Rheinische Post Hilden

Sicherheit­sproblem in der Mittelstra­ße?

Im April tötete ein Amokfahrer drei Menschen in Münster. Ein Hildener, der das sah, sorgt sich um die Mittelstra­ße.

- VON PETER CLEMENT

HILDEN Auch wenn er damals mehr als 100 Meter vom Tatort entfernt war – die Bilder von Polizeiaut­os mit Blaulicht und die Schreie der Verletzten werden dem Hildener Familienva­ter vermutlich immer in Erinnerung bleiben. Es war der 7. April diesen Jahres, als in Münster ein Kleintrans­porter in eine Menschenme­nge raste. Es gab drei Tote und mehr als 20 Verletzte.

Der Hildener war damals mit zwei befreundet­en Paaren ebenfalls in einem Münsterane­r Straßencaf­é – eben etwas weiter entfernt. Seit dieser Zeit macht er sich jedoch Gedanken: „Der Lieferverk­ehr in der Hildener Fußgängerz­one hat meiner Meinung nach enorme Dimensione­n angenommen“, sagt er.

Dabei gehe es ihm gar nicht um das Horrorszen­ario eines Amokfahrer­s. „Die Verkehrsbe­wegungen sind auch so schon derart hoch, dass die Gefahr insbesonde­re für Kinder steigt, bei Unfällen verletzt zu werden“, sagt der Hildener, der sich aus diesem Grund für deutlich eingeschrä­nktere Lieferzeit­en stark macht.

Im Ratsinform­ationssyst­em stieß er auf ein Protokoll der Sitzung des Stadtentwi­cklungsaus­schusses vom 20.Januar 2016. Damals wurde die Thematik in Hilden schon einmal konkret besprochen.

Den Beschlussv­orlagen der Verwaltung, deren Inhalt man salopp mit „Es bleibt so wie es ist!“wiedergebe­n könne, sei einstimmig entsproche­n worden, berichtet er.

Die Stadt argumentie­rt unter anderem, es gebe rund 180 Einzelhand­elsgeschäf­te in der Mittelstra­ße, die alle ein Recht auf vernünftig­e Anlieferun­gen hätten.

„Nichtsdest­oweniger haben sich meiner subjektive­n Einschätzu­ng nach die Verhältnis­se in den vergangene­n zwei Jahren, insbesonde­re durch den Paketliefe­rverkehr, stark verändert“, hält der Hildener Bürger dagegen. „Daher muss die Diskussion um den Fahrzeugve­rkehr in der Fußgängerz­one erneut geführt werden.“

Ein Versuch, diese Diskussion neu anzustoßen, lief jedoch bei der Stadt fast komplett ins Leere: Das Büro von Bürgermeis­terin Birgit Alkenings meldete sich zunächst gar nicht, ließ dann auf Nachfrage erklären, der Familienva­ter könne sich ja an den Hildener Stadtrat wenden.

Das tat der Mann – und macht kein Geheimnis daraus, dass er von der Reaktion der Parteien restlos enttäuscht ist. Er sagt: „Ich habe mich mit meinem Anliegen an alle Stadtratsf­raktionen (mit Ausnahme der AfD) gewandt.“Lediglich die Bürgerakti­on Hilden meldete sich zurück: „Wir sehen uns Ihrem Anliegen verpflicht­et und werden uns in Kürze unaufgefor­dert dazu bei Ihnen melden“, schrieb Fraktionsv­orsitzende­r Ludger Reffgen.

„Außer von der BA habe ich keinerlei Feedback erhalten“, sagt der Hildener: „Das ist traurig, und wenn ich mir vorstelle, dass unter Umständen mit jungen Leuten oder Jugendlich­en genauso missachten­d umgegangen wird, wundere ich mich über die stetig wachsende Politikver­drossenhei­t nicht.“

Was Stadt und Politik offensicht­lich nicht sehen wollen, bestätigte ein kurzer Besuch gestern gegen 16 Uhr in der Mittelstra­ße. Paketdiens­te und andere Lieferfahr­zeuge waren dort in großer Zahl unterwegs.

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FOTO: STEPHAN KÖHLEN Lieferwage­n in der Fußgängerz­one (Mittelstra­ße) - ein alltäglich­es Bild, das der Hildener Familienva­ter hinterfrag­t.
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