„Eine Schule zu bauen, ist eine Leistung für Generationen“
Dirk Tillmann, Assoziierter Partner RKW Architektur + und Projektleiter des Albrecht-Dürer-Berufskollegs, über die kurze Bauzeit, die Struktur der neuen Schule und wie der Bau noch etwas farbenfroher werden soll.
INTERVIEW
Herr Tillmann, die Grundsteinlegung des Albrecht-Dürer-Kollegs ist gerade einmal zwei Jahre her. Das ging schnell, oder?
TILLMANN Ja, das ging sehr schnell. Es wurden beim Bau viele Fertigteile verwendet, die quasi vom LKW geladen und sofort verbaut werden konnten. Außerdem war das ganze Projekt sehr gut im Voraus geplant. Wir hatten keine unerwarteten Hindernisse, und darum sind wir in wirklich kurzer Zeit fertig geworden.
Als Architekt im Düsseldorfer Büro RKW sind Sie auf Schulen spezialisiert. Was ist aus Ihrer Sicht das Besondere daran?
TILLMANN Schulen sind ein wirklich spannendes Feld, weil sich die Vorgaben und Methoden, aber auch die Anforderungen ständig entwickeln. Außerdem finde ich, sie zu bauen ist immer auch eine Leistung für kommende Generationen. Mein Team und ich bei RKW Architektur + machen alles, vom Anbau kleiner Flügel bis zur neuen Errichtung großer Komplexe wie beim Dürer-Kolleg. Gerade in so einem Fall ist Schulbau auch Stadtplanung.
Wieso Stadtplanung?
TILLMANN Nun, ein Gebäude steht ja nicht für sich im Raum. Es muss immer auch eine Rolle in seiner Umgebung erfüllen. Wie sieht die Umgebung des Dürer-Kollegs aus?
Nicht schön.
TILLMANN Genau. Wir haben im Westen die Bahnstrecke, die das Viertel von der Benrather Innenstadt abschneidet. Das Kolleg liegt genau in einem Industriegebiet, einer Sperre zwischen Benrath und dem Paulsmühlenviertel. Drumherum entstehen neue Wohnkomplexe, da mussten wir unser neues Gebäude anpassen.
Wie ist das gelungen?
TILLMANN Die meisten Menschen kommen wohl vom Bahnhof aus zum Kolleg. Da gibt es eine kleine Unterführung, dunkel und eng, da konnten wir auch nicht dran. Aber die weitet sich dann zum großen Vorplatz der Schule hin, gibt den Raum frei. Gleichzeitig tritt das Erdgeschoss der Schule zurück, so dass eine neue Achse entstanden ist, die vom Bahhof aus vorbei an der Schule und dem neuen Wohnquartier bis zum alten Paulsmühlenviertel reicht. Die Schule und ihren Vorplatz so organisch in eine offene neue Struktur zu integrieren, war mit das Wichtigste am ganzen Projekt.
Wie ist das architektonische Grundkonzept des neuen Dürer-Kollegs?
TILLMANN Im Grunde ist die Struktur simpel: Ein dreistöckiges Gebäude, ringförmig um einen Innenhof geordnet. Dieser Hof soll das Zentrum des Komplexes sein, nicht nur räumlich, sondern auch funktional: Von hier aus verteilen sich die Schüler in die verschiedenen Fachbereiche. Die Schule hat keine besonders attraktive Nachbarschaft, so dass das Schulleben hier, behütet im Innern, stattfinden soll.
Sie haben von den verschiedenen Fachbereichen gesprochen. Hat jeder der sechs Ausbildungsschwerpunkte einen eigenen Flur?
TILLMANN So kann man das sagen. Auf der Außenseite des Gebäudes gibt es Fachräume, innen die Klassenräume, einfach aus Lärmschutzgründen. Aber im Wesentlichen findet der Unterricht für jeden Fachbereich, etwa der Gastronomen oder der Schreiner, im selben Gebäudeteil statt. Es gibt für jede der Gruppen auch eine bestimmte Farbe, in der ihr Bereich gestaltet ist. Das gute daran ist, dass sich die Räume mit relativ wenig Aufwand umfunktionieren lassen, sollten sich die Verhältnisse innerhalb der Schülerschaft verschieben.
Der farblichen Gestaltung zum trotz wirkt die Schule doch recht kahl, fast steril.
TILLMANN Das stimmt, aber das soll nicht so bleiben. Früher musste eine Schule immer bunt sein. Aber eine Schule ist kein Selbstzweck, sondern ein Werkzeug, mit dem Schüler und Lehrer arbeiten können. Und so soll es auch am Dürer-Kolleg sein. Es sollen Arbeiten von Schülern gezeigt werden, Plakate, Fotos, Urkunden. In einem weniger schlichten Konzept würden die nur stören. Den Schülern kommt also die Aufgabe zu, der Schule den letzten Schliff zu geben und sie bunt zu machen.
DOMINIK SCHNEIDER FÜHRTE DAS GESPRÄCH