Rheinische Post Hilden

„ . . . dass du mich wunderbar gemacht hast“

Wenn wir es schaffen, uns auf unsere positiven Seiten zu besinnen, merken wir, dass wir mehr können, als andere uns zutrauen. Warum sollten wir also nicht unserer eigenen Vorzüge benennen? Am besten geht das morgens vor dem Spiegel!

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Haben Sie auch morgens schon vor dem Spiegel gestanden und den alten Hit aus dem Weißen Rössl gesungen: Was kann der Sigismund dafür, dass er so schön ist? Meine Familie hat es mir inzwischen mühsam abgewöhnt. Ich hoffe, nur aus musikalisc­hen Gründen. Aber jetzt mal im Ernst. Haben Sie morgens schon mal vor dem Spiegel gestanden und Gott gedankt? Danke, Gott, dass Du mich wunderbar gemacht hast! Warum nicht?

Ich fange erst mal an, warum es gut ist, es nicht nicht zu tun. Klingt komplizier­t. Ist es aber nicht!

Wir alle sind mit der guten alten Weisheit groß geworden, dass Eigenlob stinkt. Mag was dran sein. Hat aber dazu geführt, dass viele Menschen sofort sprachlos werden, wenn man sie bittet, mal ihre eigenen Vorzüge und Fähigkeite­n zu benennen. Probieren Sie es aus. Wie lang ist Ihre Liste geworden?

Ich mache den Test jedes Mal mit meinen Konfirmand­en, und muss denen immer erst Mut machen, bis das Positive zu sprudeln beginnt.

Wenn wir es jedoch schaffen, merken wir, dass wir mehr können, als andere uns zutrauen. Dann merken wir, dass Begabungen in uns schlummern, die uns zu etwas Besonderem machen. Dann spüren, wir, dass neben den Schwächen, auf denen andere so gerne herumreite­n, ganz viel Potenzial in uns steckt. Und wir begreifen hoffentlic­h, dass auch unser Unvermögen an bestimmten Punkten, genauso ein Teil von uns ist, weil kein Mensch perfekt ist.

Probieren Sie es aus. Beginnen sie den Tag mit dem freudigen Gebet: Ich danke dir, Gott, dass Du mich wunderbar gemacht hast. Denn es ist wahrhaftig ein Gebet, einem 3000 Jahre alten Psalm entnommen. Und streng genommen auch überhaupt kein Eigenlob, sondern das Lob des Schöpfers, der uns wunderbar gemacht hat.

Ich bin mir sicher: Starten Sie so in den Tag, nehmen Sie manch blöden Spruch, der Menschen um sie herum, deutlich leichter.

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FOTO: RM Christian Dörr ist Pfarrer der Ev. Kirchengem­einde Haan.

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