Nicht ohne meine Freunde: Zebrafinken lieben Gesellschaft
Sie quietschen, hüpfen wild umher und bauen den ganzen Tag Nester. Zahm werden die kleinen Vögel nie.
Ein Zebrafink kommt selten allein. Die geselligen Singvögel stammen ursprünglich aus Australien, wo sie in Schwärmen leben und sich so oft es geht vermehren. Während die Weibchen treu sind und das Nest hüten, geht der potente Finkenpartner gerne mal fremd. Trotzdem funktioniert die Partnerschaft: Zebrafinken bleiben oft Jahre zusammen, bauen Nest um Nest, kuscheln miteinander und schlafen gemeinsam ein. Vogelfreunde, die mehrere Tiere halten wollen und Spaß am Beobachten haben, sind mit ihnen gut beraten.
Ausgedehnte Ruhephasen kennen Zebrafinken nicht. Akrobatische Flugeinlagen und wildes Gehüpfe auf dem Boden gehören zu ihrem täglichen Sportprogramm. Zebrafinken zählen zur Familie der Prachtfinken, die für ihre Agilität bekannt ist. Am liebsten wird gesammelt, zusammengerafft und aufgepickt, was sie gerade finden. „Der Zebrafink ist ein Häuslebauer, sein ganzer Tagesablauf dreht sich um die Ausstattung des Nestes“, sagt Rainer Niemann. Der Biologe beschäftigt sich seit Jahren mit Zebrafinken und hat die Vögel selbst gehalten. „Vor allem die Männchen sind ständig unter lautem Gequietsche unterwegs. Wenn sie das nicht ausleben können, werden die Tiere apathisch und dick.“
Den andauernden Bewegungstrieb können Halter mit genügend Baumaterial und ausreichend Platz stillen. Für ein Finkenpaar sollte der Käfig mindestens 80 Zentimeter hoch sowie 60 Zentimeter lang und tief sein. Im Handel angebotene Käfige sind oft zu klein, eine großzügige Voliere ist die beste Wahl. Freiflugmöglichkeiten und eine große Bodenfläche mit Sand zum Buddeln sind ideal. Dafür muss nicht der ganze Boden bedeckt sein, es reicht, einzelne Bereiche in der Voliere mit Sand zu füllen. Es ist möglich, die Tiere draußen zu halten, wenn ein isolierter Rückzugsraum angeschlossen ist.
Damit sich die Vögel wohlfühlen, brauchen sie ausreichend Futter und Wassernäpfe. Am liebsten fressen die Tiere trockenes Körnerfutter. Je kleiner die Samen, desto besser. „Wer Lust hat, findet in der Natur viele kostengünstige Leckereien wie Wildgräser, aber auch Grünfutter wie Löwenzahn“, sagt Niemann. Zebrafinken baden und planschen sehr gerne, weshalb sie eine größere Badegelegenheit brauchen.
Wird die Badestelle gleichzeitig als Wassernapf genutzt, sollte häufiger das Wasser gewechselt werden. „Besonders wichtig ist außerdem eine niedrige Luftfeuchtigkeit im Raum. Zebrafinken sind Wüstentiere und vertragen am besten trockene, warme Luft“, erklärt Marius Tünte vom Deutschen Tierschutzbund.
Zebrafinken allein zu halten, macht wenig Sinn. „Sie fühlen sich nur in Gesellschaft wohl“, erklärt Niemann. Es ist möglich, reine Männchen- oder Weibchengruppen zu halten, aber am spannendsten sei eine gemischte Gruppe. Freundschaft schließen Zebrafinken gerne mit Nymphensittichen und Kanarienvögeln.
Zebrafinken werden in rund 100 verschiedenen Farbschlägen gezüchtet. Es gibt nicht nur bunte Vögel. In der charakteristischen Wildform „weinen“die Männchen einen schwarzen Tränenstrich vom Auge über die Wange, zusammen mit den orangefarbenen Bäckchen das wichtigste Erkennungszeichen.
Auf Tuchfühlung mit Menschen gehen Zebrafinken selten. Zwar kann es passieren, dass sie ihre Halter anfliegen, aber nicht, um näheren Kontakt zu pflegen. „Zebrafinken werden nicht zahm, sie gewöhnen sich nur an den Menschen“, erklärt Volker Schmidt, Fachtierarzt an der Klinik für Vögel und Reptilien der Universität Leipzig.
Spielzeug muss man den Vögeln nicht anbieten. Fordern kann man die nur zehn Zentimeter großen Australier am besten mit selbst gesammeltem Baumaterial, das man im Käfig versteckt. Gleiches gilt für die Futtersuche: Im Sand verstecktes Saatgut kommt gut an, Zebrafinken lieben die Herausforderung.
In der Anschaffung sind die Vögel vergleichsweise günstig: Beim Züchter kostet ein Zebrafink 10 bis 15 Euro. Leider leben sie nicht sehr lang. Männchen werden maximal zehn Jahre alt, Weibchen sterben noch früher. „Häufig erkranken Zebrafinken an einer Hefepilzinfektion im Drüsenmagen. Sie vertragen dann ihr Futter nicht mehr und magern langsam ab“, erklärt Schmidt.