Das kleine Derby
Gladbach und Leverkusen ist Köln als großer Rivale abhanden gekommen. Nun treffen sich beide Teams zum Ligastart.
MÖNCHENGLADBACH Für Borussia Mönchengladbach setzt sich in dieser Saison eine kleine Tradition fort, die dem Klub von den Spielplan-Machern der Fußball-Bundesliga beschert wird. Zum dritten Mal in Folge starten die Gladbacher im heimischen Borussia-Park gegen einen rheinischen Rivalen. Wie vor zwei Jahren ist es dieses Mal Bayer Leverkusen, in der vergangenen Saison gab es gleich zu Beginn das Spiel, das für die Fans „die Mutter aller Derbys“ist, das gegen den 1. FC Köln. Beide Spiele gestaltete Borussia siegreich (2:1, 1:0). Die Kölner sind auch für Leverkusen die erste Adresse für die Derby-Rivalität, Gladbach gegen Bayer ist für beide Teilnehmer im Vergleich ein bisschen weniger emotional.
„Auf das Spiel am Samstag freue ich mich, es ist ein kleines Derby“, stellte Dieter Hecking trotzdem klar. Der Mönchengladbacher Trainer ist natürlich sehr daran interessiert, den zuletzt negativen Trend gegen Bayer zu wenden. Denn in der vergangenen Saison gab es gleich drei Niederlagen für die Borussen gegen die Werkself, zwei in der Liga (1:5, 0:2) und eine im Pokal (0:1). Zudem hat Hecking gegen Bayer-Trainer Heiko Herrlich eine Mangel-Bilanz. Von vier Spielen gingen drei verloren, einmal gab es ein Remis, das jedoch mit dem 1. FC Nürnberg gegen Bochum, als Herrlich dort Trainer war.
Nun gibt Hecking, für den es das 385. Liga-Spiel als Trainer ist, nicht viel auf derlei Statistiken. Er will mit Borussia wieder angreifen, dafür hat er das System auf ein offensives 4-3-3 umgestellt und in Alassane Plea einen Mittelstürmer dazu geholt. „Ich wünsche mir, dass wir am Samstag mit den Fans im Rücken etwas zeigen wollen. Die Mannschaft soll Gas geben und Dieter Heckings Spielidee umsetzen“, sagte Manager Max Eberl. Der hatte zuletzt beim Fußball-Gipfel der Rheinischen Post noch wie gewohnt hübsche Verbal-Doppelpässe mit Bayers Sportgeschäftsführer Rudi Völler gespielt, nun stehen sich die Klubs der beiden als Konkurrenten gegenüber.
Die Trainer, Hecking wie Herrlich, waren als aktive Fußballer auch Stürmer in Gladbach. Hecking startete seine Karriere am Bökelberg, er machte aber nur sechs Spiele und schaffte kein Tor, Herrlich (28 Tore in 55 Spielen) hingegen war als Borusse 1995 Bundesliga-Torschützenkönig (zusammen mit Mario Basler) und Pokalsieger. Die Torjäger-Kanone, die er damals bekam, hat er kürzlich dem Borussen-Museum übereignet. Trotz seiner Heldentaten betrachten ihn die Fans der „Fohlen“mit Argwohn, das liegt an seinem Abgang 1995 gleich nach dem Pokalfinale, der von einigen Störgeräuschen begleitet war. Sein Umfaller beim Pokalspiel sorgte zudem im Dezember 2017 für Unverständnis – die Schwalbe an der Seitenlinie brachte dem 46-Jährigen reichlich Spott ein.
Seine makellose Bilanz gegen die Elf vom Niederrhein soll indes auch den Samstagabend möglichst überstehen. „Natürlich hätte ich gerne, dass die Serie hält“, sagte Herrlich, der gerade wegen der Statistik eine feurige Partie im Borussia-Park erwartet. „Ich habe mir ihr Pokalspiel angeschaut“, erklärte er mit Blick auf den 11:1-Sieg beim Fünftligisten BSC Hastedt. „Sie sind sehr heiß und torgefährlich. Das wird eine Herausforderung für uns.“
Bayer-Torwart Ramazan Özcan sprach unter der Woche noch deutlicher von einer „mental und körperlich brutalen Mammutaufgabe“, die am ersten Spieltag auf die Werkself warte – zumal da die Verletztenliste von Tag zu Tag wächst. Sven und Lars Bender sind die neusten Einträge. Die Zwillingsbrüder fallen für die Partie aus.
Dennoch will Herrlich auf jeden Fall besser in die Saison starten als im vergangenen Jahr. Damals stand nur ein Punkt aus den ersten drei Spielen in der Bilanz, was sich am Ende der Spielzeit in Form der verpassten Champions League rächte. Folklore spielt dabei für ihn nur eine Nebenrolle.
Angesprochen auf die Wortschöpfung des „kleinen Derbys“, schaltet Borussias Ex-Torjäger und Angstgegner als Trainer in den Profimodus. „Für uns ist das ein Bundesligaspiel, in dem es um drei Punkte geht“, stellte er fest – und fügte dann doch noch zumindest einen kleinen Schuss Emotion hinzu: „Wir freuen uns darauf.“