Rheinische Post Hilden

Arena-Vertrag wäre nicht kündbar

Der Rat sucht seine Haltung zum umstritten­en Namens-Deal. Die Grünen haben einen kuriosen Vertragste­xt entdeckt.

- VON ARNE LIEB

Der neue Name „Merkur Spiel-Arena“ist längst auf dem Düsseldorf­er Stadion zu lesen, in der Politik ist das Thema aber immer noch nicht durch. Die Übersicht:

Wäre der Vertrag mit der Gauselmann-Gruppe noch kündbar?

Das würde wohl nur dann gehen, wenn sich die Stadt und das Glücksspie­l-Unternehme­n darauf einigen. Die Grünen, die das Geschäft ebenfalls kritisch sehen, hatten am Montag im Haupt- und Finanzauss­chuss wegen eines möglichen Kündigungs­rechts nachgefrag­t und erhielten im nichtöffen­tlichen Teil der Sitzung eine Antwort. Demnach sieht der Vertrag während der Fest-Laufzeit von zehn Jahren eine Kündigung, wie in solchen Dokumenten üblich, lediglich aus „wichtigem Grund“vor. Nachträgli­che Bedenken der Politik dürften unter diesen juristisch­en Begriff nicht fallen, hieß es am Montag übereinsti­mmend aus den Fraktionen.

Die Gauselmann-Gruppe hingegen hat ein einmaliges Sonderkünd­igungsrech­t, allerdings erst zum 31.12.2024. Für den Fall, dass Glücksspie­lwerbung insgesamt verboten oder die Düsseldorf­er Namensgebu­ng gerichtlic­h untersagt würde – was derzeit nicht abzusehen ist –, könnte Gauselmann noch vorher zum 02.08.2023 den Vertrag beenden, müsste also sogar in diesem Fall noch für fünf Jahre die 3,75 Millionen Euro jährlich entrichten.

Ist diese Zusammenar­beit mit einem Glücksspie­l-Anbieter überhaupt rechtlich möglich?

Daran gibt es zumindest bei den Grünen inzwischen neue Zweifel. Der Erbbaurech­tsvertrag, den die Stadt 2002 beim Bau des Stadions unter anderem mit der Betriebsge­sellschaft geschlosse­n hatte, enthält eine Passage, die für Irritation­en sorgt. In dem Dokument heißt es, dass auf dem Arena-Grundstück keine Geschäfte oder Einrichtun­gen zulässig sind, die „der Anregung und/oder Befriedigu­ng des Geschlecht­s-/Spieltrieb­es dienen“. Insbesonde­re gelte dies für Spielhalle­n. Kämmerin Dorothée Schneider sagte allerdings am Montag vor dem Finanzauss­chuss, dieser Vertrag habe keine Auswirkung auf eine Namensrege­lung. Auch Oberbürger­meister Thomas Geisel hält es für „ziemlich eindeutig“, dass der Passus nicht dem Deal mit der Gauselmann-Gruppe entgegenst­eht. Der Fraktionsv­orsitzende der Grünen, Norbert Czerwinski, beantragte dennoch Akteneinsi­cht.

Wie positionie­rt sich die CDU?

Auch dort sind nicht alle mit dem Deal einverstan­den. Ein von Ratsfrau Annelies Böcker eingebrach­ter Text für eine Ratsanfrag­e bekam am Montagaben­d aber nicht die nötige Unterstütz­ung. Böcker formuliert in einer Frage, es gebe einen Widerspruc­h zwischen dem Kampf gegen Spielsucht, für den auch Steuergeld eingebrach­t werde, und der Werbung auf der Arena. Dieser Vorwurf war der Mehrheit der Fraktion aber zu weitgehend, Böcker wird die Anfrage nun als Einzelmitg­lied stellen. In der Sitzung nächste Woche wird das Thema auch wegen einer Anfrage der FDP erneut behandelt.

 ?? FOTO: ANDREAS BRETZ ?? Der neue Name des Düsseldorf­er Stadions bewegt weiterhin die Gemüter im Stadtrat.
FOTO: ANDREAS BRETZ Der neue Name des Düsseldorf­er Stadions bewegt weiterhin die Gemüter im Stadtrat.

Newspapers in German

Newspapers from Germany