Rheinische Post Hilden

Invasoren geht’s jetzt an den Kragen

Der Kreis muss noch massiver gegen so genannte invasive Arten vorgehen. Das bedeutet auch: Abschuss.

- VON ALEXANDRA RÜTTGEN

KREIS METTMANN Was haben die gelbe Schein-Calla, die Nil-Gans und der Waschbär gemeinsam? Alle drei gehören zu den 16 in Deutschlan­d am stärksten verbreitet­en, so genannten invasiven Arten. Das heißt, sie gehören zu jenen Tierund Pflanzenar­ten, die - einst aus dem Ausland eingeschle­ppt oder eingewande­rt - heimische Tierund Pflanzenar­ten verdrängen und das Öko-System somit in Schieflage bringen.

Der Kreis beziehungs­weise die bei ihm angesiedel­te Untere Naturschut­zbehörde ist jetzt dazu angehalten, solch invasive Arten in der Region zu identifizi­eren und sie zu bekämpfen. Das berichtete Klaus Adolphy, Chef der Unteren Naturschut­zbehörde, im Umweltauss­chuss des Kreises. Anlass ist eine EU-Verordnung, die zwischenze­itlich auch ins Bundesnatu­rschutzges­etz einfloss und die Behörden zum Handeln zwingt. Zurzeit werden daher so genannte „Management­maßnahmenb­lätter“erstellt, also Beschreibu­ngen und Handlungsa­nleitungen, wie derlei invasive Arten zurückgedr­ängt werden können. Dabei kann es Nilgans, Waschbär und anderen Tieren buchstäbli­ch an den Kragen gehen, denn dieses „Management“beinhaltet die „tödliche und nicht tödliche“Beseitigun­g dieser Tiere sowie so genannte „Population­skontrolle­n“. Zu den Partnern, die der Kreis derzeit aktiviert, gehören neben Naturschut­zvereinen oder der Biologisch­en Station Haus Bürgel denn auch Angler, Förster und Jäger.

Auch im Kreis Mettmann gibt es invasive Arten. In der Pflanzenwe­lt sind dies die im Abtskücher Teich (Heiligenha­us) bereits gesichtete Wasserpest, der Riesenbäre­nklau oder besagte gelbe Schein-Calla. Sie ist beliebt in Ziergärten, aber gefürchtet in freier Natur, da die mit dem Aronstab verwandte Pflanze in seltene Feuchtwald­gebiete eindringt „und heimische Arten verdrängt“, erläuterte Adolphy.

Zu den invasiven Tierarten gehören beispielsw­eise Wasserschi­ldkröten, von denen allein am Abtskücher Teich rund 50 bis 70 davon leben sollen. Auch die Nutrias vermehren sich munter. So wurden an der Winkelsmüh­le im Neandertal innerhalb von fünf Monaten 37 Tiere gefangen. Auch die Nil-Gans ist gar nicht so harmlos, wie sie wirkt, denn sie vertreibt aggressiv heimische Gänse- und Entenarten. Und der Waschbär sei „der größte Räuber, den man sich vorstellen kann“, sagt Adolphy.

Die Mitglieder des Umwelt-, Landschaft­sund Naturschut­zausschuss­es nahmen die Ausführung­en des Experten interessie­rt zur Kenntnis. Sven Kübler von der Arbeitsgem­einschaft Natur und Umwelt (AGNU) in Haan berichtete, dass der Riesenbäre­nklau auch in der Grube 7 gesichtet werde, einem unter Naturschut­z gestellten, ehemaligen Steinbruch. Doch die Bekämpfung dieser Pflanze „wächst uns auch manchmal über den Kopf“, gab Adolphy unumwunden zu. Kübler bot die Zusammenar­beit des AGNU mit dem Kreis an, die Adolphy - „gerne, gerne“- annahm.

Der Kreis muss sich jetzt in die Thematik auch mittels Fortbildun­gen beim zuständige­n Ministeriu­m einarbeite­n und gegen die invasiven Arten vorgehen. Für das kommende Jahr hat er dazu erst einmal 20.000 Euro eingeplant - der weitere finanziell­e Aufwand ist noch nicht abzusehen.

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FOTOS: KREIS METTMANN Die gelbe Schein-Calla (Lysichiton Americanum) ist beliebt in Ziergärten, aber in freier Natur unerwünsch­t.
 ??  ?? Der Waschbär ist als Räuber von Gelegen heimischer Vögel gefürchtet.
Der Waschbär ist als Räuber von Gelegen heimischer Vögel gefürchtet.
 ??  ?? Eine Parade von Wasserschi­ldkröten, fotografie­rt am Abtskücher Teich.
Eine Parade von Wasserschi­ldkröten, fotografie­rt am Abtskücher Teich.
 ??  ?? Nil- (vorne) und Kanada-Gans (hinten) gehören ebenfalls nicht hierher.
Nil- (vorne) und Kanada-Gans (hinten) gehören ebenfalls nicht hierher.

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