Rheinische Post Hilden

13 Eishockey-Klubs jagen München

Die DEL startet in ihre 25. Saison. Favorit ist Red Bull München, das zuletzt drei Mal in Folge den Titel gewann. Für die Düsseldorf­er EG und die Krefeld Pinguine geht es zunächst einmal darum, sich für die Play-offs zu qualifizie­ren.

- VON BERND JOLITZ, PATRICK SCHERER UND H.G. SCHOOFS

DÜSSELDORF Wenn im April der Pokal für die Meistersch­aft in der Deutschen Eishockey Liga (DEL) überreicht wird, stand zuletzt immer einer mit breitem Grinsen als Empfänger bereit: Michael Wolf. 2016, 2017 und 2018 stemmte der Kapitän von Red Bull München den Silberpott in die Höhe. Am Freitag startet die DEL in ihre Jubiläumss­aison – und 13 Klubs wollen verhindern, dass die Münchner erneut jubeln. Vier Meistersch­aften in Folge feierte in Deutschlan­d bisher erst eine Mannschaft: die Düsseldorf­er EG zu Bundesliga­zeiten (1990 bis 1993). Wir beantworte­n die wichtigste­n Fragen zur Titeljagd.

Wie viel Rückenwind gibt es noch durch das sensatione­lle Olympia-Silber?

Schon zum Ende der vergangene­n Spielzeit waren die Arenen voll, im Sommer stieg der Dauerkarte­nverkauf, neue Sponsoren stiegen ein. Und zehn bis 15 Prozent mehr Kinder meldeten sich in den Klubs zum Eishockey an.

Spielen die Helden von Pyeongchan­g die Hauptrolle?

Ja. Spieler wie der Nürnberger Torjäger Patrick Reimer, Olympia-Kapitän Marcel Goc in Mannheim, der Münchner Torhüter Danny aus den Birken oder der Kölner Verteidige­r Moritz Müller stehen auch in der DEL im Fokus. Allerdings hat die Liga ihren wohl besten Spieler verloren: Dominik Kahun. Der Münchner versucht sich wie seine Olympia-Kollegen Brooks Macek (München) und Yasin Ehliz (Nürnberg) in der NHL.

Wer ist Favorit?

Natürlich München. „Wenn man dreimal in Folge Meister wird, ist das keine Frage“, sagt der Mannheimer Matthias Plachta. Red Bull steckt allerdings im Umbruch. Neben Kahun und Macek gingen auch DEL-Topscorer Keith Aucoin und Play-off-MVP Jon Matsumoto. Die Chance für die Mannheimer Adler? „Wir wollen von Anfang an vorne mitspielen“, sagt Plachta und setzt auf den „neuen Wind“, den Trainer Pavel Gross gebracht hat. Auch Vizemeiste­r Eisbären Berlin rechnet sich Chancen im Kampf um die 99. deutsche Meistersch­aft aus.

Welche Höhepunkte gibt es in der Jubiläumss­aison?

NHL-Altmeister Edmonton Oilers mit dem deutschen Star Leon Draisaitl stattet den Kölner Haien am 3. Oktober einen Besuch ab. Am 12. Januar 2019 verwandelt sich das Fußballsta­dion des Bundesliga-Absteigers 1. FC Köln in eine Eishockeya­rena. Die Haie und ihr Erzrivale Düsseldorf­er EG treffen im vierten Winter Game unter freiem Himmel aufeinande­r.

Wie wird gespielt?

In einer Doppelrund­e mit 52 Spieltagen werden die Play-off-Teilnehmer ermittelt. In der maximal fünfminüti­gen Verlängeru­ng wird mit drei gegen drei gespielt. Die ersten sechs stehen im Viertelfin­ale. Die Teams sieben bis zehn ermitteln im Modus „best of three“die letzten beiden Viertelfin­alisten. Danach geht es im Modus „best of seven“bis zum Titelgewin­n – vier Siege sind notwendig, um eine Runde weiterzuko­mmen.

Was ist neu?

Statt mit drei geht die DEL mit sieben Profi-Schiedsric­htern in die neue Saison. Dabei wurden auch zwei Referees aus dem Ausland verpflicht­et: der Amerikaner Andrew Howard und der Finne Aleksi Rantala, der das Olympiafin­ale von Pyeongchan­g pfiff. Neu ist auch, dass jeder Klub in jedem Spiel einen U23-Spieler aufstellen muss, wenn er mit dem Maximalauf­gebot antritt. Im Penaltysch­ießen beginnt jetzt immer das Heimteam. Bei einem Penalty im Spiel muss nicht mehr der Gefoulte selbst antreten.

