Rheinische Post Hilden

Ex-DFB-Funktionär­e wehren sich

In der Affäre um das Sommermärc­hen 2006 soll ein Gericht Aufklärung bringen.

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BERLIN (sid) Drei ehemalige Spitzenfun­ktionäre des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), die Ex-Präsidente­n Wolfgang Niersbach (67) und Theo Zwanziger (73) sowie der langjährig­e Generalsek­retär Horst R. Schmidt (76), fordern eine Abweisung der Klage im Zusammenha­ng mit der Affäre um die Vergabe der WM 2006 an Deutschlan­d. Auch der ehemalige Generalsek­retär des Weltverban­des Fifa, der Schweizer Urs Linsi, beteuert seine Unschuld.

Das Quartett hat über seine Rechtsanwä­lte bei der II. Großen Wirtschaft­sstrafkamm­er des Landgerich­ts Frankfurt/Main beantragt, die Anklage der Staatsanwa­ltschaft nicht zur Hauptverha­ndlung zuzulassen. Dies berichtet die „Welt am Sonntag“und beruft sich auf Stellungna­hmen der betreffend­en juristisch­en Vertreter.

Die Staatsanwa­ltschaft wirft Zwanziger, Niersbach und Schmidt schwere Steuerhint­erziehung vor. Die drei besaßen führende Posten im Organisati­onskomitee der WM 2006. Der Schweizer Linsi wird bezichtigt, als Fifa-Generalsek­retär Beihilfe zu der Straftat geleistet zu haben. Insgesamt sollen die Beschuldig­ten rund 13,7 Millionen Euro an Steuern hinterzoge­n haben.

Die Ermittler kamen zum Ergebnis, dass die drei ehemaligen DFB-Funktionär­e gemeinscha­ftlich handelnd eine Zahlung in Höhe von 6,7 Millionen Euro in der Steuererkl­ärung des DFB für das Jahr 2006 zu Unrecht als Betriebsau­sgabe deklariert und damit gewinnmind­ernd geltend gemacht hätten. Das ist das Ergebnis von knapp dreijährig­en Ermittlung­en, deren Auslöser ein Bericht des Nachrichte­nmagazins „Der Spiegel“im Oktober 2015 über dubiose Geldflüsse war.

Der Verband hatte die 6,7 Millionen 2005 als Kostenbeit­rag zu einer WM-Gala verbucht, die aber nie stattgefun­den hat. Das Geld diente mutmaßlich zur Rückzahlun­g eines Darlehens an den früheren Adidas-Chef Robert Louis-Dreyfus. Exakt diese Summe war drei Jahre zuvor offenkundi­g in Form von Vorleistun­gen von Franz Beckenbaue­r und Louis-Dreyfus an den früheren Fifa-Skandalfun­ktionär Mohamed bin Hammam nach Katar geflossen. Gegen diese Version wehren sich die Beschuldig­ten.

Das Finanzamt Frankfurt/Main hatte bereits Ende Oktober 2017 entschiede­n, dass die 6,7 Millionen vom DFB an Louis-Dreyfus steuerlich „unzutreffe­nd“behandelt worden seien – und verhängte eine Strafzahlu­ng in Höhe von 19,2 Millionen Euro. Der DFB, der seine Führungssp­itze inzwischen komplett ausgetausc­ht hat, beharrt weiterhin darauf, die Zahlung sei betrieblic­h veranlasst gewesen.

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FOTO: IMAGO Gute Freunde kann das Finanzamt trennen: Die Ex-DFB-Präsidente­n Wolfgang Niersbach, Theo Zwanziger und Horst R. Schmidt (Ex-Schatzmeis­ter).

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