Werbewände mit Moos sollen Luft filtern
An und unter Bahnbrücken will das auf Außenwerbung spezialisierte Unternehmen Ströer in einem Pilotprojekt das Moos rund um digitale Werbeträger pflanzen. Stadt und Bahn begrüßen die Idee, haben aber auch noch Fragen.
Düsseldorfs Luft ist schlecht – zumindest an vielen Hauptstraßen, allen voran der Corneliusstraße. Daran etwas ändern will nun die Firma Ströer. In einem Pilotprojekt will das auf Außenwerbung spezialisierte Unternehmen an und unter den Bahnbrücken an den Hauptstraßen wie der Corneliusstraße Wände mit Moos bepflanzen. Das soll Feinstaub und sogar Stickstoffdioxide filtern – und mit digitalen Werbewänden refinanziert werden.
„Entwickelt haben wir das Konzept für die Mooswände zusammen mit der Universität Freiburg, die unser wissenschaftlicher Partner bei der Sache ist. Düsseldorf bietet sich als Standort für ein Pilotprojekt an, weil das Thema Luftreinheit hier gerade so eine große Rolle spielt“, sagt Hermann Meyersick, Geschäftsführer von Ströer Deutsche Städte Medien. Außerdem hofft sein Unternehmen, mit dem Projekt erste digitale Stadtinformationsanlagen in Düsseldorf aufstellen und in das Thema „Smart City“einsteigen zu können. Bislang gibt es solche digitalen Tafeln, die sich über Werbung refinanzieren, nicht in Düsseldorf.
„Die Idee bei diesen Tafeln ist, dass darauf auch Informationen etwa zur Verkehrslage, aktuellen Themen im Stadtrat oder Gefahren aufgespielt werden – wenn es akut ist, in sehr kurzer Zeit“, erklärt Meyersick. Abwechselnd würden dann solche Nachrichten und Werbung, die lokale Unternehmen schalten sollen, gezeigt. Die Werbekunden zahlen dafür zwischen 2500 und 5000 Euro pro Jahr, der Bau einer Anlage kostet derweil laut Ströer je nach Stromanschluss mindestens 100.000 Euro, hinzu kommt die Pacht für die Standorte.
An dieser Stelle kommen Stadt und Deutsche Bahn ins Spiel: Der Bahn gehören die Wände und Unterführungen, Ströer ist dort bereits Vertragspartner. „Das Projekt ist uns als Ideenskizze bekannt. Natürlich sind wir guten Ideen gegenüber immer aufgeschlossen“, sagt eine Bahnsprecherin. Allerdings müssten vor einer Umsetzung erst bauliche, bahnbetriebliche und rechtliche Rahmenbedingungen geklärt werden. Die Stadt müsste ebenfalls ihre Zustimmung geben: Denn Moos und Bildschirme würden in den Luftraum hineinragen – und dann ist die Stadt zuständig. Außerdem hofft man bei Ströer, nicht nur an den Unterführungen der Bahn, sondern im gesamten Stadtgebiet die digitalen Tafeln aufstellen zu können. Mindestens 80 Standorte wären notwendig, um flächendeckend zu arbeiten.
Was das Thema digitale Werbung angeht, sei das Amt für Verkehrsmanagement derzeit mit verschiedenen Partnern im Gespräch, um dann auszuschreiben, heißt es von der Stadt. Das Moos-Projekt ist im Rathaus bekannt, man sei dem Thema gegenüber aufgeschlossen, benötige aber noch konkretere Informationen. Dass Moos Feinstaub filtere, sei bekannt – größer sei in Düsseldorf aber das Stickstoffidoxid-Problem. Dagegen sollen laut Ströer Bakterien helfen, die in das Grün eingesetzt werden und das Stickstoffdioxid umwandeln – daran experimentiere man derzeit. Moos-Bänke, die Feinstaub filtern, wurden derweil bereits von dem Unternehmen „Green City Solutions“in mehreren Städten getestet – Kritik gab es dabei allerdings etwa daran, dass kein Effekt in der Luft zu messen war. Einige Städte bauten die Bänke deshalb wieder ab. Ströer betont, man würde das Moos anders anpflanzen.