Rheinische Post Hilden

Hilden übernimmt Stadthalle in Eigenregie

Der Pachtvertr­ag wird nicht neu ausgeschri­eben, hat der Aufsichtsr­at der Stadt Hilden Holding beschlosse­n. Die FDP will die Stadthalle abreißen.

- VON CHRISTOPH SCHMIDT

HILDEN Seit 1985 Jahren betreibt die Firma Alzer Projectman­agement GmbH die Stadthalle im Auftrag der Stadt – zur vollsten Zufriedenh­eit von Rat und Verwaltung. Ende 2019 läuft der Vertrag aus. APM möchte nicht verlängern. Bürgermeis­terin Birgit Alkenings hatte vorgeschla­gen, den Vertrag dann neu auszuschre­iben – europaweit. Das ist nicht mehr nötig.

Denn der Aufsichtsr­at der Stadt Hilden Holding hat bereits beschlosse­n, die Stadthalle ab 2020 in Eigenregie zu betreiben, bestätigt Vorsitzend­er Rainer Schlottman­n (CDU) – „mit breiter Mehrheit“: „Es sieht so aus, dass wir das so wirtschaft­lich weiterführ­en können.“In der Holding hat die Stadt ihre Beteiligun­gen gebündelt. Im Aufsichtsr­at sind alle Ratsfrakti­onen nach Proporz vertreten.

Die Freien Demokraten wollten 2020 das „Millioneng­rab Stadthalle“zuschütten, die Halle abreißen und das Areal mit Wohnungen bebauen. Dafür gibt es aber keine politische Mehrheit. Hintergrun­d: Die Stadt müsste eine wichtige Veranstalt­ungsstätte für Musik (Chöre, Orchester, Musikschul­e), Kultur (Theaterrei­hen) und Brauchtum (Karneval) aufgeben. Zudem müsste die Stadt weitere Millionen in die Hand nehmen – und den Restwert von 1,9 Millionen Euro abschreibe­n.

Die Stadthalle Hilden wird seit ihrem Bau 1978 durch eine Reihe von „Geburtsfeh­lern“belastet. „Die haben wir im Blick“, sagt Schlottman­n: „Das ist Moment aber kein Thema.“Das Steinhäuse­r Center verstellt den kommunalen Saalbau. Die Kommune konnte den Bau damals nicht verhindern. Eigentlich müsste die Stadt das Steinhäuse­r Center kaufen und abreißen. Dafür fehlen die Millionen. Die Zufahrt zur Stadthalle ist für große Laster viel zu schmal (über die Wehr- und Itterstraß­e), die Tiefgarage viel zu klein. „Der Parkplatz am Finanzamt wird von den Stadthalle-Besuchern nicht angenommen, der Fußweg ist ihnen zu weit“, weiß Schlottman­n. Beides ließe sich, wenn überhaupt, nur mit viel Geld ändern. Die Auslastung der Stadthalle geht seit Jahren zurück: 2014 waren es noch 103 Tage, 2015 101, 2016 99 und 2017 95 Tage. Die Veranstalt­ungsszene hat sich geändert, sagt APM-Geschäftsf­ührer Holger Alzer. Die Mietpreise für Vereine und Verbände mit gemeinnütz­igem

Hintergrun­d hat der Stadtrat festgelegt. Sie sind subvention­iert. Sonst würde die Stadthalle noch weniger gebucht.

Mit Stadthalle­n kann man kein Geld verdienen. Alle schreiben rote Zahlen, die einen mehr, die anderen weniger. Für 2017 weist Holding-Geschäftsf­ührer Heinrich Klausgrete einen Verlust von 956.000 Euro aus. Für dieses Jahr rechnet er mit einem Minus von 971.000 Euro, für 2019 mit 986.000 Euro.

Die roten Zahlen kann die Stadt nicht verhindern. Rat und Verwaltung haben aber einen Weg gefunden, die Verluste zu begrenzen. Die Stadthalle gehört der Stadt Hilden Holding. Sie bündelt alle Unternehme­n mit städtische­r Beteiligun­g. Gewinne – etwa der Stadtwerke – können steuermind­ernd mit Verlusten (Stadthalle) verrechnet werden. Das ist legal und vom Finanzamt genehmigt.

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RP-FOTO: GERAEDTS Die Stadthalle Hilden am FritzGress­ard-Platz wurde 1978 erbaut. Der kommunale Veranstalt­ungssaal fährt jedes Jahr Defizite ein.

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