Wie Krankenkassen zur Falle werden
Die Schuldnerberatung hat ihre Jahresbilanz vorgelegt.
HAAN Eine Krankenversicherung ist unverzichtbar. Aber sie verursacht auch Probleme. Bei Menschen nämlich, die mit ihren Beitragszahlungen in Rückstand kamen und wegen persönlicher Krisen sich nicht um ihre behördlichen Angelegenheiten kümmerten. Sie waren oft ohne geregelte Einkünfte und lebten mittellos bei Freunden oder Verwandten. Solche „Fälle“stufen Krankenkassen automatisch im Höchstsatz (rund 800 Euro monatliche) ein. Die Rückstände summieren sich dann recht schnell.
„So hatten mindestens acht unserer Klienten Beitragsschulden von 10.000 bis 30.000 Euro“, heißt es im Jahresbericht 2017, den die Schuldnerberatung des Caritas-Kreisverbandes für die Sitzung des Haaner Sozial- und Integrationsausschusses am 12. September vorgelegt hat.
„So stehen vor Wiederaufbau eines geregelten Lebens mit unserer Hilfe oft immense Schulden bei der Krankenversicherung, ohne dass in dieser vergangenen Zeit je eine Leistungen in Anspruch genommen worden wäre.“Und: „Die Krankenkassen sind regelmäßig nicht bereit, den Beitragssatz auf die tatsächliche Einkommenssituation nachzuberechnen. Dies wäre ein Monatsbeitrag von etwa 190 Euro, weniger als 25 Prozent des Geforderten!“Die Schuldnerberater fordern seit langem gesetzliche Neuregelungen. Denn manche Klienten haben nur wegen dieser Beitragsschulden ein Verbraucher-Insolvenzverfahren beantragen müssen.
2017 hatte die Haaner Schuldnerberatung 84 Klienten. Bei 39 von ihnen gab es eine Kurzberatung, bei 45 eine längere Betreuung. Allein 58 Fälle wurden 2017 neu aufgenommen. 19 Fälle konnten abgeschlossen werden. Zwölf Klienten hatten bis 5000 Euro Schulden, 29 mal lag die Verschuldung zwischen 10.000 und 25.000 Euro, zehn mal aber auch über 50.000 Euro. Die Zahl der Gläubiger variierte zwischen 1 und über 20. 24 Verbraucher-Insolvenzverfahren wurden letztlich eingeleitet, sieben Insolvenzverfahren von ehemaligen Selbstständigen. Es gab eine außergerichtliche Einigung.
67 Klienten der Beratung waren Deutsche. Das Thema Verschuldung hat inzwischen aber auch Geflüchtete erreicht. In dieser Gruppe bemüht sich die Schuldnerberatung über verschiedene Präventionsangebote, Zuwanderer über finanzielle Gepflogenheiten und Fallstricke zu informieren. Denn Schulden erhöhen zwangsläufig das Armutsrisiko und erschweren Integration.