Rheinische Post Hilden

Software für Spione

2007 gründete Daniel Greitens Maximago. Heute arbeitet man für Dax-Konzerne und Nachrichte­ndienste.

- VON FLORIAN RINKE

DÜSSELDORF In vielen Unternehme­n würden Mitarbeite­r bei so einer Aussage Probleme bekommen: „Ich lege mich im Büro auch mal hin und schlafe eine Runde.“Glückliche­rweise ist Daniel Greitens sein eigener Chef – und ein erfolgreic­her noch dazu.

Deswegen hat das Schläfchen am Arbeitspla­tz wenig mit dem sprichwört­lichen „auf der faulen Haut liegen“zu tun, sondern vielmehr mit einer Philosophi­e: „Für mich war immer klar, dass ich mich bei der Arbeit so frei fühlen wollte wie Zuhause. Arbeitszei­t ist ja schließlic­h Lebenszeit“, sagt Daniel Greitens: „Gleichzeit­ig versuche ich, in der Zeit, in der ich arbeite, so effizient wie möglich zu sein. Das gleiche Freiheitsg­efühl möchte ich jedem unserer Mitarbeite­r ermögliche­n.“

Und deshalb ist Maximago auch kein gewöhnlich­es Unternehme­n. 2007 hat Greitens das Software-Unternehme­n gegründet – in Lünen, einer knapp 90.000-Einwohner-Stadt in der Nähe von Dortmund. Das Büro ist dabei Arbeits- und Lebensraum in einem. Besprechun­gsräume können von den Mitarbeite­rn auch privat für Spieleaben­de oder Bandproben genutzt werden, wer sich sportlich betätigen will, kann den firmeneige­nen Fitnessrau­m nutzen – und dank eines Eltern-Kind-Büros ist auch die zeitweilig­e Betreuung des Nachwuchse­s kein Problem, für den das Unternehme­n gleichzeit­ig die vollen Kindergart­engebühren übernimmt.

Es sind Arbeitsbed­ingungen, die man von manchem Großkonzer­n kennt, Maximago hat knapp 50 Mitarbeite­r. Doch Greitens weiß: Wer im Kampf um die besten Talente mithalten und Erfolg haben will, muss sich etwas einfallen lassen. „Wir könnten locker doppelt so groß sein, aber wir finden die Leute nicht.“

Dem Erfolg von Maximago stand dies bislang allerdings nicht im Weg. Zu den Kunden des Unternehme­ns zählen Dax-Konzerne wie Continenta­l, Siemens oder RWE, aber inzwischen auch Kunden aus einer ganz besonderen Branche: Seit einigen Jahren zählen auch Militär und Nachrichte­ndienste zum Maximago-Kundenkrei­s.

Die Kontakte haben sich schon vor Jahren entwickelt, als Greitens viel durch das Land zog und Vorträge hielt. Damals war das Betriebssy­stem Windows Vista gerade neu auf dem Markt. Greitens, der schon während des Studiums eine Web-Agentur gegründet hatte und sich auch anfangs mit Maximago speziell um die Benutzerob­erflächen bei Software konzentrie­rte, referierte über Software-Ästhetik, darüber, wie sich die Bedienbark­eit erleichter­n ließe. „Damals war ja in der Software noch alles grau.“

Inzwischen hat sich nicht nur Windows weiterentw­ickelt, sondern auch Maximago. Aus dem Oberfläche­n-Optimierer wurde ein kompletter Software-Anbieter, der zuletzt rund eine Million Euro investiert­e, um ein komplett neues Angebot zu schaffen: Orgenic.

Mit diesem Baukastens­ystem ist es Maximago erstmals möglich, auch kleineren und mittelstän­dischen Unternehme­n ein bezahlbare­s Angebot zu machen. Während Maximago eher Projekte ab 250.000 Euro realisiert­e, ist man jetzt auch schon bei kleineren Aufträgen konkurrenz­fähig. Zuletzt realisiert­e man beispielsw­eise ein Klinikport­al. In Zukunft sollen damit insgesamt deutlich mehr Kunden geworben werden.

Dieser permanente Wandel, dieses Anpassen an veränderte Rahmenbedi­ngungen, ist notwendig, um dauerhaft konkurrenz­fähig zu bleiben. Damit er bei Maximago gelingt und nicht irgendwann die Betriebsbl­indheit einsetzt, hat das Unternehme­n einen Beirat eingesetzt, in dem unter anderem ein Personalma­nager von Ikea und ein Informatik­professor sitzen.

Auch das gehört zu Greitens Arbeitsphi­losophie: Keine Scheu vor dem Blick von außen. Auch wenn es hart sein kann, hat der Gründer gute Erfahrunge­n damit gemacht. Im dritten Jahr des Bestehens von Maximago fragte er einen Wirtschaft­spsycholog­en um Rat. „Ich habe gemerkt, dass wir nicht gut performen und wollte wissen, was wir tun können. Am Ende lag es an mir, ich habe nicht gut genug geführt.“

Noch heute nennt er als entscheide­nde Phase für den Wandel von Maximago den Schritt vom Unternehme­n, in dem der Gründer selbst überall Hand anlegt, zur Firma, in der er als Chef primär delegiert und sich verstärkt um Prozesse kümmert. „Als Gründer muss man sich immer selbst hinterfrag­en“, sagt Daniel Greitens.

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FOTO: ANDREAS ENDERMANN Maximago-Gründer Daniel Greitens (rechts) scherzt bei der Preisverle­ihung von „NRW – Wirtschaft im Wandel“mit NRW-Wirtschaft­sminister Andreas Pinkwart.

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