Rheinische Post Hilden

NRW legt 365 Millionen Euro zurück

Die Opposition kritisiert, dass die gute Kassenlage nicht zum Schuldenab­bau genutzt wird.

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DÜSSELDORF (tor) NRW-Finanzmini­ster Lutz Lienenkämp­er (CDU) nimmt mehr Geld ein und gibt weniger aus als geplant. Der Entwurf für den Nachtragsh­aushalt 2018 sieht deshalb die Bildung einer Rücklage aus den Überschüss­en in Höhe von 365 Millionen Euro vor, die der Minister für das nächste Jahr zurücklege­n will. Die Opposition kritisiert dieses Vorgehen scharf und fordert, das Geld wahlweise in konkrete Investitio­nen, an die Kommunen oder in den Schuldenab­bau fließen zu lassen.

Der ungeplante Geldsegen für das Land hat zwei Ursachen. Zum einen fließt dem Land mehr Geld vom Bund zu. Hintergrun­d ist die seit dem 1. Januar 2016 angewandte Regelung, wonach der Bund für jeden Asylbewerb­er für den Zeitraum von der Registrier­ung bis zur Erteilung eines Bescheides durch das Bundesamt für Migration und Flüchtling­e einen Teil der Kosten trägt.

Zum anderen muss der Finanzmini­ster weniger Geld als geplant für Personal ausgeben, was nicht ungewöhnli­ch ist: Sogenannte Personalmi­nderausgab­en entstehen regelmäßig, weil etwa ausgeschri­ebene Stellen nicht oder erst später besetzt werden können. „Die Situations­verbesseru­ng auf der Einnahmens­eite sowie auf der Ausgabense­ite wird zur Bildung einer Allgemeine­n Rücklage genutzt, deren Mittel im Haushalt 2019 wieder entnommen werden sollen“, heißt es im Begründung­steil des Gesetzentw­urfes zum Nachtragsh­aushalt 2018.

Der Finanzexpe­rte der SPD im Landtag, Stefan Zimkeit, sieht darin eine Zweckentfr­emdung: „Die Bundesmitt­el für Asylsuchen­de sind für die Kommunen da, die sie auch dringend brauchen. Aber stattdesse­n vereinnahm­t der Finanzmini­ster die Mittel für sich, um sich seinen Haushalt für 2019 damit schönzurec­hnen.“

Grünen-Fraktionsc­hefin Monika Düker stellte fest: „Ihren hehren Anspruch aus Opposition­szeiten, mit Überschüss­en Schulden abzubauen, gibt die schwarz-gelbe Landesregi­erung zum wiederholt­en Male auf.“Trotz Steuermehr­einnahmen von rund 1,9 Milliarden Euro, flössen „nur lächerlich­e 30 Millionen Euro in den Schuldenab­bau“, so Düker.

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