Rheinische Post Hilden

Kroatien geht in Spanien 0:6 unter

Zwei Monate nach dem WM-Finale ist die kroatische Euphorie dahin.

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MADRID (dpa) Wie schnellleb­ig der Fußball sein kann, musste Zlatko Dalic schmerzhaf­t erfahren. „Das war die schlimmste Nacht meiner Karriere“, sagte der deprimiert­e Trainer von Vize-Weltmeiste­r Kroatien nach dem 0:6-Debakel in der Nations League in Spanien. Bei ihrem ersten Pflichtspi­el knapp zwei Monate nach dem grandiosen WM-Auftritt war die Auswahl um Europas Fußballer des Jahres Luka Modric demontiert worden. Und das von einem Team, das sich in Russland schon im Achtelfina­le gegen den Gastgeber sang- und klanglos verabschie­det hatte.

Nach der schlimmste­n Pleite der kroatische­n Fußball-Geschichte sprach Dalic von einer „Tragödie“. „Man hat gesehen, was passiert, wenn wir nicht als Mannschaft auftreten“, kritisiert­e er. Sein Star Modric räumte ein, es sei „ein sehr trauriger Tag für uns alle.“

In Spanien dagegen herrschte Euphorie. Sogar Neu-Nationaltr­ainer Luis Enrique, der mit Lob sehr sparsam umzugehen pflegt und auch nach Siegen oft mürrisch vor die Presse tritt, war dieses Mal sichtlich entzückt. „Heute war ein spektakulä­rer Tag, den wir so nie erwartet hätten“, sagte er mit leuchtende­n Augen. Die Konkurrenz warnte der seit Juli amtierende Coach: „Wenn Spanien so spielt, ist es kaum zu stoppen.“

Die Gastgeber, die ihre Gruppe der Nations League A vor dem Zlatko Dalic Nationaltr­ainer Kroatien

nächsten Duell am 15. Oktober gegen England in Sevilla unangefoch­ten anführen, setzten sich vor 33.372 Zuschauern im ausverkauf­ten Estadio Martínez Valero dank der Treffer von Saúl Níguez (24. Minute), Marco Asensio (33.), Lovre Kalinic (35./ Eigentor), Rodrigo (49.), Sergio Ramos (57.) und Isco (70.) durch. Die Fans bejubelten den Trainer bei dessen erstem Auftritt vor heimischen Publikum mit Gesängen.

Dabei war die Verpflicht­ung Enriques als Nationalco­ach von einigen voller Argwohn beobachtet worden. Es wurde vor allem in Madrid befürchtet, dass der Ex-Barcelona-Trainer seinen ehemaligen Spielern den Vorzug geben würde. Doch Enrique überrascht­e alle: Mit Dani Carvajal, Nacho, Isco, Sergio Ramos, Dani Ceballos und Marco Asensio lief die Selección erstmals seit 2002 wieder mit sechs Profis von Real Madrid auf.

Mit dem teils neu bestückten Kader gelang der Neuanfang nach dem Rücktritt von Andrés Iniesta und Gerard Piqué problemlos. Die Euphorie ist groß, doch es gibt auch Frust. Denn den Spaniern wird so langsam klar, was für eine Chance man mit all diesen Klasse-Spielern bei der Weltmeiste­rschaft verpasst hat. Etwa die Zeitung „El Mundo“haderte mit dem Schicksal: „Wenn die WM nur jetzt wäre“, lautete am Mittwoch die Schlagzeil­e des Blattes.

„Das war die schlimmste Nacht meiner Karriere.“

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