Rheinische Post Hilden

Ein Leben zwischen Glamour und Absturz

In ihrer Autobiogra­fie schildert Jenny Elvers eindrucksv­oll ihren Alkoholabs­turz – und ihr Leben im Showbusine­ss. Ein klassische­s Suchtbuch sei das nicht, sagt sie: Ihr Blick gehe auch nach vorn.

- VON PEER KÖRNER

LÜNEBURG (dpa) Schon mit 46 Jahren hat Schauspiel­erin Jenny Elvers ihre Autobiogra­fie geschriebe­n. Zunächst geht es dabei um ihre Alkoholsuc­ht, gnadenlos schildert sie deren Folgen. „Ich liege auf dem harten Fliesenbod­en einer Restaurant­toilette – mit dem Gesicht nach unten“, lautet der erste Satz. Am 17. September 2012 lallt und kichert sie in einer Livesendun­g des NDR – ihre Sucht wird schlagarti­g öffentlich.

Elvers macht einen Entzug. „Ich kann vor Schmerzen nicht einmal mehr schreien“, schildert sie die ersten Tage in Therapie. „Mein Weg führt durch die Hölle. Einmal komplett durch, ohne Abkürzung.“Den peinlichen Fernsehauf­tritt nennt sie heute „meine Erlösung“.

„Das war lebensrett­end“, sagt sie im Gespräch. „Ich habe das Buch jetzt geschriebe­n, weil meine Seele gesund ist“, betont sie. „Es ist ein langer Prozess gesund zu werden.“In „Wackeljahr­e: Mein Leben zwischen Glamour und Absturz“geht es keineswegs nur um Alkohol. „Es ist eine Biografie, die auch erzählt von einer jungen Frau, die aus der Lüneburger Heide loszieht, um die Welt zu erobern“, sagt Elvers. „Der rote Faden ist der Alkohol, es ist aber kein klassische­s Suchtbuch“, sagt sie. „Ich möchte niemanden therapiere­n, aber ich wollte erzählen, wie man da hinkommt. Und dafür musste ich natürlich ganz vorne anfangen.“Das Buch sei ein guter Abschluss.

Dazu gehören Stationen als Heidekönig­in 1990, als Model und beliebtes Motiv auf roten Teppichen – an der Seite berühmter Männer. Vor Instagram und Facebook seien die Boulevardz­eitungen die Plattform zur Selbstdars­tellung gewesen. „Diese naive Eitelkeit war ein Fehler“, schreibt sie. „Plötzlich galt ich als Vorreiteri­n eines ganz neuen Berufsstan­des: Ich war Deutschlan­ds vermeintli­ch erstes Luder.“

Elvers kann auch über sich lachen, mit viel Selbstdist­anz gibt sie Auskunft. „Ich kann jetzt schon mit 46 auf ein bewegtes Leben zurückblic­ken. So wirklich ruhig war es nie“, sagt sie. „Es hat auch viele lustige Momente – 28 Jahre Showbusine­ss ist ja auch schon ganz schön.“

Sie beschreibt sich in „Wackeljahr­e“als zielstrebi­ge Perfektion­istin mit Lächel-Fassade, die immer wieder Aufmerksam­keit sucht und auch an den eigenen Ansprüchen und Unsicherhe­iten zu zerbrechen droht. „Sei aufgeschlo­ssen, freundlich und unkomplizi­ert – dann sind alle mit dir zufrieden“– das habe sie früh gelernt. „Immer lustig. Immer nett.“Trotzdem fürchtet sie, trotz teils begeistert­er Kritiken als Mogelpacku­ng auf der Bühne entlarvt zu werden. Ängste, Schlafstör­ungen, Alkohol – bis der Körper nicht mehr mitmacht.

Ihren Durchbruch hat Elvers 1996 mit dem Kinofilm „Männerpens­ion“von Detlev Buck. Fernsehrol­len folgen. Später wird es durchaus seriös. Sie spielt im Hamburger Schauspiel­haus und die Buhlschaft im Berliner „Jedermann“. Für ihre Rolle in Bucks Film „Knallhart“findet sie 2006 weithin Anerkennun­g – „selbst das Feuilleton schrieb sehr wohlwollen­d über mich“, heißt es dazu. Zu spät. „Bei mir kam diese Ehre nicht an. Ich fiel...tiefer und tiefer.“

Der Vater ihres Sohnes Paul (17) wird nicht genannt, Trennung und Sorgerecht­sstreit mit Sänger Alex Jolig werden nicht erwähnt. Am Schluss schlägt das Buch den Bogen zum Ende der Therapie. Die Jahre danach fehlen. Nichts über die Teilnahme an „Promi Big Brother“oder den zweiten Playboy-Auftritt 2016. „So ist es runder“, sagt Elvers, die mit Paul in Lüneburg lebt. „Vielleicht gibt es in einigen Jahren noch ein zweites Buch.“Alkohol soll nicht darin vorkommen.

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FOTO: DPA Jenny Elvers im März dieses Jahres beim Fashion Charity Dinner im Hotel „Vierjahres­zeiten“in München.

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