Sicherheitsproblem in der Mittelstraße?
Im April tötete ein Amokfahrer drei Menschen in Münster. Ein Hildener, der das sah, sorgt sich um die Mittelstraße.
HILDEN Auch wenn er damals mehr als 100 Meter vom Tatort entfernt war – die Bilder von Polizeiautos mit Blaulicht und die Schreie der Verletzten werden dem Hildener Familienvater vermutlich immer in Erinnerung bleiben. Es war der 7. April diesen Jahres, als in Münster ein Kleintransporter in eine Menschenmenge raste. Es gab drei Tote und mehr als 20 Verletzte.
Der Hildener war damals mit zwei befreundeten Paaren ebenfalls in einem Münsteraner Straßencafé – eben etwas weiter entfernt. Seit dieser Zeit macht er sich jedoch Gedanken: „Der Lieferverkehr in der Hildener Fußgängerzone hat meiner Meinung nach enorme Dimensionen angenommen“, sagt er.
Dabei gehe es ihm gar nicht um das Horrorszenario eines Amokfahrers. „Die Verkehrsbewegungen sind auch so schon derart hoch, dass die Gefahr insbesondere für Kinder steigt, bei Unfällen verletzt zu werden“, sagt der Hildener, der sich aus diesem Grund für deutlich eingeschränktere Lieferzeiten stark macht.
Im Ratsinformationssystem stieß er auf ein Protokoll der Sitzung des Stadtentwicklungsausschusses vom 20.Januar 2016. Damals wurde die Thematik in Hilden schon einmal konkret besprochen.
Den Beschlussvorlagen der Verwaltung, deren Inhalt man salopp mit „Es bleibt so wie es ist!“wiedergeben könne, sei einstimmig entsprochen worden, berichtet er.
Die Stadt argumentiert unter anderem, es gebe rund 180 Einzelhandelsgeschäfte in der Mittelstraße, die alle ein Recht auf vernünftige Anlieferungen hätten.
„Nichtsdestoweniger haben sich meiner subjektiven Einschätzung nach die Verhältnisse in den vergangenen zwei Jahren, insbesondere durch den Paketlieferverkehr, stark verändert“, hält der Hildener Bürger dagegen. „Daher muss die Diskussion um den Fahrzeugverkehr in der Fußgängerzone erneut geführt werden.“
Ein Versuch, diese Diskussion neu anzustoßen, lief jedoch bei der Stadt fast komplett ins Leere: Das Büro von Bürgermeisterin Birgit Alkenings meldete sich zunächst gar nicht, ließ dann auf Nachfrage erklären, der Familienvater könne sich ja an den Hildener Stadtrat wenden.
Das tat der Mann – und macht kein Geheimnis daraus, dass er von der Reaktion der Parteien restlos enttäuscht ist. Er sagt: „Ich habe mich mit meinem Anliegen an alle Stadtratsfraktionen (mit Ausnahme der AfD) gewandt.“Lediglich die Bürgeraktion Hilden meldete sich zurück: „Wir sehen uns Ihrem Anliegen verpflichtet und werden uns in Kürze unaufgefordert dazu bei Ihnen melden“, schrieb Fraktionsvorsitzender Ludger Reffgen.
„Außer von der BA habe ich keinerlei Feedback erhalten“, sagt der Hildener: „Das ist traurig, und wenn ich mir vorstelle, dass unter Umständen mit jungen Leuten oder Jugendlichen genauso missachtend umgegangen wird, wundere ich mich über die stetig wachsende Politikverdrossenheit nicht.“
Was Stadt und Politik offensichtlich nicht sehen wollen, bestätigte ein kurzer Besuch gestern gegen 16 Uhr in der Mittelstraße. Paketdienste und andere Lieferfahrzeuge waren dort in großer Zahl unterwegs.