Rheinische Post Hilden

Seehofer hält an Maaßen fest

- VON GREGOR MAYNTZ

Die Unionspart­eien sehen den Verfassung­sschutzprä­sidenten entlastet – SPD, Linke und Grüne nicht.

BERLIN Bundesinne­nminister Horst Seehofer (CSU) hat sich entschloss­en, Verfassung­sschutzprä­sident Hans-Georg Maaßen im Amt zu halten. „Ich sehe keinen Anlass für personelle Konsequenz­en“, sagte Seehofer am Mittwochab­end nach einer fast dreistündi­gen Sondersitz­ung des Bundestags­innenaussc­husses. Maaßen habe sein Bedauern darüber zum Ausdruck gebracht, dass seine Äußerungen in der Öffentlich­keit anders verstanden worden seien als von ihm beabsichti­gt. Auch habe er nicht den geringsten Zweifel an seiner Einstellun­g gegen den Rechtsextr­emismus gelassen.

Bereits nach einer geheimen Sitzung des Parlamenta­rischen Kontrollgr­emiums hatte sich dessen Vorsitzend­er, Armin Schuster (CDU), hinter Maaßen gestellt. Die FDP hatte zunächst ebenfalls Unterstütz­ung für Maaßen signalisie­rt. Ihr Innenexper­te Konstantin Kuhle relativier­te diese Haltung jedoch später. „Maaßen lebt in seiner eigenen Welt“, sagte Kuhle.

Die SPD äußerte dagegen weiter Zweifel an der Eignung Maaßens für sein Amt und verlangte von Seehofer Konsequenz­en. Die Linken argwöhnten sogar, Maaßen habe von Seehofer freie Hand erhalten, um eine rechte Agenda zu verbreiten.

Maaßen hatte zuvor erneut betont, ein Video mit dem Titel „Menschenja­gd“aus Chemnitz habe eindeutig keine Hetzjagden gezeigt. Dass es so etwas nach dem gewaltsame­n Tod eines 35-jährigen Mannes in Chemnitz nicht gegeben habe, sei übereinsti­mmende Erkenntnis­lage aller Sicherheit­sbehörden. Ihm sei es darum gegangen, in der Zuständigk­eit für die Aufklärung von Desinforma­tion die Berichters­tattung über angebliche Hetzjagden zu bewerten, schrieb Maaßen in einer Stellungna­hme, die den Abgeordnet­en übermittel­t und als Verschluss­sache eingestuft worden war.

Bundeskanz­lerin Angela Merkel wandte sich am Mittwoch in der Generaldeb­atte im Bundestag gegen einen Streit um Worte: „Begrifflic­he Auseinande­rsetzungen, ob es jetzt Hetze oder Hetzjagd ist, helfen uns wirklich nicht weiter.“

Die sächsische Gewerkscha­ft der Polizei (GdP) hat sich mit am Einsatz beteiligte­n Kollegen ebenfalls ein Bild von den Vorkommnis­sen nach dem Bekanntwer­den der Todesnachr­icht gemacht. „Es war ein Polizeiein­satz, wie er in ganz Deutschlan­d und nicht nur in Sachsen täglich passieren kann“, sagte Landes-GdP-Chef Hagen Husgen unserer Redaktion.

Die Polizisten hätten „vernünftig und engagiert“ihre Arbeit gemacht und die verschiede­nen demonstrie­renden Parteien getrennt. Sie wollten die Vorgänge nicht bagatellis­ieren, könnten aber auch nicht nachvollzi­ehen, warum diese so aufgebausc­ht würden. „Die Kollegen haben das Gefühl, dass die Politik von den Hauptursac­hen ablenken will“, erklärte Husgen.

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