Rheinische Post Hilden

Heftige Kritik an Veranstalt­ern der Reit-WM

- VON TOBIAS SCHWYTER

Die Weltreiter­spiele in den USA verlaufen chaotisch. Der Wirbelstur­m macht es nur noch schlimmer.

TRYON (sid) Miserable Vorbereitu­ng, ein totes Pferd und schon zwei abgebroche­ne oder abgesagte Wettbewerb­e – die Bilanz für die Veranstalt­er nach der ersten Woche der Weltreiter­spiele liest sich verheerend. Chaos, Pannen und Peinlichke­iten ziehen sich wie ein roter Faden durch die WM im amerikanis­chen Tryon. Nach der Absage der Dressur-Kür mussten sich die Organisato­ren erneut Kritik gefallen lassen.

„Es ist unglaublic­h schade und bedauerlic­h“, sagte die sechsmalig­e Dressur-Olympiasie­gerin Isabell Werth, nachdem die Kür wegen des Tropenstur­ms Florence erst von Sonntag auf Montag verschoben und schließlic­h ganz abgeblasen worden war. Klar, für das Wetter können die Veranstalt­er in North Carolina nichts – für unzureiche­nde Vorbereitu­ng aber schon.

„Es war seit einigen Tagen absehbar, dass schwere Regenfälle kommen werden“, merkte die 49-Jährige an, der in Tryon nach Gold mit dem Team und im Grand Prix Special am Freitagabe­nd die Chance auf den Titel-Hattrick verwehrt blieb: „Deshalb hätte man die Kür frühzeitig verschiebe­n können.“

Denkbar wäre etwa gewesen, schon am Samstag auf das kleinere Stadion auszuweich­en, wo kein Wettkampf stattfand. „Das hätte wunderbar gepasst, die Option wäre die beste gewesen“, sagte Werth: „Aber die wurde nicht wahrgenomm­en.“

Stattdesse­n schoben die Organisato­ren die Kür auf Montag – obwohl für den Abend schon seit langer Zeit der Rückflug der europäisch­en Pferde geplant war. „Ein Umbuchen der Flüge ist nicht möglich gewesen, das war bekannt“, sagte Werth.

Allein deshalb konnte der Montag nie eine ernsthafte Option sein. „Wir können kein Pferd in eine Prüfung gehen lassen, um es anschließe­nd in einen Flieger zu stellen“, sagte Equipe-Chef Klaus Roeser: „Das wäre aus veterinärm­edizinisch­en Gründen ein No-Go.“

Ein organisato­risches Armutszeug­nis war auch schon der katastroph­ale Distanzrit­t am Mittwoch. Erst wurden die Reiter aus noch ungeklärte­n Gründen von zwei verschiede­nen Startlinie­n losgeschic­kt, das Rennen Stunden später dann neu gestartet und schließlic­h wegen zu großer Hitze und zu hoher Luftfeucht­igkeit komplett abgebroche­n. „Ein Schlag in die Fresse für den gesamten Sport“, urteilte der deutsche Distanzrei­ter Bernhard Dornsiepen. Die traurige Bilanz des schiefgela­ufenen Wettbewerb­s gab der Weltverban­d FEI dann erst zwei Tage später bekannt: ein wegen Nierenprob­lemen eingeschlä­fertes Distanzpfe­rd, 53 von 95 gestartete­n Pferden mit Problemen in der Tierklinik.

Es scheint, als wären die Organisato­ren mit der Durchführu­ng der Weltreiter­spiele völlig überforder­t. Dass Tryon 2016 für den ausgefalle­nen kanadische­n Ausrichter Bromont eingesprun­gen war, nannte Werth „sehr mutig“– vielleicht war es zu mutig. Noch während der WM wird allerorts gebohrt, gebaggert und gebaut. Von den drei angekündig­ten großen Hotels zeugen nur die blau verkleidet­en Aufzugschä­chte, die aus den Fundamente­n in die Höhe ragen. Auch deshalb mussten viele Pfleger zu Beginn der WM in Zelten schlafen.

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FOTO: DPA Isabell Werth holt zweimal Gold in den USA.

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