Düsseldorf weltweit
Das Callshop Radio sendet Musik von Düsseldorfer DJs und Produzenten an eine internationale Hörerschaft. Ein Besuch im Hinterhof.
Der Anfang der Erkrather Straße gleich am Worringer Platz ist ja nun nicht gerade das Aushängeschild der Kulturstadt Düsseldorf. „Heruntergekommen“, so würde der kulturbeflissene Operngänger vermutlich urteilen. Aber auch hier blüht Schönheit, denn genau hier, unweit des Tanzhauses NRW, erklingen in einem Hinterhof neue Töne und Musik.
Denn hier sitzt das Internetradio Callshop Radio, das vor anderthalb Jahren vom DJ Kaspar van de Water gegründet wurde. Gesendet wird aus dem kleinen, verwinkelten Raum im Hinterhof. Platten- und CD-Spieler, ein Mixer und eine Streaming-Ausrüstung. Mehr braucht man nicht, um Bild und Ton übers Internet in die ganze Welt zu senden.
Gerade hat van de Water seine monatliche Sendung „Froot Loops“, die er zusammen mit seinem Freund Felix Sandvoß macht, beendet. „Wir nehmen uns immer ein neues musikalisches Genre vor, mit dem wir uns beschäftigen“, erklärt der 25-Jährige. War es heute 90er-Jahre-R‘n‘B, werde es in der nächsten Sendung Psychrock oder Jazz. „Wir haben einen Monat Zeit zu recherchieren, und wir sind immer ganz erstaunt, auf welche tolle Musik wir stoßen“, sagt van de Water, dessen musikalische Karriere bei der Düsseldorfer Band Mighty Mammut Movement begann.
Die Offenheit gegenüber den verschiedensten musikalischen Genres zieht sich durch das gesamte Programm des kleinen Radios, das wöchentlich vier bis fünf Sendungen streamt. Dabei kann man dann nicht nur die Musik hören, sondern den DJs auch noch bei ihrer Arbeit am Plattenspieler zusehen. „Viele unserer DJs legen bei uns im Radio sehr experimentelle Musik auf, die sie bei ihren Auftritten in Clubs so nicht spielen können, da sie nicht tanzbar genug ist“, erklärt van de Water, der das Radioprogramm zusammenstellt. Von HipHop über House und Techno bis hin zu obskurem 80er-Jahre-Pop ist hier im Grunde jede Spielart des Populären denkbar.
Da Kaspar van der Water das Radio trotz weltweiter Zuhörer- und Zuschauerschaft immer noch als Hobby betreibt, kann er sich diese programmatische Freiheit leisten. „Ich mache das Radio, weil ich eine Plattform bieten will, auf der sich Musikinteressierte treffen können. Finanziell werden wir lediglich minimal von der Stadt gefördert. Wir haben aber zum Glück mit Philipp Maiburg, Chef des Open-Source-Festivals, einen tollen Förderer“, sagt der gebürtige Gerresheimer.
Doch genau dieser Do-it-yourself-Charakter ohne nervige Werbeunterbrechungen oder selbstdarstellende DJs und sich allzu wichtig nehmendes Publikum wie beim Branchenführer Boiler Room kommt bei den Hörern an – von Australien über Japan bis in die USA schalten Musikinteressierte ein. Man merkt beim Zusehen, dass hier Enthusiasten spielen, die ihre Zuhörer mit unbekannten Musikschätzen begeistern wollen. „Wer eine Sendung verpasst hat, kann diese übrigens auch später nochmal nach hören oder sich den Stream anschauen“, erklärt van de Water.
Hilfe bei der Radioarbeit bekommt der Student von Freunden und seinen Nachbarn. Neben dem Radio befinden sich in dem Haus
an der Erkrather Straße auch noch eine Galerie, Ateliers, eine Siebdruckwerkstatt und Arbeitsplätze für Grafiker. „Mein Bruder Kilian hat das Grafikdesign und Fernando Díaz hat die ganze Programmierarbeit gemacht“, sagt van de Water. Die Unterstützung sei dabei sehr wichtig, denn seit der Gründung sei das Radio immer weiter gewachsen und die Arbeit mehr geworden. „Dadurch ergeben sich für mich aber auch immer neue Möglichkeiten, als DJ zu arbeiten. Ich habe immer mehr tolle Kontakte auf der ganzen Welt“, sagt van de Water stolz.
Und die internationale Zuschauerschaft bekommt dank des Radios einen wunderbaren Überblick über die vielfältige hiesige Musikszene. Düsseldorf weltweit.