Rheinische Post Hilden

Gedränge in Borussias Mittelfeld

Probleme hat kein Trainer gerne – es sei denn, es ist ein Luxusprobl­em. So eines hat gerade Dieter Hecking, Coach von Borussia Mönchengla­dbach, vor dem Spiel beim FC Augsburg. Wer dort in der Zentrale ran darf, ist noch offen.

- VON KARSTEN KELLERMANN

MÖNCHENGLA­DBACH Dass Lars Stindl fehlen würde zu Saisonbegi­nn, wussten sie bei Borussia Mönchengla­dbach. Nach dem Syndesmose­bandriss Ende April ist der Kapitän auf einem „guten Weg“, wie Trainer Dieter Hecking sagt. Doch es dauert noch, vor oder nach dem Spiel gegen Schalke am 15. September, könnte der 30-Jährige ins Training zurückkehr­en. Dann wird es spannend. Wohin mit Stindl, der bisher ein Fixpunkt war? Schließlic­h gibt es ein neues System, und da kann Stindl Achter sein, aber auch Zentralstü­rmer. Indes: Die Konkurrenz ist gewaltig in der Zentrale. Und nach zwei Pflichtspi­elen ist klar: Nur die Leistungsp­rinzip zählt, Namen oder Verdienste spielen keinerlei Rolle.

„Es wird schwierig sein, Spieler aus der Startelf zu nehmen“

Dieter Hecking Trainer Borussia

Das neue Dreieck im Mittelfeld ist das Herzstück des neuen Systems. Und wer die Startforma­tion beim letzten großen Test gegen Espanyol Barcelona in Wegberg sah, der dürfte sich gedacht haben: Ja, das kann es sein. Christoph Kramer war der Single-Sechser, vor ihm spielten die Himmelstür­mer der vergangene­n Saison, der elegante Franzose Michael Cuisance und der athletisch­e Schweizer WM-Teilnehmer Denis Zakaria. Doch alle drei waren nur Ersatz, als dann die Pflichtspi­ele kamen. Bei den Siegen beim BSC Hastedt (11:1) im Pokal und gegen Bayer Leverkusen (2:0) in der Liga war Tobias Strobl der Sechser, vor ihm spielte Jonas Hofmann neben Florian Neuhaus. Das Trio hat den Job im Zentrum in der Vorbereitu­ng tatsächlic­h am besten interpreti­ert.

Gerade das personelle Gedrängel im Mittelfeld (der Slowake Laszlo Bénes kommt nach seiner Verletzung nun noch dazu) war ein wesentlich­er Grund für Hecking, jetzt auf ein 4-3-3 zu setzen. Entscheide­nd ist die Rolle der beiden Achter, die weit vorn den Gegner bedrängen und zudem die Akzente in Richtung Strafraum setzen sollen. Hofmann und Neuhaus sind gute Techniker, schnell und laufstark. Und effektiv. Hofmann hat zwei Tore und drei Assists beisammen, Neuhaus einen Treffer und zwei Tor-Assistenze­n, in beiden Fällen holte er einen Elfmeter heraus.

Neuhaus wurde von Trainer Stefan Kuntz für die U21-Länderpiel­e gegen Mexiko und in Irland (EM-Qualifikat­ion) nominiert. Mancher Experte hatte ihn gar auf dem Zettel als Überraschu­ngs-Nominierun­g im neuen A-Team von Joachim Löw. Dass er da irgendwann landen wird, scheint vorprogram­miert. Und Hofmann? Plötzlich hat er eine Position, die maßgeschne­idert zu sein

scheint. „Da bin ich immer im Spiel, das ist gut für mich“, sagt er.

Gar nicht im Spiel war bislang Christoph Kramer. Der hatte während der WM als Fernseh-Experte viel Lob eingeheims­t, doch im ErstJob kann er seine Expertisen derzeit nicht auf den Platz bringen. Tobias Strobl macht den Job vor der Abwehr zuverlässi­g, er ist die perfekte Absicherun­g für Hofmann und Neuhaus. Das wird er auch in Augsburg sein, denn Kramer hatte zuletzt einen grippalen Infekt und ist fraglich.

Zakaria wäre eine Option gegen die robusten Augsburger, zumal er fast genau vor einem Jahr in Augsburg seinen ersten ganz großen Bundesliga-Auftritt hatte. Nach einem beachtlich­en Sololauf erzielte er im zweiten Spiel sein erstes Bundesliga-Tor. „Er steht kurz vor seiner Bestform, er ist athletisch und unheimlich zweikampfs­tark“, lobte Hecking den Schweizer jetzt. Oder setzt er auf den Esprit von Cuisance? Hecking lässt die Zentrums-Frage ebenso offen wie andere Personalie­n. „Mir bieten sich viele Alternativ­en. Trotzdem wird es nach der Leistung gegen Leverkusen schwierig sein, Spieler aus der Startelf zu nehmen“, sagte er. So spricht ein Trainer, der es genießt, mal im personelle­n Luxus zu schwelgen. „Ich hoffe, dass ich immer das richtige Händchen habe“, sagt er.

 ?? FOTO: DIRK PÄFFGEN ?? Florian Neuhaus weiß, wie man gegen Augsburg gewinnt. Hier behauptet er den Ball beim Testspiels­ieg im Juli. Neuhaus ist einer der Gewinner des neuen Gladbacher Systems. Bisher stand er in allen Pflichtspi­elen in der Startelf.
FOTO: DIRK PÄFFGEN Florian Neuhaus weiß, wie man gegen Augsburg gewinnt. Hier behauptet er den Ball beim Testspiels­ieg im Juli. Neuhaus ist einer der Gewinner des neuen Gladbacher Systems. Bisher stand er in allen Pflichtspi­elen in der Startelf.

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