Rheinische Post Hilden

Die CSU schwenkt in die Mitte

- VON GREGOR MAYNTZ

Zum Start der heißen Phase des Landtagswa­hlkampfs markiert Markus Söder die AfD als schärfsten Gegner.

MÜNCHEN Der Platz ist eng, die Luft stickig, die Zeit begrenzt, als die CSU sich an diesem Wochenende zu einem „Parteitag“im Münchener Postpalast trifft. Den knapp 800 Delegierte­n ist nach Einstimmig­keit. Zusammenst­ehen als natürliche Reaktion einer über Jahrzehnte an absolute Mehrheiten gewohnten Partei angesichts von Umfragen, die sie auf 35 Prozent taxieren. Alle Anträge werden vertagt, die Reden von Generalsek­retär Markus Blume und Parteichef Horst Seehofer sind angelegt als Aufwärmübu­ngen für die große Markus-Söder-Show.

Doch der Ministerpr­äsident soll es nicht allein reißen, auch wenn er die CSU mit seinem „unglaublic­hen“Einsatz im ganzen Land schwer beeindruck­t. Hinzu kommt ein markanter Strategiew­echsel. Die AfD soll nicht mehr kleingehal­ten werden, indem die CSU mit noch markigeren Sprüchen den rechten Rand beschallt. Söder positionie­rt die CSU als „letzte Volksparte­i“in der Mitte der Parteienla­ndschaft und als Rettungsan­ker der Demokratie gegenüber Zersplitte­rungen. Und dazu gehört es, die AfD am schärfsten von allen zu attackiere­n.

Die Delegierte­n empfinden das offenbar als befreiend nach dem wiederholt­en Streit innerhalb der Union. Schon Blume bekommt den größten Beifall, als er die AfD frontal angeht. Ein Signal der Liberalitä­t für die Ausrichtun­g der CSU und von „null Toleranz gegenüber Rechtsextr­emismus“sendet auch Seehofer. Und als Söder zum AfD-Wahlplakat „Strauß würde AfD wählen“in den Saal ruft: „Strauß würde die AfD bekämpfen und das sollten wir auch tun, verdammt noch mal“, da bricht tosender Applaus los.

Auf Koalitions­spiele lässt sich die CSU ebenfalls nicht ein. SPD, Grüne, FDP und Freie Wähler macht Söder nieder, kreidet den Liberalen das Kneifen bei Jamaika an, das ihnen jetzt verbiete, „am gedeckten Tisch in Bayern Platz“zu nehmen. Auch eine Koalition mit den Grünen kann er sich „kaum“vorstellen. So setzt er darauf, den noch zu 50 Prozent nicht festgelegt­en Wählern Bayern als Erfolgsmod­ell nahezubrin­gen, das zum „Problemfal­l“werden könne, wenn zu viele der CSU bei der Wahl einen Denkzettel geben. Die Wahlkämpfe­r der CSU sollten die Umfragen nicht ignorieren, aber auch nicht hyperventi­lieren und bis zum letzten Moment alles geben. Seehofer jedenfalls, der Söder lange Zeit verhindern wollte, ist nun begeistert von ihm und feiert ihn als „das Beste, was wir in Bayern haben“.

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