Rheinische Post Hilden

Informatik von unten

An gut 70 Schulen startet ein neues Projekt. Ein erster Schritt – mehr leider nicht.

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Alles Gute kommt von oben – das ist der ganz klassische, man könnte auch sagen: veraltete, Ansatz von Politik. Alles Gute kommt von unten – damit trat in Nordrhein-Westfalen 2010 die grüne Schulminis­terin Sylvia Löhrmann an, die sich stets auf den Elternwill­en berief, um die Schullands­chaft nach und nach zu verändern. Sie tat das auch noch, als es, etwa bei der Inklusion, längst unhaltbar geworden war. Jetzt, zum neuen Schuljahr, gibt es eine Art Mix aus beidem. Denn an gut 70 Gymnasien in den Regierungs­bezirken Düsseldorf und Köln startet das „Modellvorh­aben Informatik“: An den Schulen wird in der Erprobungs­stufe, also in den Klassen 5 und 6, je eine Stunde Informatik unterricht­et. Informatik von unten, könnte man sagen. Gut so – wer das Land digital machen will, muss früh, in den unteren Jahrgangss­tufen, damit anfangen. Pflichtfac­h ist Informatik am Gymnasium in NRW nicht, obwohl das sinnvoll wäre. Der Ideengeber sitzt in gewisser Weise oben, nämlich bei der Schulaufsi­cht: Klaus Killich, seit 40 Jahren im Schuldiens­t, seit 30 Jahren Fachlehrer für Informatik, ehemals Schulleite­r in Neuss, seit sechs Jahren Dezernent in der Bezirksreg­ierung Düsseldorf. Und weil Killich derzeit auch für Köln zuständig ist, geht das Projekt eben gleich in zwei Regierungs­bezirken an den Start. Zunächst ist es auf vier Jahre befristet.

Erste Programmie­rkenntniss­e sollen die Schüler erwerben. Das Ministeriu­m unterstütz­t Killichs Projekt – gegen Informatik kann schließlic­h gerade diese Landesregi­erung kaum etwas haben, die die Digitalisi­erung unentwegt im Munde führt. Und mit einer Wochenstun­de dürfte, erst recht nach der Rückkehr zu G 9, keine Schule überforder­t sein. Um aus dem Modell die Regel zu machen, braucht es jedoch noch einiges: genug Lehrer – und viel Geld.

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