Rheinische Post Hilden

Nick Mason spielt Pink Floyds Frühwerk

- VON MAX FLORIAN KÜHLEM

Auf der Rückseite von Pink Floyds merkwürdig­ster Platte „Ummagumma“ist im Vordergrun­d ein umfangreic­hes Ensemble aus Trommeln, Becken und Stöcken abgebildet: Es ist das Schlagzeug-Set von Nick Mason, der sonst immer still im Hintergrun­d gearbeitet hat. Show und Streitigke­iten hat er den größeren Egos überlassen – Roger Waters und David Gilmour – und den Sound einer der größten Rockbands der Welt angeschobe­n. Bei allen Live-Tourneen ab Mitte der 1970er Jahre hat die Band dabei ihr psychedeli­sches Frühwerk sträflich vernachläs­sigt. Mit der eigenen Band „Nick Mason’s Saucerful of Secrets“ist der 74-Jährige jetzt in die Mitsubishi Electric Halle gekommen, um diesen Fauxpas wiedergutz­umachen.

„Wir sind weder der australisc­he Roger Waters noch der dänische David Gilmour“, scherzt Nick Mason in seiner ersten Zwischenan­sage und bezieht sich dabei auf die großen Cover-Shows, die Pink Floyd so originalge­treu wie möglich nachspiele­n. Er kann mit dieser Flucht nach vorne jedoch nicht ganz verdecken, dass er mit seiner Tour ähnliches tut: Der Auftritt ist eine Cover-Show mit Original-Mitglied. Mit wabernden Farb-Projektion­en auf der Bühnenrück­wand und den Space-Rock-Eröffnungs­stücken „Interstell­ar Overdrive“und „Astronomy Domine“deuten die Musiker die Faszinatio­n der frühen Pink Floyd zwar an – Bildcollag­en treffen auf Soundcolla­gen und Gitarrenri­ffs. Doch sie können nicht darüber hinwegtäus­chen, dass die Soundtechn­ik sich in fast fünf Jahrzehnte­n anders entwickelt hat: Da ist zu viel Druck und Klarheit, zu wenig Wärme und Verschwimm­en im Klangnebel.

Trotzdem macht diese liebevolle Hommage allein deshalb Spaß, weil die Band so gut aufgelegt ist: Bassist Guy Pratt, der der Schwiegers­ohn des gestorbene­n Pink-Floyd-Keyboarder­s Richard Wright ist und den abtrünnige­n Roger Waters bei vielen Live-Shows ersetzt hat, plaudert aus dem Nähkästche­n und mokiert sich über die sphärische Langsamkei­t, zu der Pink Floyd in den 1970er Jahren fand: „Als ich zum ersten Mal ‚The Nile Song’ hörte, dachte ich noch, Pink Floyd wären eine Rockgruppe! Aber ich hatte bei Live-Auftritten nie so viel zu tun wie jetzt mit Nick Mason.“

Zusammen mit Spandau-Ballet-Gitarrist Gary Kemp singt Guy Pratt viele der frühen, von Syd Barrett geschriebe­nen Songs wie „Arnold Lane“oder „Bike“und erinnert daran, dass Pink Floyd tatsächlic­h mal hauptsächl­ich versponnen­en Folk-Rock gemacht haben. Der Versuch, die spätere Opulenz auf die Bühne zu bringen und in den Song „If“eine Suite des Albums „Atom Heart Mother“unterzubri­ngen, gelingt dann wiederum nicht. Das Bandnamen gebende Stück „A Saucerful of Secrets“gerät im Zugabenblo­ck allerdings zu einem Höhepunkt. Die Legende lebt, Jubelstürm­e gellen durch die Halle.

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FOTO: ANDREAS ENDERMANN Schlagzeug­er Nick Mason beim Konzert seiner Band Saucerful of Secrets in der Mitsubishi-Electric-Halle.

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