Rheinische Post Hilden

Bunt war seine Lieblingsf­arbe

- VON KLAS LIBUDA

Der Kunstpalas­t entdeckt den Düsseldorf­er Maler und Zeichner Walter Ophey wieder.

DÜSSELDORF Woanders gefiel es ihm immer besser, aber zu Hause war Walter Ophey trotz allem in Düsseldorf. Einmal schrieb er aus dem schönen Paris: „Wie armselig und tot Düsseldorf ist, wird mir immer klarer. Die künstleris­che Anregung ist gleich null.“Nun darf man nicht jedes Wort, das Ophey über Düsseldorf verlor, auf die Goldwaage legen. „Wenn es tatsächlic­h so schrecklic­h gewesen wäre, hätte er wegziehen können“, sagt Gunda Luyken vom Düsseldorf­er Kunstpalas­t, und das stimmt wohl. 30 Jahre lang war der Künstler in der Stadt. Bis zu seinem Tod.

So kommt es, dass Düsseldorf auch die größte Sammlung an Ophey-Werken beherbergt, im Kunstpalas­t halten sie mehr als 3000 Arbeiten vor. Für die Stadt mag das ein Segen sein, für den Ruf des 1930 gestorbene­n Künstlers weniger. Er hat kaum noch einen. Denn weil Opheys Werk, so erklärt es Museumsdir­ektor Felix Krämer, nicht weit verstreut, sondern Jahrzehnte konzentrie­rt an einem Ort lagerte, geriet der rheinische Expression­ist in Vergessenh­eit. Im Kunstpalas­t will man nun mit einem großen Überblick an ihn erinnern. Sie haben ihren Walter Ophey wiederentd­eckt.

„Farbe bekennen“haben die Kuratoren Gunda Luyken und Daniel Cremer ihre Ausstellun­g schön doppeldeut­ig benannt, was sich zum einen auf die Entscheidu­ng bezieht, Ophey viel Platz einzuräume­n – die letzte große Schau gab es an Ort und Stelle 1991. Zum anderen verweist der Titel sogleich auf Opheys Werk. Wer sich in der Schau umsieht, merkt bald: Bunt war seine Lieblingsf­arbe.

120 Arbeiten, darunter Gemälde, Kreidezeic­hnungen, das einzig erhaltene Glaskunstw­erk Opheys, sind in der Ausstellun­g versammelt, die mit jedem Meter bunter wird. Zu Beginn stehen noch seine Hellmalere­ien, die der Künstler etwa während eines Aufenthalt­s an der Amalfiküst­e 1910 anfertigte. „Die Bilder werden ganz hell, die Farben aufgesogen vom Licht“, schrieb er – manches wirkt heute wie überbelich­tet. Unterm Eindruck der Reise tupfte der Zurückgeke­hrte in seinem Düsseldorf­er Atelier dann noch mit Öl „Am Mittelmeer“auf die Leinwand. „Hoher Horizont, jubelnde Morgensonn­e, italienisc­he Farben“, schwärmte Walter Ophey offenbar noch ganz beseelt.

Unterlegt sind die Ausstellun­gsräume mit einem Teppich wechselnde­r Farben, der einen durch die Schau lenkt, ohne abzulenken. Ophey selbst entdeckte mit den Jahren kräftigere Farben für sich, in sattem Gelb malte er die Sandgruben um Düsseldorf, die fast wie Wüstenland­schaften anmuten. Auch Gartenanla­gen nahm er in den Blick: Bei Ophey verdeckt das Grün in Benrath das Schloss fast vollständi­g.

Von der Landschaft­smalerei wandte er sich schließlic­h ab und den Städten zu, bunt aber blieb Opheys Welt. Bagger und Baustellen zeichnete er, die Gassen von Monschau – verschacht­elt, windschief, dunkelblau. Nur manches Stillleben wirkt wie aus dem Gruselkabi­nett – nach dem Tod seines Sohnes zog sich Ophey zunächst in die eigenen vier Wände zurück.

Mit gerade einmal 47 Jahren starb der Maler. Düsseldorf, so ist aus dem Ausstellun­gskatalog zu erfahren, fand er übrigens tatsächlic­h nicht so übel. „Ich schimpfe immer auf Düsseldorf und wohne immer noch da“, bemerkte er selbst.

Info „Walter Ophey. Farbe bekennen“, Kunstpalas­t, Ehrenhof 4-5, Düsseldorf, bis 13. Januar 2019.

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FOTO: MUSEUM KUNSTPALAS­T, ARTHOTEK Ölgemälde „Am Mittelmeer“von Walter Ophey.

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