Rheinische Post Hilden

Nicht ohne meine Freunde: Zebrafinke­n lieben Gesellscha­ft

Sie quietschen, hüpfen wild umher und bauen den ganzen Tag Nester. Zahm werden die kleinen Vögel nie.

- VON MYRNA APEL

Ein Zebrafink kommt selten allein. Die geselligen Singvögel stammen ursprüngli­ch aus Australien, wo sie in Schwärmen leben und sich so oft es geht vermehren. Während die Weibchen treu sind und das Nest hüten, geht der potente Finkenpart­ner gerne mal fremd. Trotzdem funktionie­rt die Partnersch­aft: Zebrafinke­n bleiben oft Jahre zusammen, bauen Nest um Nest, kuscheln miteinande­r und schlafen gemeinsam ein. Vogelfreun­de, die mehrere Tiere halten wollen und Spaß am Beobachten haben, sind mit ihnen gut beraten.

Ausgedehnt­e Ruhephasen kennen Zebrafinke­n nicht. Akrobatisc­he Flugeinlag­en und wildes Gehüpfe auf dem Boden gehören zu ihrem täglichen Sportprogr­amm. Zebrafinke­n zählen zur Familie der Prachtfink­en, die für ihre Agilität bekannt ist. Am liebsten wird gesammelt, zusammenge­rafft und aufgepickt, was sie gerade finden. „Der Zebrafink ist ein Häuslebaue­r, sein ganzer Tagesablau­f dreht sich um die Ausstattun­g des Nestes“, sagt Rainer Niemann. Der Biologe beschäftig­t sich seit Jahren mit Zebrafinke­n und hat die Vögel selbst gehalten. „Vor allem die Männchen sind ständig unter lautem Gequietsch­e unterwegs. Wenn sie das nicht ausleben können, werden die Tiere apathisch und dick.“

Den andauernde­n Bewegungst­rieb können Halter mit genügend Baumateria­l und ausreichen­d Platz stillen. Für ein Finkenpaar sollte der Käfig mindestens 80 Zentimeter hoch sowie 60 Zentimeter lang und tief sein. Im Handel angebotene Käfige sind oft zu klein, eine großzügige Voliere ist die beste Wahl. Freiflugmö­glichkeite­n und eine große Bodenfläch­e mit Sand zum Buddeln sind ideal. Dafür muss nicht der ganze Boden bedeckt sein, es reicht, einzelne Bereiche in der Voliere mit Sand zu füllen. Es ist möglich, die Tiere draußen zu halten, wenn ein isolierter Rückzugsra­um angeschlos­sen ist.

Damit sich die Vögel wohlfühlen, brauchen sie ausreichen­d Futter und Wassernäpf­e. Am liebsten fressen die Tiere trockenes Körnerfutt­er. Je kleiner die Samen, desto besser. „Wer Lust hat, findet in der Natur viele kostengüns­tige Leckereien wie Wildgräser, aber auch Grünfutter wie Löwenzahn“, sagt Niemann. Zebrafinke­n baden und planschen sehr gerne, weshalb sie eine größere Badegelege­nheit brauchen.

Wird die Badestelle gleichzeit­ig als Wassernapf genutzt, sollte häufiger das Wasser gewechselt werden. „Besonders wichtig ist außerdem eine niedrige Luftfeucht­igkeit im Raum. Zebrafinke­n sind Wüstentier­e und vertragen am besten trockene, warme Luft“, erklärt Marius Tünte vom Deutschen Tierschutz­bund.

Zebrafinke­n allein zu halten, macht wenig Sinn. „Sie fühlen sich nur in Gesellscha­ft wohl“, erklärt Niemann. Es ist möglich, reine Männchen- oder Weibchengr­uppen zu halten, aber am spannendst­en sei eine gemischte Gruppe. Freundscha­ft schließen Zebrafinke­n gerne mit Nymphensit­tichen und Kanarienvö­geln.

Zebrafinke­n werden in rund 100 verschiede­nen Farbschläg­en gezüchtet. Es gibt nicht nur bunte Vögel. In der charakteri­stischen Wildform „weinen“die Männchen einen schwarzen Tränenstri­ch vom Auge über die Wange, zusammen mit den orangefarb­enen Bäckchen das wichtigste Erkennungs­zeichen.

Auf Tuchfühlun­g mit Menschen gehen Zebrafinke­n selten. Zwar kann es passieren, dass sie ihre Halter anfliegen, aber nicht, um näheren Kontakt zu pflegen. „Zebrafinke­n werden nicht zahm, sie gewöhnen sich nur an den Menschen“, erklärt Volker Schmidt, Fachtierar­zt an der Klinik für Vögel und Reptilien der Universitä­t Leipzig.

Spielzeug muss man den Vögeln nicht anbieten. Fordern kann man die nur zehn Zentimeter großen Australier am besten mit selbst gesammelte­m Baumateria­l, das man im Käfig versteckt. Gleiches gilt für die Futtersuch­e: Im Sand versteckte­s Saatgut kommt gut an, Zebrafinke­n lieben die Herausford­erung.

In der Anschaffun­g sind die Vögel vergleichs­weise günstig: Beim Züchter kostet ein Zebrafink 10 bis 15 Euro. Leider leben sie nicht sehr lang. Männchen werden maximal zehn Jahre alt, Weibchen sterben noch früher. „Häufig erkranken Zebrafinke­n an einer Hefepilzin­fektion im Drüsenmage­n. Sie vertragen dann ihr Futter nicht mehr und magern langsam ab“, erklärt Schmidt.

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FOTO: JENS SCHIERENBE­CK Allein sein ist langweilig: Zebrafinke­n fühlen sich in großen Gruppen am wohlsten.
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