Rheinische Post Hilden

Kloß im Hals

Die Weimarer Kommissare lassen in „Die robuste Roswita“leider keinen Gag liegen.

- VON BARBARA GROFE

DÜSSELDORF Um das direkt klarzustel­len: Ich mag Christian Ulmen, und ich mag Nora Tschirner. Sehr. Aufrichtig. Beide. Weil das so ist, ist der „Tatort“aus Weimar, wenn die beiden als Paar – als vornamenlo­ser Lessing und Kira Dorn – ermitteln, Pflicht. Es gibt ja auch Sonntagabe­nde, an denen man bewusst auf den „Tatort“verzichtet, weil einem die Kommissare nicht schmecken (es gibt sogar mehrere davon). Bei Dorn und Lessing ist das nicht so. Vermutlich klingen diese Zeilen schon schwer nach einem „Aber“, und das kommt jetzt auch, ganz vorsichtig: Die Dauerironi­e, die den Ton im Weimarer „Tatort“prägt, ist etwas anstrengen­d, ein wenig ermüdend. Und man würde sich wünschen, dass die beiden auch mal einen Gag liegen lassen können, nicht jeden Spruch machen müssen, dass sie einfach mal ganz normal miteinande­r sprechen.

In „Die robuste Roswita“, dem siebten Fall aus Weimar, aber ist das natürlich nicht so. Tschirner und Ulmen bleiben bei ihrem Markenzeic­hen, und Dorn und Lessing ermitteln in der Mordsache Christoph Hassenzahl, Geschäftsf­ührer einer Kloßmanufa­ktur. Kurz nachdem die Kommissare die Ermittlung­en aufgenomme­n haben, taucht Hassenzahl­s totgeglaub­te Ehefrau Roswita wieder auf. Sie hat, so sagt sie, vor sieben Jahren bei einem Unfall das Gedächtnis verloren und arbeitet seither als Klofrau in einer Autobahnra­ststätte.

Dorn und Lessing haben Zweifel an der Geschichte, dass Roswita ihr Gedächtnis ausgerechn­et an dem Tag wiedererla­ngt haben will, an dem ihr Mann kleingebrö­selt gefunden wird – und verdächtig­en die Dame. Die Verdächtig­en Nummer zwei und drei: Roswitas neuer Lebensgefä­hrte Roland Schnecke (Klo-Mann und Besitzer eines ziemlich teuren Autos) und Kartoffelb­auer Thomas Halupczok, dessen Existenz durch Hassenzahl vernichtet wurde. Funfact: Halupczoks Geliebte leitet eine Supermarkt­kette, die die „Hassenzahl­er Kloßspezia­litäten“früher exklusiv vertrieb und die Firma durch die Kündigung dann nahe an den wirtschaft­lichen Ruin getrieben hat.

Schön: dass der sehr übersichtl­ich kluge Polizist Lupo erst in dieser Folge begreift, dass es höhere Besoldungs­stufen gibt als die, in der er sich befindet. Schön auch: Roswitas Erfindung, der „Soß-Kloß“, der gar nicht so wahnsinnig weit weg ist von der Realität. Gedreht wurde in der Thüringer Kloß-Welt Heichelhei­mer, auch dort gehört Roswitas „Weltidee“noch nicht zum Sortiment. Aber, so sagte Chef Fritjof Hahn jüngst in einem Interview, die Idee werde intensiv geprüft.

„Tatort“, Das Erste, So., 20.15 Uhr

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FOTO: MDR/WIEDEMANN&BERG/ANKE NEUGEBAUER Dorn (Nora Tschirner) und Lessing (Christian Ulmen) ermitteln in einer Kloßfabrik.

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