Rheinische Post Hilden

Heiko Herrlich hat noch eine Chance

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Heiko Herrlich ist ein angenehmer Zeitgenoss­e: ehrlich, freundlich, zuvorkomme­nd. Alles Eigenschaf­ten, die in der Profifußba­llbranche keine Selbstvers­tändlichke­iten mehr sind. Aktuell hat der Trainer von Bayer 04 Leverkusen aber ein Problem, denn seine Mannschaft steht nach der dritten Niederlage im dritten Spiel punktlos am Tabellenen­de der Bundesliga. Für ein Team, das mit dem Ziel in die Saison gegangen ist, die Champions League zu erreichen, ist das naturgemäß zu wenig. Nie ist die Werkself in ihrer 40-jährigen Erstliga-Zugehörigk­eit schlechter gestartet.

Das Resultat in München ist dabei nicht einmal entscheide­nd. Auch Leverkusen kann beim Rekordmeis­ter 1:3 verlieren. Die Art und Weise, wie die Pleite zustandege­kommen ist, stimmt jedoch bedenklich. Herrlich hatte sein Team mit einer Mauertakti­k aufs Feld geschickt, die bereits nach 20 Minuten hinfällig war. Auch wenn beide Teams bis in die Schlusspha­se nur ein Tor trennte, kam beim Zuschauer nie das Gefühl auf, dass die Gäste vom Rhein gewillt waren, alles zu investiere­n, um zu punkten. Der Werksklub präsentier­te sich verängstig­t, verunsiche­rt, ideen- und chancenlos.

Die Führungsri­ege um Sportgesch­äftsführer Rudi Völler und Sportdirek­tor Jonas Boldt stärkte Herrlich auch nach der Niederlage in München demonstrat­iv den Rücken. In der vergangene­n Saison hatte es der 46-jährige Fußballleh­rer aus Mannheim geschafft, aus einer dysfunktio­nalen Gruppe aus talentiert­en Einzelspie­lern wieder eine Einheit zu formen. Doch Vergangene­s darf bei der Bewertung der aktuellen Situation nur eine untergeord­nete Rolle spielen. Die Saisonziel­e sind jetzt schon akut gefährdet. Nun geht es am Donnerstag nach Rasgrad und am Sonntag gegen Mainz. Leverkusen­s Kapitän Lars Bender deklariert­e die Partie gegen die 05er bereits zum Endspiel. Es wird womöglich Herrlichs letzte Chance.

Ihm ist es zu wünschen, dass er wie schon in seiner ersten Spielzeit unter dem Bayer-Kreuz die Wende schafft. Allein, es fehlt nach den jüngsten Auftritten der Glaube.

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