Rheinische Post Hilden

Haaner Raub-Prozess: „Keiner will es gewesen sein“

- VON SABINE MAGUIRE Mit dem mittlerwei­le dritten Verhandlun­gstag wurde am Donnerstag das Verfahren gegen drei Männer und eine Frau fortgesetz­t, die sich derzeit am Wuppertale­r Landgerich­t wegen des brutalen Überfalls auf einen Pensionär am Hermann-Löns-We

WUPPERTAL/HAAN hatten bislang noch nichts gesagt. Es wird davon ausgegange­n, dass die beiden Männer aus Erkrath im Haus gewesen sind und es später auch angezündet haben, nachdem sie ihr Opfer über Stunden hinweg drangsalie­rt hatten.

Einer der beiden Angeklagte­n hat mittlerwei­le erklärt, dass auch er nur im Garten gewartet haben will. Bleibt also noch einer übrig – und der will dem Vernehmen nach gar nichts sagen. „Keiner will es gewesen sein“, war vom Nebenklage­vertreter zu hören.

Für das Opfer des Überfalls dürfte ein solches Aussagever­halten eine Zumutung sein. Einem Polizeibea­mten hatte der mittlerwei­le 84-Jährige noch am Abend nach der Tat erzählt, dass er zwei Männer gesehen habe. Nur einer der beiden soll gesprochen haben, mit osteuropäi­schem Akzent. Die Täter seien vermummt gewesen und ihm selbst habe man eine Tüte über den Kopf gezogen. Vier Stunden später habe man ihn dazu noch geknebelt und an einen Stuhl gefesselt auf der Terrasse zurückgela­ssen, während sein Haus hinter ihm in Flammen stand.

Der Nachbar, der das Opfer dort bis auf die Unterhosen entkleidet und mittlerwei­le auf der Wiese liegend gefunden hatte, sagte nun vor Gericht aus. „Er war in einem erbärmlich­en Zustand.“Der Mann habe nach Benzin gerochen, er habe eine Decke um ihn gelegt. Er sei erstaunt gewesen, wie ruhig der 84-Jährige ihm davon erzählt habe, was passiert sei. Dass der früher in seinem Garten so agile Pensionär nun nur noch traurig neben seinem zerstörten Haus stehe, sagte ein anderer Nachbar aus.

Die Gebäudever­sicherung habe wohl ein Gutachten erstellt, das weit unter dem liege, was die Sanierung des Hauses kosten würde. Vor dem Überfall sei in der Straße ein weißer Fiat Ducato aufgefalle­n, der vor einem Gartengrun­dstück geparkt habe. Eine mögliche Verbindung des Opfers zum Tiefbauamt, bei dem der Drahtziehe­r des Überfalls gearbeitet haben soll, nannte der Zeuge dann auch noch: „Herr K. hatte zuvor einen städtische­n Weg gekauft.“Auf dem Weg zur Polizeiwac­he, zu der ihn Nachbarn gebracht haben, habe der Mann gezittert. Dort angekommen, soll er einem Polizeibea­mten gesagt haben: „Als ich auf der Terrasse vor meinem brennenden Haus lag, habe ich gedacht: Dann ist das Leben eben mit 83 vorbei.“

Das Verfahren wird am 17. September fortgesetz­t.

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-FOTO: MIKKO SCHÜMMELFE­DER Das Raub-Opfer Carl K. (r.) und sein Anwalt Rüdiger Deckers.

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