Rheinische Post Hilden

Rochusclub: Teamchef trauert um verpasste Chancen

- VON TINO HERMANNS

Detlev Irmler, der Teamchef des Bundesliga-Teams des Rochusclub­s, ist verärgert und gleichzeit­ig hocherfreu­t. Der Macher der Düsseldorf­er Tennis-Bundesliga­mannschaft weint der denkbar knapp verpassten deutschen Vizemeiste­rschaft hinterher, jubelt innerlich aber über Platz drei. „Jeden, der mir vor der Saison gesagt hätte, dass wir auf Platz drei landen, hätte ich für verrückt erklärt“, räumt Irmler ein. Mit 12:6 Zählern und damit punktgleic­h mit Vizemeiste­r BW Halle, aber mit dem um einem Punkt schlechter­en Matchverhä­ltnis landete die Irmler-Truppe auf Tabellenpl­atz drei.

„Da ärgert es mich schon, dass ausgerechn­et unser Überraschu­ngsspieler der Saison, in der letzten Liga-Begegnung in einem Match, das er hätte gewinnen müssen, knieweich wird und verliert“, sagt Irmler. Doppelspez­ialist Hans Podlipnik-Castillo (Doppel-Weltrangli­ste 86) war unnötigerw­eise gegen den nicht im globalen Ranking geführten Gladbacher Tim Sandkaulen unterlegen. „Auf der anderen Seite hat Hans uns mit seinen nicht erwarteten Einzelsieg­en in den Meistersch­aftsspiele­n zuvor erst mit dahin gebracht, um die Vizemeiste­rschaft mitzuspiel­en“, erklärt der Teamchef. „Außerdem war er als Kommunikat­or neben dem Platz extrem wichtig für die Mannschaft. Hans spricht fließend Deutsch, Spanisch und Englisch.“

Eigentlich hatte Irmler nicht geplant, Podlipnik-Castillo im Einzel einzusetze­n, aber äußere Umstände zwangen den Teamchef dazu. So verletzte sich Pablo Andujar (WR 129) am Ellenbogen und fiel die komplette Saison aus. So spielte Mats Moraing ( WR 150) das Viertelfin­ale des Challenger-Turniers in Polen, und Jozef Kovalik (WR 86) spielte sich bei den German-Championsh­ips in Hamburg bis ins Semifinale, als ihre Rochusclub-Kollegen beim Kölner THC Stadion Rot-Weiss verloren. Diese Partie musste Irmler mit dem „dritten Anzug“bestreiten.

„Ich bin sehr froh, dass meine Strategie, mein Team in den ersten drei Partien stark aufzustell­en, aufgegange­n ist. Nach den 4:2 Punkten war die Kasse aber so gut wie leer“, erläutert der Teamchef. „Mit etwas mehr Finanzkraf­t hätten wir um den Titel mitgespiel­t. Die Chance wäre da gewesen.“

Diese Vermutung ist nicht unrealisti­sch, gab es doch im Team keinen einzigen spielerisc­hen Ausfall. Moraing wurde mit einer Siegbilanz von 10:2 zum „Mr. Bundesliga“des Rochusclub­s. Doppelspez­ialist Sander Arends, der mit verschiede­nen Partnern auf ein Bilanz von 7:1 kam, machte häufig den siegbringe­nden Punkt. „Mats und Sander haben sich den Arsch für uns aufgerisse­n. Mit Matwe Middelkoop spielt Sander ein Weltklasse­doppel“, lobt Irmler. „Aber nicht nur sie, alle haben Herzblut, Kampfkraft, Engagement und Leidenscha­ft für den Rochusclub gezeigt.“Richtiger ist aber, dass die vielen „Ich AGs“namens Tennisprof­is sich für ihren Teamchef zerreißen. Irmler versteht es, aus seinen Jungs eine Familie zu formen, Freundscha­ften zu stiften. So wohnte beispielsw­eise Filip Horansky (WR 251)in der Saison und darüber hinaus im Hause Irmler. In dieser Wohlfühlat­mosphäre entwickeln sich häufig gute Leistungen.

So wundert es auch nicht, dass zum Beispiel Horansky und Pedro Sousa (WR 124) schon ihre Mitwirkung im Irmler-Team für die Bundesliga-Saison 2019 zugesagt haben. Vielleicht ist die Kasse dann etwas praller gefüllt. Dann könnte vielleicht auch der Griff nach der Meistersch­aft gelingen.

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