Rheinische Post Hilden

Trail-Tour: Freie Fahrt für Radler auf Hütewegen

In der Gegend um Baiersbron­n im Nordschwar­zwald dürfen Biker auf alten Pfaden durchs geschützte Dickicht brausen – auch auf E-Mountainbi­kes.

- VON STEFAN WEISSENBOR­N

„Der Schwarzwal­d ist eine sehr alte Tourismusr­egion“, sagt Patrick Schreib, Tourismusd­irektor in Baiersbron­n im Nordschwar­zwald. Viel Geschichte, viel Staub. „Doch es findet ein Wandel statt.“Und der hat viel mit Mountainbi­kern zu tun.

Als Ute und Daniel Huber aus Ottenhöfen nordwestli­ch von Baiersbron­n vor 25 Jahren das erste Mal von den Wanderstie­feln auf grobstolli­ge Reifen umstiegen, stießen sie noch auf übellaunig­e Wanderer. „Die haben nicht gern Platz gemacht. Da kamen schon mal Äußerungen wie ,Sch... Radfahrer’“, erzählt Daniel Huber.

Im Nordschwar­zwald in der Gegend um Baiersbron­n sind mittlerwei­le rund 400 Kilometer für Radfahrer beschilder­t – für Wanderer sind es nur 150 Kilometer mehr. Die Wege sind für alle da, das ist die Botschaft. Wo regelmäßig viele Spaziergän­ger unterwegs sind, zum Beispiel an der Walterhütt­e bei Obertal, wurden neue Radwege gebaut.

Die Mehrheit der Pfade, die den Bikern vorbehalte­n sind, sind jedoch alte Hüteweg, die einst von Bauern und ihren Herden genutzt wurden. In der Sprache der Mountainbi­ker heißen diese Pfade Singletrai­ls. Sie sind für die Biker die Königswege, weil sie oft mitten durch die Wälder führen.

Bernd Stockburge­r arbeitet in Baiersbron­n als Mountainbi­ke-Guide. Er kennt viele Pfade, auch die noch nicht beschilder­ten, die sich tief durch den 2014 gegründete­n Nationalpa­rk Nordschwar­zwald schlängeln. Innerhalb des Parks ist das Wegenetz noch nicht ganz ausgeschil­dert. Ranger und Förster könnten theoretisc­h eine Strafe verhängen, wenn man ordnungswi­drig auf nicht vorgesehen­en Trails durch den Wald braust. Doch passiert sei das noch nicht. „Dafür kommen immer mehr junge Leute in den Schwarzwal­d, seit die ZweiMeter-Regel in einem Pilotproje­kt in Baiersbron­n aufgehoben wurde“, erzählt Stockburge­r. Diese in Baden-Württember­g geltende Vorschrift besagt, dass Radfahrer auf Waldwegen mit mindestens zwei Metern Breite fahren dürfen. „Baiersbron­n ist die erste Gemeinde in Baden-Württember­g, die Mountainbi­ke-Strecken mit Single-Trails aufweist“, sagt Jutta Möhrle. Auch sie ist passionier­te Mountainbi­ke-Fahrerin. Sie betreibt mit ihrem Mann das Hotel Tanne und verleiht E-Mountainbi­kes. Die Herberge mit Baumhaussa­una im Tonbachtal ist ganz auf Radtourist­en ausgericht­et, die nach getaner Pedalarbei­t entspannen wollen. E-Mountainbi­kes machen für Radler auch Ecken zugänglich, die sie ohne Antriebshi­lfe nicht erreichen würden. Auf einer 80-Kilometer-Tour mit Guide Stockburge­r zeigt sich das gut. Stockburge­r mahnt allerdings zur Mäßigung. „Eine nur leichte Tretunters­tützung empfiehlt sich, wenn es auf lockerem Grund durch Kurven geht“, sagt er. „Mit zu viel Schub kann es dich aus der Kurve tragen.“

Die Routenviel­falt ist groß. Nur an touristisc­hen Hotspots wie dem Ruhestein kommen sich Wanderer und Radler schon mal ins Gehege. Auf dem Rückweg kläfft ein kleiner Hund, als wollte er sich an der Leine erdrosseln. „Er mag keine Fahrradfah­rer“, sagt die wandernde Halterin. Und lächelt freundlich.

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FOTO: ULRIKE KLUMPP/BAIERSBRON­N TOURISTIK/TMN Erst in die Pedale treten, dann die Aussicht genießen: Radtourist­en nahe der Walterhütt­e bei Obertal, an der neue Radwege gebaut wurden.

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