Wie begann die DEL?

Am 15. September 1994 begründete die DEL eine neue Ära im deutschen Eishockey. Die eigenständ­ige Profiliga löste die wirtschaft­lich kollabiere­nde Bundesliga ab. Aus eingetrage­nen Vereinen wurden Kapitalges­ellschafte­n. Nach Dauerstrei­t mit dem Verband und Konkursen mehrerer Klubs etablierte sich die Liga sportlich und konsolidie­rte sich wirtschaft­lich. Von den 18 Gründungsm­itglieder gehen acht auch in die Jubiläumss­aison. Sechs von ihnen gehörten durchgängi­g der DEL an.

Was kostet DEL-Eishockey?

Der Großteil der 14 Klubs hat mehr investiert als im Vorjahr. Krösus ist München mit einem geschätzte­n Gesamtetat von 13,5 Millionen Euro. Das kleinste Budget hat Bremerhave­n (4,6). Die billigsten Tickets gibt es in Wolfsburg (vier Euro Stehplatz Kinder), die teuersten in Nürnberg (55 Euro Haupttribü­ne).

Wer überträgt die Spiele?

Wie in der Vorsaison wird jedes DEL-Spiel live übertragen. Die Deutsche Telekom zahlt dafür pro Saison rund 3,5 Millionen Euro. Die Spiele sind in HD als Livestream über TV, PC, Tablet oder Smartphone zu sehen – für Telekom-Kunden kostenlos, für alle anderen gegen monatliche Gebühren. Sport1 zeigt mindestens 40 Spiele im Free-TV.

Wie stehen die Chancen für die DEG?

Die Düsseldorf­er haben „ein ganz entscheide­ndes Jahr“ausgerufen. Es ist das dritte ihres im Sommer 2016 erstellten Drei-Jahres-Plans, mit dem sie sich nach sportlich wie wirtschaft­lich schwierige­n Zeiten wieder in der Spitze etablieren wollen. Die Ziele sind entspreche­nd. „Unser Minimalzie­l ist Platz zehn“, sagt Geschäftsf­ührer Stefan Adam. Der neue Cheftraine­r Harold Kreis geht noch weiter: „Wir wollen mindestens ins Viertelfin­ale.“Garanten dafür sollen in erster Linie zwei Rückkehrer sein: der Norweger Ken-Andre Olimb und der Schwede Calle Ridderwall, die in schlechten DEG-Zeiten Topscorer ihres Teams und in Ridderwall­s Fall sogar der DEL waren. Hinzu kommen erfahrene Zugänge wie Jerome Flaake, Philipp Gogulla und Patrick Köppchen, wobei der Sportliche Leiter Niki Mondt Wert darauf legt, dass „der Spielereta­t gegenüber dem Vorjahr sogar gesunken“sei. Die Trennung von überteuert­en Altlasten machte es möglich.

Und wie sieht es mit den Krefeld Pinguinen aus?

Bei den Pinguinen begann nach drei sportlich mageren Jahren im Sommer eine neue Zeitrechnu­ng. Der bisher dienstälte­ste Krefelder DEL-Trainer Rick Adduono und sein Assistent Marian Bazany mussten gehen. Der neue Chefcoach Brandon Reid wurde beim dänischen Meister Aalborg Pirates aus seinem laufenden Vertrag herausgeka­uft. Ihm zur Seite steht Pierre Beaulieu, der auch als Torwarttra­iner fungiert. Zwölf Zugänge verleihen der Mannschaft ein stark veränderte­s Gesicht. Besonders in der Abwehr wurde der Hebel angesetzt. Das Saisonziel lautet Pre-Playoffs. Neues gibt es auch in der Führungset­age: Mikhail Ponomarev, Präsident des Fußball-Drittligis­ten KFC Uerdingen, übernahm 43 Prozent der GmbH-Anteile. Der Russe, für den Eishockey eine „Herzensang­elegenheit“ist, sieht sich als Berater und Investor. Gemeinsam mit Aufsichtsr­atschef Wolfgang Schulz, der 46 Prozent der Anteile besitzt, soll der DEL-Standort Krefeld langfristi­g gesichert werden. (mit sid)

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FOTO: IMAGO Der dritte Streich: Michael Wolf mit DEL-Pokal im Trikot von Red Bull München.

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