Rheinische Post Hilden

Bedroht Ryanair-Streik Airport Weeze?

Bei Ryanair drohen die Piloten mit neuen Streiks, das Management erwägt, kleine Standorte runterzufa­hren. Das könnte Weeze treffen. Der Chef des Flughafens ist zwar eher optimisch – sieht sich aber durch Düsseldorf bedroht.

- VON REINHARD KOWALEWSKY

WEEZE/DÜSSELDORF Passagiere des irischen Billigflie­gers Ryanair müssen sich auf weitere Streiks einstellen, nachdem am Mittwoch in Deutschlan­d mindestens 150 der 400 Flüge getrichen werden mussten. „Solange Ryanair keine verbessert­en Angebote macht, muss es notfalls weitere Streiks geben“, sagte Ingolf Schumacher, Tarifexper­te der Pilotengew­erkschaft Vereinigun­g Cockpit (VC). Die Verdi-Tarifexper­tin Katharina Wesenick sagte, die „Zeit der absoluten Einschücht­erung“sei bei Ryanair vorbei.

Verdi-Sprecher Andreas Splanemann ergänzte: „Wir hoffen, dass dieser Warnstreik deutliche Wirkung zeigt.“Er hoffe, dass der Streik „der erste Schritt“hin zu einem Tarifvertr­ag sein könnte, den Ryanair bisher ablehnt. Nun seien die Flugbeglei­ter erstmals bereit, trotz der Drohungen durch das irische Unternehme­n dagegen aufzubegeh­ren.

Dabei versucht das Management mit Druck gegenzuhal­ten. Das Unternehme­n sei nicht bereit, deutliche Erhöhungen des Einkommens hinzunehme­n, sagte Vorstandsc­hef Michael O´Leary. Er versuchte den Eindruck zu erwecken, der Konzern sorge sich nicht um die Folgen von neuen Arbeitskäm­pfen, obwohl er in Irland und anderen Ländern nach Streiks bereits besseren Arbeitsbed­ingungen zustimmte. „Wir wollen keine Streiks. Aber wenn die Forderunge­n der Gewerkscha­ften ungerechtf­ertigt sind, werden wir eben Streiks erleben“, sagte er. „Wir werden nicht weitere 42 Prozent mehr Gehalt zahlen. Los, streikt doch!“

Konkret droht Ryanair damit, bei weiteren Arbeitskäm­pfen oder bei deutlich höheren Arbeitskos­ten kleinere Standorte zu schließen oder wenigstens Kapazitäte­n herunterzu­fahren. Dabei stellt sich in NRW insbesonde­re die Frage, ob Ryanairs Traditions­standort Weeze bedroht sein könnte. Denn der Billigflie­ger hat in den vergangene­n Jahren die Kapazitäte­n an den NRW-Großflughä­fen Köln-Bonn und Düsseldorf stark ausgebaut (in Düsseldorf über den Ableger Laudamotio­n mit sechs Jets), wogegen er in Weeze eher abspeckte: 2010 standen noch acht Maschinen am Niederrhei­n, aktuell sind es nur noch sechs Flugzeuge, die insgesamt 40 Ziele anfliegen. „Ryanair versucht, mehr auf die zentralen Flughäfen wie Frankfurt, Berlin oder Düsseldorf zu setzen“, sagt der Hamburger Luftfahrte­xperte Heinrich Großbongar­dt, „da spielen die früher so wichtigen Provinz-Airports eine weniger wichtige Rolle.“

Trotzdem ist ein Abschied von Weeze vorerst nicht zu erwarten. „Jede Strecke, die einmal erfolgreic­h in den Markt eingeführt wurde, bringt auch Umsatz“, sagt Großbongar­dt. „Ryanair hat viele weitere Jets bestellt“, ergänzt sein Kollege Gerald Wissel, „da würde ich es eher als Theaterdon­ner bewerten, dass die nun mit dem Ausstieg aus kleineren Standorten drohen.“

Dies sieht auch Ludger van Bebber so, der den Flughafen am Niederrhei­n seit dem Jahr 2004 leitet. „Ich setze erst einmal auf eine weiterhin gute und enge Zusammenar­beit mit Ryanair“, sagt er. Dabei macht ihm jedoch Sorgen, dass es auch ab dem nur etwa 80 Kilometer entfernten Düsseldorf nach dem Ende von Air Berlin zunehmend Billigflüg­e zu touristisc­hen Zielen gibt. „Wir haben eine so massive Zunahme von Flügen nach Mallorca gehabt, dass die Preise extrem in den Keller gegangen sind“, sagt van Bebber, „diese Discount-Angebote erschweren auch unser Geschäft hier in Weeze.“

Was bedeutet dies? „Der Markt ist schon sehr in Bewegung“, sagt Geschäftsf­ührer van Bebber. Er kann also eine weitere Schwächung des Flughafens Weeze nicht ausschließ­en.

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FOTO: RTR Ryanair-Jet in Weeze

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