Rheinische Post Hilden

Wenig Hoffnung für Daniel Küblböck

Der frühere TV-Star wird weiter vermisst. Der 33-Jährige soll auf einer Kreuzfahrt über Bord gegangen sein. Dieter Bohlen löste mit einem Video zu Küblböck Empörung aus, weil er einen Pullover mit geschmackl­osem Aufdruck trug.

- VON JÖRG ISRINGHAUS

ROSTOCK Vom vermissten Ex-TVStar Daniel Küblböck gibt es nach Angaben von Aida Cruises weiterhin keine Spur. „Die Suche blieb bislang erfolglos“, teilte der Kreuzfahrt­veranstalt­er am Montag mit. Das Schiff „Aidaluna“, von dem der 33-Jährige verschwund­en ist, befinde sich jetzt auf dem Weg nach Halifax. Man sei in engem Austausch mit den Angehörige­n, um ihnen in allen Fragen zur Seite zu stehen. Die kanadische Küstenwach­e stellte die Suche am Montag ergebnislo­s ein.

Küblböck war am Sonntag während einer Kreuzfahrt von Hamburg nach New York bei Neufundlan­d über Bord gegangen und wird seither vermisst. Die Unglücksst­elle liegt nach Angaben der Küstenwach­e in der Labrador See, ungefähr 110 Seemeilen (200 Kilometer) nördlich von St. John‘s/Neufundlan­d. Die Wassertemp­eratur beträgt laut Aida Cruises etwa 10,5 Grad, was es schwierig macht, länger als einige Stunden zu überleben. Es gebe Grund zur Annahme, dass der inzwischen als Daniel Kaiser-Küblböck auftretend­e Sänger gesprungen sei, erklärte der Kreuzfahrt-Veranstalt­er.

Seine Bekannthei­t verdankt Küblböck der Casting-Show „Deutschlan­d sucht den Superstar“(DSDS), in deren erster Ausgabe er 2003 den dritten Platz belegte. Was weniger an seinen Gesangskün­sten als dem von ihm gelieferte­n Gesamtpakt lag – Küblböck präsentier­te sich als schriller Paradiesvo­gel mit großem Herz, als liebenswer­t-naiver Jungspund, der kein Fettnäpfch­en auslässt und gerade deshalb aus der Masse herausstic­ht. Gerade weil sein Auftreten polarisier­te, eignete er sich besonders für die Reality-TV-Formate der Privatsend­er, durfte ins „Dschungelc­amp“, zu „Big Brother“und zu „Let‘s Dance“. Überall war er der Außenseite­r, aber zugleich auch das Nesthäkche­n – alle mochten ihn, aber er gehörte nie wirklich dazu.

Möglicherw­eise war aber genau das Küblböcks Antrieb – dazuzugehö­ren. Koste es, was es wolle. Denn der Sänger ließ sich von Rückschläg­en nicht beeindruck­en, suchte unermüdlic­h nach Aufmerksam­keit. Aufgeben kam für ihn nie in Frage. „Ich bin geil darauf zu zeigen, was in mir steckt“, schrieb er bereits mit 18 in seiner Autobiogra­fie „Ich lebe meine Töne“. Küblböck drehte einen Film, „Daniel, der Zauberer“, der schon nach einer Woche wieder aus den Kinos verschwand. Versuchte es mit einem Comic, „Super-Dan“, auch das ein Fiasko. Und wollte für Deutschlan­d zum Eurovision Song Contest, scheiterte aber schon bei der Bewerbung für den Vorentsche­id. Für viel Häme sorgte ein von ihm verursacht­er Autounfall: Sein Astra war mit einem Laster voller Gurkengläs­er kollidiert. Am Ende stellte sich heraus, dass der Sänger nicht mal einen Führersche­in besaß.

Dabei war Küblböck durchaus erfolgreic­h – als Geschäftsm­ann. Mit dem von ihm gegründete­n Unternehme­n „Positive Energie GmbH“investiert­e er gewinnbrin­gend in Solaranlag­en. Nur hatte das keine gesellscha­ftliche Strahlkraf­t. Zwischenze­itlich ließ er sich von einer Millionäri­n adoptieren und hieß seitdem Kaiser-Küblböck. Zudem besuchte er in Berlin eine Schauspiel­schule.

Im Internet kursiert nun ein angeblich von Küblböck verfasster Internet-Eintrag, in dem von monatelang­em Mobben an seiner Schule die Rede ist und einer Dozentin vorgeworfe­n wird, nicht eingegriff­en zu haben. „Die Behauptung über Mobbing an unserer Schule weisen wir strikt zurück“, hieß es in einer Erklärung der Schule. „Wir sind zutiefst bestürzt und geschockt über das Verschwind­en unseres Schülers und möchten (...) keine Aussagen zu den im Internet kursierend­en Gerüchten tätigen.“

TV-Prominente zeigten sich geschockt über Küblböcks Verschwind­en. „Er war ein unheimlich lustiges Kerlchen, konnte aber auch unheimlich traurig und unheimlich depressiv sein“, sagte DSDS-Chefjuror Dieter Bohlen in einem Video. Fingerspit­zengefühl bewies er dabei nicht – Bohlen trug bei der Aufnahme ein Sweatshirt mit dem Aufdruck „Be one with the Ocean“(Sei eins mit dem Ozean) und löste Empörung in den sozialen Medien aus, entschuldi­gte sich aber später dafür. Familie und enge Freunde äußerten auf Küblböcks Homepage ihre Bestürzung. „Wir hoffen auf ein großes Wunder“, heißt es dort. (mit dpa)

Hilfe Für Menschen mit Suizidgeda­nken gibt es rund um die Uhr die Telefonsee­lsorge: 0800 1110111.

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FOTOS: DPA Sänger Daniel Küblböck tanzte mit Otlile Mabuse bei der achten Staffel der RTL-Tanzshow „Let‘s Dance“im Jahr 2015.
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Schriller Paradiesvo­gel: Küblböck als DSDS-Kandidat im Dezember 2002.
 ??  ?? Küblböck 2003 mit seinem zeitweilig­en Mentor Dieter Bohlen.
Küblböck 2003 mit seinem zeitweilig­en Mentor Dieter Bohlen.

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