Wenig Gründer trotz guten Umfelds
Düsseldorf liegt in Deutschland überraschend nur auf Platz 8, was die Zahl der Firmengründungen bezogen auf die Einwohnerzahl angeht. Dennoch beteuert die IHK: Das Gründungsklima ist besser als andernorts.
Gerne präsentiert sich die Landeshauptstadt als Metropole der Start-ups. Viel Geld und mediale Aufmerksamkeit fließen in diverse Institutionen für Start-ups. Und doch belegt Düsseldorf im Deutschland-Ranking noch keinen Spitzenplatz bei den Existenzgründungen, wie Zahlen der statistischen Landesämter belegen. 146 Gründungen kamen im Jahr 2017 demnach auf umgerechnet 10.000 Einwohner in der Landeshauptstadt. Das ist nicht schlecht, aber eben nicht spitze. Es reicht für Platz 8 in Deutschland. Zwar liegen etwa 400 Kreise in Deutschland weit hinter Düsseldorf, was das Gründungsgeschehen angeht. Namhafte deutsche Metropolen aber liegen meist vor der NRW-Hauptstadt. Spitzenreiter ist Offenbach am Main mit 173 Gründungen, der deutsche Durchschnitt liegt bei 126 Gründungen pro 10.000 Einwohner.
In Düsseldorf schwankt die Zeitreihe bei den Gewerbeanmeldungen. 2017 gab es 7535, im Vorjahr waren es nur 7389. 2015 gab es aber mit 7928 Gründungen deutlich mehr als heute.
Bei der IHK bestätigt man den Rückgang der Gewerbeanmeldungen aber nur bedingt. „Es ist so, dass es in den Jahren nach der großen Finanzkrise 2008 und 2009 eine nicht unerhebliche Zahl an so genannten Notgründungen gab“, sagt Martin van Treeck, stellvertretender Geschäftsführer der Industrie- und Handelskammer und Bereichsleiter Existenzgründungen. Das seien Menschen gewesen, die in die Arbeitslosigkeit geraten seien und befürchtet hätten, bald in Hartz IV zu rutschen, und die daher ein Gewerbe angemeldet hätten – mehr von der Not getrieben als von einer geschäftlichen Idee. Als sich in den Folgejahren die Konjunktur erholt habe und damit auch der Arbeitsmarkt, seien diese Arten von Gründungen wieder verschwunden.
Van Treeck sieht, was Gründungen angeht, in Düsseldorf sogar einen positiven Trend. Während bundesweit die Existenzgründungsberatungen rückläufig seien, sei die Nachfrage vor Ort ungebrochen. „Wir hatten in den Jahren zwischen 2013 und heute etwa 820 bis 900 Beratungen für Existenzgründer, die Zahl ist relativ konstant“, sagt van Treeck.
Die IHK wertet das starke Interesse an Gründungsfragen als Zeichen dafür, dass die Stadt Düsseldorf und der Kreis Mettmann für Existenzgründungswillige überdurchschnittlich attraktiv seien. Denn: „Die Zahl der Existenzgründungsberatungen entwickelt sich in unserer Region positiver als im Bundestrend“, so van Treeck.
Außerdem würde sich in den Gesprächen eine qualitative Veränderung abzeichnen. Hätten vor einigen Jahren einfachere Gewerbe wie Kioske oder kleinere Geschäfte dominiert, steige jetzt der technische Anspruch. Die Geschäftsmodelle basierten immer häufiger auf einer digitalen Idee. „Nach unseren Eindrücken haben sich die Bemühungen der Düsseldorfer Stadtverwaltung, der Kammer und der Wirtschaftsförderung bezahlt gemacht“, sagt van Treeck. Als Indiz dafür sieht er nicht nur die reine Zahl der Gewerbeanmeldungen. „Daran, wie gut die Start-up-Veranstaltungen – wie etwa die Start-up-Week oder der Rheinland-Pitch am Flughafen – besucht wurden, sieht man, wie prosperierend die Düsseldorfer Gründerszene ist“, sagt van Treeck. Auch der rege Zuspruch zum Startplatz sei dafür ein Indiz.