Forscher Auftritt, forsche Töne
Matthias Zimmermann hat eine lange Leidenszeit hinter sich. Bei Fortuna blüht er auf, und kündigt an, noch besser zu werden.
Matthias Zimmermann gibt am späten Sonntagnachmittag im Bauch der Leipziger Arena ein diffuses Bild ab. Der 26-Jährige ist einerseits erschöpft und sieht auch so aus. Andererseits ist er noch richtig aufgekratzt von den 80 Minuten, die er auf dem Rasen gerackert hat. Seine Matthias Zimmermann kam vor der Saison vom VfB Stuttgart zur Fortuna
innere Zerrissenheit fasst er dann auch in Worte: „Ich bin platt ohne Ende. Ich habe mich überall reingeschmissen. Wir haben als Team überragend füreinander gefightet. Ich kröne mich dann noch mit dem Tor. Wahnsinn. Das werde ich nie vergessen“, sagt er nach dem 1:1 bei RB Leipzig.
Im Sommer 2017 sieht die Welt von Matthias Zimmermann noch ganz anders aus: Fast auf den Tag genau vor einem Jahr reißt beim ehemaligen Gladbacher das Kreuzband im linken Knie – bei einem Testspiel mit dem VfB Stuttgart gegen den FC Ingolstadt. 254 Tage dauert seine Leidenszeit. Am letzten Spieltag der abgelaufenen Saison darf er noch einmal zwei Minuten für den VfB gegen die Bayern ran, dann wechselt er zur Fortuna.
Bereits gegen Augsburg feiert Zimmermann für die Düsseldorfer als Rechtsverteidiger ein gutes Debüt. In Leipzig rückt er dann auf seine zweite Lieblingsposition ins defensive Mittelfeld – und liefert ein hervorragendes Spiel ab. „Ich hatte eine schwere Zeit in der vergangenen Saison. Es war nicht leicht für mich. Aber man muss sehen: Ich bin erst fünf Monate fit, kann schon so marschieren und mit so einer Leidenschaft so ein Spiel in der Bundesliga absolvieren. Das ist für mich ein riesiger Schritt“, sagt er. 9,7 Kilometer marschiert er in 80 Minuten und kündigt danach vollmundig an: „Lasst mich noch ein paar Spiele machen, dann bin ich noch besser. Es gibt keine Grenzen. Ich will einfach marschieren, weiter kämpfen, mich verbessern.“
Sollte er diesen Worten Taten folgen lassen, kann sich Fortuna glücklich schätzen. In Leipzig läuft Zimmermann viele Löcher im Mittelfeld zu, grätscht und gewinnt Zweikämpfe. Zudem schaltet er sich gewinnbringend ins Offensivspiel ein, leitet – häufig im Zusammenspiel mit Jean Zimmer – über rechts bereits in der ersten Hälfte viele gefährliche Angriffe ein.
Und als er kurz nach dem Seitenwechsel zentral an der Strafraumkante stehend von Niko Gießelmann bedient wird, guckt er Leipzigs Torhüter Peter Gulacsi aus und verwandelt zur Führung. „Ich wollte in die linke Ecke schießen und wenn er dann noch leicht abgefälscht wird und in die Ecke geht, nehme ich das gerne mit“, sagt Zimmermann, der mit dem Endergebnis zufrieden,
„Lasst mich noch ein paar Spiele machen, dann bin ich noch besser“
aber nicht glücklich ist. „Heute war der eine Punkt fast zu wenig“, sagt er. „Wir hatten viele Chancen – wie Leipzig natürlich auch. Aber wir waren nah dran an drei Punkten. Das ist ärgerlich. Aber wir nehmen den Punkt mit. Darauf können wir aufbauen. Gegen Hoffenheim müssen wir genau so wieder auftreten. Dann ist vieles möglich.“
SPORT B6