Rheinische Post Hilden

Forscher Auftritt, forsche Töne

Matthias Zimmermann hat eine lange Leidenszei­t hinter sich. Bei Fortuna blüht er auf, und kündigt an, noch besser zu werden.

- VON PATRICK SCHERER

Matthias Zimmermann gibt am späten Sonntagnac­hmittag im Bauch der Leipziger Arena ein diffuses Bild ab. Der 26-Jährige ist einerseits erschöpft und sieht auch so aus. Anderersei­ts ist er noch richtig aufgekratz­t von den 80 Minuten, die er auf dem Rasen gerackert hat. Seine Matthias Zimmermann kam vor der Saison vom VfB Stuttgart zur Fortuna

innere Zerrissenh­eit fasst er dann auch in Worte: „Ich bin platt ohne Ende. Ich habe mich überall reingeschm­issen. Wir haben als Team überragend füreinande­r gefightet. Ich kröne mich dann noch mit dem Tor. Wahnsinn. Das werde ich nie vergessen“, sagt er nach dem 1:1 bei RB Leipzig.

Im Sommer 2017 sieht die Welt von Matthias Zimmermann noch ganz anders aus: Fast auf den Tag genau vor einem Jahr reißt beim ehemaligen Gladbacher das Kreuzband im linken Knie – bei einem Testspiel mit dem VfB Stuttgart gegen den FC Ingolstadt. 254 Tage dauert seine Leidenszei­t. Am letzten Spieltag der abgelaufen­en Saison darf er noch einmal zwei Minuten für den VfB gegen die Bayern ran, dann wechselt er zur Fortuna.

Bereits gegen Augsburg feiert Zimmermann für die Düsseldorf­er als Rechtsvert­eidiger ein gutes Debüt. In Leipzig rückt er dann auf seine zweite Lieblingsp­osition ins defensive Mittelfeld – und liefert ein hervorrage­ndes Spiel ab. „Ich hatte eine schwere Zeit in der vergangene­n Saison. Es war nicht leicht für mich. Aber man muss sehen: Ich bin erst fünf Monate fit, kann schon so marschiere­n und mit so einer Leidenscha­ft so ein Spiel in der Bundesliga absolviere­n. Das ist für mich ein riesiger Schritt“, sagt er. 9,7 Kilometer marschiert er in 80 Minuten und kündigt danach vollmundig an: „Lasst mich noch ein paar Spiele machen, dann bin ich noch besser. Es gibt keine Grenzen. Ich will einfach marschiere­n, weiter kämpfen, mich verbessern.“

Sollte er diesen Worten Taten folgen lassen, kann sich Fortuna glücklich schätzen. In Leipzig läuft Zimmermann viele Löcher im Mittelfeld zu, grätscht und gewinnt Zweikämpfe. Zudem schaltet er sich gewinnbrin­gend ins Offensivsp­iel ein, leitet – häufig im Zusammensp­iel mit Jean Zimmer – über rechts bereits in der ersten Hälfte viele gefährlich­e Angriffe ein.

Und als er kurz nach dem Seitenwech­sel zentral an der Strafraumk­ante stehend von Niko Gießelmann bedient wird, guckt er Leipzigs Torhüter Peter Gulacsi aus und verwandelt zur Führung. „Ich wollte in die linke Ecke schießen und wenn er dann noch leicht abgefälsch­t wird und in die Ecke geht, nehme ich das gerne mit“, sagt Zimmermann, der mit dem Endergebni­s zufrieden,

„Lasst mich noch ein paar Spiele machen, dann bin ich noch besser“

aber nicht glücklich ist. „Heute war der eine Punkt fast zu wenig“, sagt er. „Wir hatten viele Chancen – wie Leipzig natürlich auch. Aber wir waren nah dran an drei Punkten. Das ist ärgerlich. Aber wir nehmen den Punkt mit. Darauf können wir aufbauen. Gegen Hoffenheim müssen wir genau so wieder auftreten. Dann ist vieles möglich.“

SPORT B6

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FOTO: CHRISTOF WOLFF Jubel über den Führungstr­effer: Niko Gießelmann (li.) und Alfredo Morales sind zum Torschütze­n Matthias Zimmermann geeilt.

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