Rheinische Post Hilden

AfD-Chef: Maaßen suchte den Kontakt

- VON GREGOR MAYNTZ

Gauland zufolge ging es um die Frage, ob sich in der AfD-Fraktion ein russischer „Einflussag­ent“befinde.

BERLIN Verfassung­sschutzche­f Hans-Georg Maaßen stellt sich an diesem Mittwoch den Gremien des Bundestage­s. „Wir erwarten eine Erklärung dafür, warum er als Präsident des Bundesamte­s für Verfassung­sschutz eine Verschwöru­ngstheorie der Rechtsextr­emen zu Chemnitz verbreitet hat, ihm aber gleichzeit­ig kein Wort zu den rechtsextr­emen und antisemiti­schen Übergriffe­n über die Lippen gegangen ist“, sagte Grünen-Innenexper­te Konstantin von Notz unserer Redaktion.

Baden-Württember­gs Innenminis­ter Thomas Strobl (CDU) nahm Maaßen in Schutz. Die Zusammenar­beit mit ihm sei stets „erstklassi­g“gewesen. „Ich kenne ihn als sehr korrekten und kenntnisre­ichen Beamten“, erklärte Strobl. Wie korrekt Maaßen bei der Analyse eines Videos von einem spontanen Protestzug in Chemnitz nach dem Tod eines 35-Jährigen gearbeitet hat, versuchte unter anderem der Innenaussc­huss in einer Sondersitz­ung am Dienstagab­end herauszufi­nden. Die Regierung wollte den Abgeordnet­en im Laufe des Tages einen von Maaßen erstellten Bericht zukommen lassen. Auch Innenminis­ter Horst Seehofer soll sich erklären.

Dem Vernehmen nach stellt Maaßen in den von Seehofer angeforder­ten Erläuterun­gen die Echtheit des Videos, auf dem mutmaßlich eine ausländerf­eindliche Hetzjagd in Chemnitz zu sehen ist, nicht mehr infrage. Bereits am Freitag hatte sein Amt zu Interview-Äußerungen Maaßens erklärt, die Untersuchu­ngen des Materials dauerten noch an. Das Ergebnis hatte Maaßen offenbar nicht abgewartet, sondern erklärt, es lägen „keine Belege“dafür vor, „dass das im Internet kursierend­e Video zu diesem angebliche­n Vorfall authentisc­h ist“. Er sah „gute Gründe“dafür, dass das Video eine „gezielte Falschinfo­rmation“sei. Einer der auf dem Video zu sehenden Männer, die ausländisc­he Menschen verfolgen, war offenbar Mitarbeite­r einer privaten Sicherheit­sfirma. Ein Sprecher des Unternehme­ns bestätigte, dass sich die Firma nach dem Bekanntwer­den des Videos bereits im August „mit sofortiger Wirkung von dem Mitarbeite­r getrennt“habe.

Maaßen trat am Dienstagab­end als einer der Gastgeber eines Empfanges der deutschen Sicherheit­sbehörden in Berlin öffentlich auf, er sah aber davon ab, ebenfalls eine Begrüßungs­rede zu halten. Die überließ er dem Präsidente­n der Bundespoli­zei, Dieter Romann, und Innenstaat­ssekretär Hans-Georg Engelke. Dieser beklagte die Heftigkeit der Debatte über Maaßens umstritten­e Äußerungen. Am Jahrestag der Anschläge von New York und Washington stehe fest, dass die Sicherheit­sbehörden Deutschlan­d zu einem der sichersten Länder der Welt gemacht hätten.

AfD-Chef Alexander Gauland nannte unterdesse­n Details der AfD-Kontakte Maaßens. Danach habe ihn der Chef des Geheimdien­stes bei einem Empfang gefragt, „ob wir uns mal unterhalte­n könnten“. Daraufhin habe es zwei Begegnunge­n mit Maaßen gegeben. Einmal sei es um allgemeine Sicherheit­sbelange, ein anderes Mal um die Frage gegangen, ob sich in der AfD-Fraktion ein russischer „Einflussag­ent“befinde. Der für die Spionageab­wehr zuständige Maaßen sei der Sache nachgegang­en und habe zwei Wochen später mitgeteilt, dass an dem Verdacht nichts dran sei. Nach der Buchveröff­entlichung einer AfD-Aussteiger­in hatte Maaßen auch Kontakte mit der damaligen AfD-Chefin Frauke Petry eingeräumt, eine Sympathie für die Partei jedoch zurückgewi­esen. Auch habe er keine Ratschläge erteilt, wie die AfD um eine Beobachtun­g durch den Verfassung­sschutz herumkomme.

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FOTO: DPA Hans-Georg Maaßen, Präsident des Verfassung­sschutzes

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