Hilden übernimmt Stadthalle in Eigenregie
Der Pachtvertrag wird nicht neu ausgeschrieben, hat der Aufsichtsrat der Stadt Hilden Holding beschlossen. Die FDP will die Stadthalle abreißen.
HILDEN Seit 1985 Jahren betreibt die Firma Alzer Projectmanagement GmbH die Stadthalle im Auftrag der Stadt – zur vollsten Zufriedenheit von Rat und Verwaltung. Ende 2019 läuft der Vertrag aus. APM möchte nicht verlängern. Bürgermeisterin Birgit Alkenings hatte vorgeschlagen, den Vertrag dann neu auszuschreiben – europaweit. Das ist nicht mehr nötig.
Denn der Aufsichtsrat der Stadt Hilden Holding hat bereits beschlossen, die Stadthalle ab 2020 in Eigenregie zu betreiben, bestätigt Vorsitzender Rainer Schlottmann (CDU) – „mit breiter Mehrheit“: „Es sieht so aus, dass wir das so wirtschaftlich weiterführen können.“In der Holding hat die Stadt ihre Beteiligungen gebündelt. Im Aufsichtsrat sind alle Ratsfraktionen nach Proporz vertreten.
Die Freien Demokraten wollten 2020 das „Millionengrab Stadthalle“zuschütten, die Halle abreißen und das Areal mit Wohnungen bebauen. Dafür gibt es aber keine politische Mehrheit. Hintergrund: Die Stadt müsste eine wichtige Veranstaltungsstätte für Musik (Chöre, Orchester, Musikschule), Kultur (Theaterreihen) und Brauchtum (Karneval) aufgeben. Zudem müsste die Stadt weitere Millionen in die Hand nehmen – und den Restwert von 1,9 Millionen Euro abschreiben.
Die Stadthalle Hilden wird seit ihrem Bau 1978 durch eine Reihe von „Geburtsfehlern“belastet. „Die haben wir im Blick“, sagt Schlottmann: „Das ist Moment aber kein Thema.“Das Steinhäuser Center verstellt den kommunalen Saalbau. Die Kommune konnte den Bau damals nicht verhindern. Eigentlich müsste die Stadt das Steinhäuser Center kaufen und abreißen. Dafür fehlen die Millionen. Die Zufahrt zur Stadthalle ist für große Laster viel zu schmal (über die Wehr- und Itterstraße), die Tiefgarage viel zu klein. „Der Parkplatz am Finanzamt wird von den Stadthalle-Besuchern nicht angenommen, der Fußweg ist ihnen zu weit“, weiß Schlottmann. Beides ließe sich, wenn überhaupt, nur mit viel Geld ändern. Die Auslastung der Stadthalle geht seit Jahren zurück: 2014 waren es noch 103 Tage, 2015 101, 2016 99 und 2017 95 Tage. Die Veranstaltungsszene hat sich geändert, sagt APM-Geschäftsführer Holger Alzer. Die Mietpreise für Vereine und Verbände mit gemeinnützigem
Hintergrund hat der Stadtrat festgelegt. Sie sind subventioniert. Sonst würde die Stadthalle noch weniger gebucht.
Mit Stadthallen kann man kein Geld verdienen. Alle schreiben rote Zahlen, die einen mehr, die anderen weniger. Für 2017 weist Holding-Geschäftsführer Heinrich Klausgrete einen Verlust von 956.000 Euro aus. Für dieses Jahr rechnet er mit einem Minus von 971.000 Euro, für 2019 mit 986.000 Euro.
Die roten Zahlen kann die Stadt nicht verhindern. Rat und Verwaltung haben aber einen Weg gefunden, die Verluste zu begrenzen. Die Stadthalle gehört der Stadt Hilden Holding. Sie bündelt alle Unternehmen mit städtischer Beteiligung. Gewinne – etwa der Stadtwerke – können steuermindernd mit Verlusten (Stadthalle) verrechnet werden. Das ist legal und vom Finanzamt genehmigt.