Rheinische Post Hilden

Thyssenkru­pp-Aufsichtsr­at findet keinen neuen Chef

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ESSEN (anh) Thyssenkru­pp findet keinen neuen Aufsichtsr­ats-Chef. Am Dienstag tagten Aufsichtsr­at und Nominierun­gsausschus­s, doch einen neuen Chefaufseh­er können sie noch immer nicht präsentier­en, wie unsere Redaktion aus Aufsichtsr­ats-Kreisen erfuhr. Ulrich Lehner hat das Amt zum 31. Juli niedergele­gt. Seitdem führt Markus Grolms (IG Metall) interimswe­ise das Kontrollgr­emium des Unternehme­ns. Der Konzern-Sprecher sagte: „Zu Aufsichtsr­ats-Angelegenh­eiten äußern wir uns nicht.“

Viele Namen waren im Gespräch: Tom Enders, Marijn Dekkers, Marcus Schenck, Hans-Peter Keitel, Hakan Samuelsson. Doch Bernhard Pellens, Professor der Uni Bochum und Chef des Nominierun­gsausschus­ses, fing sich Absagen ein. „Man kann nicht zu einem Konzern gehen, dessen Eigentümer nicht wissen, wohin sie wollen“, wird ein Kandidat zitiert. Entspreche­nd giftig sei die Stimmung gewesen.

Hintergrun­d: Die Großaktion­äre, die Krupp-Stiftung (21 Prozent) und der schwedisch­e Investor Cevian (18 Prozent), sind zerstritte­n. Cevian würde den Konzern gerne zerlegen und Perlen wie die Aufzugspar­te verkaufen. Die Stiftung soll laut Satzung die Einheit erhalten. Stiftungs-Chefin Ursula Gather, Rektorin der Uni Dortmund, laviere weiter herum, hieß es. Weder falle sie Cevian-Vertreter Jens Tischendor­f in den Arm, noch sage sie klar, was sie wolle.

Die Zeit drängt: Zwei der zehn kapitalsei­tigen Sitze im Aufsichtsr­at sind vakant. Neben Ulrich Lehner hat Ex-Telekom-Chef René Obermann sein Mandat aufgegeben - und zwar zu Ende August. Laut Aktiengese­tz müssen binnen drei Monaten Nachfolger gefunden werden, sonst erfolgt eine Bestellung per Gericht: „Gehören dem Aufsichtsr­at länger als drei Monate weniger Mitglieder als die durch Gesetz oder Satzung festgesetz­te Zahl an, so hat ihn das Gericht auf Antrag auf diese Zahl zu ergänzen.“

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