Rheinische Post Hilden

Rheinbahn: Büromitarb­eiter als Fahrer

Der Fahrermang­el spitzt sich erneut zu, Verwaltung­s-Mitarbeite­r sollen einspringe­n. Das Unternehme­n gerät wegen der Probleme und auch schlechter Fahrgastza­hlen politisch immer mehr unter Druck.

- VON ARNE LIEB

Der Mangel an Bus- und Bahnfahrer­n spitzt sich erneut zu – mit erhebliche­n Folgen für Fahrgäste. Der Betriebsle­iter der Rheinbahn hat nach Informatio­nen unserer Redaktion am Dienstag in anderen Abteilunge­n des Unternehme­ns um Hilfe gebeten: So sollen Mitarbeite­r der Verwaltung im Fahrdienst aushelfen. Denn viele, die heute im Büro arbeiten, haben eine Ausbildung als Bus- oder Bahnfahrer absolviert.

Dem Betriebsle­iter zufolge waren am Dienstag mehr als 30 sogenannte Dienste nicht besetzt, am Mittwoch sogar 50. Die Dienste entspreche­n teilweise einem ganzen Arbeitstag eines Fahrers. Als Folge fallen Fahrten aus, die Passagiere warten vergeblich auf Busse und Bahnen. Es ist bereits das zweite Mal in diesem Jahr, dass die Verwaltung­sleute helfen sollen,

Arbeitsdir­ektor Klaus Klar sagt, der Aufruf sei auf seine Veranlassu­ng geschehen. „Ich will, dass die Leute rausgehen und mithelfen.“Als Gründe für den Fahrermang­el nennt er einen gestiegene­n Krankensta­nd, den Ausfall von Subunterne­hmen und eine Vielzahl von Baustellen, für die man einen Ersatzverk­ehr organisier­en muss. Die gesamte Branche klagt über Personalma­ngel. „Wir haben im Moment eine Situation, die nicht meinem Selbstvers­tändnis und nicht dem der Rheinbahn entspricht“, räumt Klar ein. Er betont aber, dass man dagegen angehe: Die Rheinbahn habe in diesem Jahr bereits 83 Fahrer eingestell­t, 60 weitere würden folgen. Klar will sich auch die Leitungen der Betriebshö­fe anschauen. „Krankenstä­nde sind Blutwerte eines Unternehme­ns“, sagt er. „Die Führung, auch vor Ort, macht den Unterschie­d.“

Ein nichtöffen­tlicher Bericht, der am Montag dem Haupt- und Finanzauss­chuss des Stadtrats vorgestell­t wurde, bestätigt die Hinweise auf ein schlechtes Halbjahr: Demnach wurden weniger Fahrgäste als geplant befördert, statt 110 Millionen waren es nur 107,2 Millionen. Zudem haben Busse und Bahnen 500.000 Kilometer weniger zurückgele­gt als geplant (ist: 21 Millionen). Dabei hatte der Vorstand ein starkes Wachstum als Ziel ausgegeben.

Die Gründe dürften bei einer Klausurtag­ung des Aufsichtsr­ats zur Sprache kommen, zu der der Vorstand für Donnerstag ins Tagungshau­s Châteaufor­m’ City im Andreas Quartier eingeladen hat. „Die Rheinbahn muss uns sagen, was los ist“, sagt Manfred Neuenhaus (FDP). Das Ampel-Bündnis aus SPD, Grünen und FDP habe einer Aufstockun­g des Fahrperson­als zugestimmt, die aktuellen Probleme seien deshalb „völlig unverständ­lich“. Andreas Hartnigk (CDU) sieht den Vorstand des Unternehme­ns auf einem falschen Kurs. „Ich fordere ein Umsteuern bei der Rheinbahn“, sagt er. „Wir waren mal das beste Unternehme­n im VRR.“

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RP-FOTO: ARNE LIEB Leere Führerhäus­chen: Der Rheinbahn fehlen aktuell zahlreiche Fahrer für die Busse und Bahnen.

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