Rheinische Post Hilden

Imker: „Bienen sind keine Gefahr!“

Johannes Caspary, Vorsitzend­er des Bienenzuch­tvereins für Hilden und Umgebung, hat sich die Bienenkäst­en auf der Vitrine am Giebel des Bürgerhaus­es angesehen. Die Stadt sieht danach von ordnungsre­chtlichen Schritten ab.

- VON RALF GERAEDTS

HILDEN Wenn Bienen ihren Stock verlassen, dann fliegen sie hoch. Und wenn – wie an der Mittelstra­ße – die Fluglöcher zu den Bienenmaga­zinen in etwa drei Meter Höhe sind, dann gehe von den Bienen „keine Gefahr aus“. Bienen interessie­rten sich nicht für Obst oder Limonaden, betont Johannes Caspary. Der erfahrene Imker wurde vom Ordnungsam­t der Stadt angesproch­en, ob er sich in der Lage sehe, die Kästen zu versetzen. Es sei auch von Stichen berichtet worden. „Das musste ich mir vor Ort genauer ansehen.“Die Stiche seien „mit absoluter Sicherheit von Wespen“gewesen, steht für den Imker fest, der selbst von den gelben-schwarz gestreifte­n Räubern umschwirrt wurde, die zu dieser Zeit im Abfalleime­r an einem Laternenma­st Tafel hielten. „Bienen kämen nie auf die Idee, auf das Obst zu fliegen, das am Fuße der Vitrine ab und an verkauft wird!“

Johannes Caspary nimmt auch die Stadtverwa­ltung in Schutz, der vorgeworfe­n wurde, nichts für Bienen zu tun. Das Gegenteil sei der Fall. Wenn ein Hobbyimker Bienen halten wolle, aber kein Gelände habe, vermittelt­e die Stadt Flächen. Caspary selbst hat seine Völker auf dem Gelände des Wasserwerk­es Karnap stehen. Ein Vereinskol­lege habe seine Magazine auf Flächen des Rückhalteb­eckens an der Hochdahler Straße platzieren dürfen. „Und in jedem Kleingarte­ngelände dürfen Bienen aufgestell­t werden.“Schließlic­h habe die Stadt den Imkern im Gebäude Hegelstraß­e 29 einen Raum für die Monatstref­fen geboten.

Der Imker spricht auch über Details. Auf der Vitrine stünden zwar neun Styroporkä­sten, aber es handele sich um die Behausung für drei Völker mit jeweils 25.000 bis 30.000 Bienen. Unten ist der Boden, darüber zwei Magazine, in denen gebrütet werde. Darüber befinde sich der Honigraum. Da die Trachtzeit vorbei ist, sei dort jetzt der Futtervorr­at (bis zu etwa 20 Kilogramm), den das Volk für den Winter sammele. Caspary schätzte, dass jedes Volk mit seiner Behausung etwa 25 Kilogramm auf die Waage bringe.

Der Imkerverei­n in Hilden hat derzeit 32 Mitglieder, die sich zusammen um rund 300 Bienenvölk­er kümmern. Die Mitglieder­entwicklun­g ist ansteigend, stellte Caspary fest. „Immer mehr Jüngere halten Bienen und der Anteil der Frauen wird immer größer“, stellt der Vereinsvor­sitzende erfreut fest. Es gebe auch kein Sterben der Honigbiene. „Durch den allgemein zu beobachten­den Zuwachs der Imker wachse auch die Zahl der Völker.“Anders sei das beim Insektenbe­stand, der stark rückläufig ist. „Früher musste man beim Autowasche­n ein Insektenlö­semittel verwenden. Das ist heute kaum mehr nötig“, erklärt Caspary.

Dass Bienen heute in die Städte kämen, hätte auch mit dem Städtebau zu tun. Der schluckt immer mehr Freifläche­n. Mehr Menschen hätten Interesse an der Bienenhalt­ung und suchten nach Lösungen. Bienen könnten sogar auf einem Balkon gehalten werden. Meldeten sich Interessen­ten beim Bienenzuch­tverein, so werde mit ihnen nach praktikabl­en Lösungen gesucht. Die Neulinge würden auch von Paten betreut.

Zurück zu den Bienenstöc­ken am Bürgerhaus-Giebel: Die Stadtverwa­ltung hat noch keine Entscheidu­ng getroffen. Erster Beigeordne­ter Norbert Danscheidt stellte aber klar, dass es nach Rücksprach­e mit dem Bienenzuch­tverein „ordnungsre­chtlich kein Problem“gebe. Eine Baugenehmi­gung hätte Manfred Kluth ebenfalls nicht einholen müssen. Bleibt der nutzungsre­chtliche Aspekt, über den es einen Vertrag zwischen Kluth und der Stadt gibt. Danach sind die Vitrinen nur für Werbezweck­e zugelassen. Aktuell habe Manfred Kluth sich an Bürgermeis­terin Birgit Alkenings gewandt, berichtete Danscheidt. Nach deren Urlaub solle der Fall „in der nächsten Woche geklärt werden“.

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RP-FOTO: STEPHAN KÖHLEN Imker Johannes Caspary hat seine Bienenvölk­er auf dem Gelände des Wasserwerk­s stehen.

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