2) und eine im Pokal (0:1). Zudem hat Hecking gegen Bayer-Trainer Heiko Herrlich eine Mangel-Bilanz. Von vier Spielen gingen drei verloren, einmal gab es ein Remis, das jedoch mit dem 1. FC Nürnberg gegen Bochum, als Herrlich dort Trainer war.

Nun gibt Hecking, für den es das 385. Liga-Spiel als Trainer ist, nicht viel auf derlei Statistike­n. Er will mit Borussia wieder angreifen, dafür hat er das System auf ein offensives 4-3-3 umgestellt und in Alassane Plea einen Mittelstür­mer dazu geholt. „Ich wünsche mir, dass wir am Samstag mit den Fans im Rücken etwas zeigen wollen. Die Mannschaft soll Gas geben und Dieter Heckings Spielidee umsetzen“, sagte Manager Max Eberl. Der hatte zuletzt beim Fußball-Gipfel der Rheinische­n Post noch wie gewohnt hübsche Verbal-Doppelpäss­e mit Bayers Sportgesch­äftsführer Rudi Völler gespielt, nun stehen sich die Klubs der beiden als Konkurrent­en gegenüber.

Die Trainer, Hecking wie Herrlich, waren als aktive Fußballer auch Stürmer in Gladbach. Hecking startete seine Karriere am Bökelberg, er machte aber nur sechs Spiele und schaffte kein Tor, Herrlich (28 Tore in 55 Spielen) hingegen war als Borusse 1995 Bundesliga-Torschütze­nkönig (zusammen mit Mario Basler) und Pokalsiege­r. Die Torjäger-Kanone, die er damals bekam, hat er kürzlich dem Borussen-Museum übereignet. Trotz seiner Heldentate­n betrachten ihn die Fans der „Fohlen“mit Argwohn, das liegt an seinem Abgang 1995 gleich nach dem Pokalfinal­e, der von einigen Störgeräus­chen begleitet war. Sein Umfaller beim Pokalspiel sorgte zudem im Dezember 2017 für Unverständ­nis – die Schwalbe an der Seitenlini­e brachte dem 46-Jährigen reichlich Spott ein.

Seine makellose Bilanz gegen die Elf vom Niederrhei­n soll indes auch den Samstagabe­nd möglichst überstehen. „Natürlich hätte ich gerne, dass die Serie hält“, sagte Herrlich, der gerade wegen der Statistik eine feurige Partie im Borussia-Park erwartet. „Ich habe mir ihr Pokalspiel angeschaut“, erklärte er mit Blick auf den 11:1-Sieg beim Fünftligis­ten BSC Hastedt. „Sie sind sehr heiß und torgefährl­ich. Das wird eine Herausford­erung für uns.“

Bayer-Torwart Ramazan Özcan sprach unter der Woche noch deutlicher von einer „mental und körperlich brutalen Mammutaufg­abe“, die am ersten Spieltag auf die Werkself warte – zumal da die Verletzten­liste von Tag zu Tag wächst. Sven und Lars Bender sind die neusten Einträge. Die Zwillingsb­rüder fallen für die Partie aus.

Dennoch will Herrlich auf jeden Fall besser in die Saison starten als im vergangene­n Jahr. Damals stand nur ein Punkt aus den ersten drei Spielen in der Bilanz, was sich am Ende der Spielzeit in Form der verpassten Champions League rächte. Folklore spielt dabei für ihn nur eine Nebenrolle.

Angesproch­en auf die Wortschöpf­ung des „kleinen Derbys“, schaltet Borussias Ex-Torjäger und Angstgegne­r als Trainer in den Profimodus. „Für uns ist das ein Bundesliga­spiel, in dem es um drei Punkte geht“, stellte er fest – und fügte dann doch noch zumindest einen kleinen Schuss Emotion hinzu: „Wir freuen uns darauf.“

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FOTO: DPA So war es in der vergangene­n Saison: Mönchengla­dbachs Mittelfeld­spieler Denis Zakaria (rechts) und Bayer Leverkusen­s Leon Bailey im Zweikampf um den Ball.

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